image Foto: Susanne Schmidt-Lüer

Almuth Meyer (li) und Bernd Steffen informieren sich bei Katrin Wilhelm (Bildmitte) im WESER5 Diakoniezentrum.

„Die Stimmung im Bahnhofsviertel wird rauer“

SPD-Delegation besucht des WESER5 Diakoniezentrum

Eine Mitarbeiterin des WESER5 Diakoniezentrums füllt orange-rote Flüssigkeit in kleine Becher. Duschgel für Männer, die im Hygienecenter im Hof des WESER5 Diakoniezentrums duschen. Almuth Meyer, gesundheitspolitische Sprecherin der SPD im Römer, Björn Steffen von der SPD Bornheim und Fraktionsassistent Tim Hoppe schauen ihr zu. Sie sind zu Besuch gekommen, um sich über das Hygienecenter zu informieren, und die Arbeit in der Einrichtung für Wohnungslose der Diakonie Frankfurt und Offenbach im Bahnhofsviertel kennenzulernen.

Das Hygienecenter funktioniert

Bis Ende September 2024 ist das Hygienecenter von der Stadt Frankfurt finanziert, erklärt Katrin Wilhelm, die Leiterin des WESER 5 Diakoniezentrums. Die Container mit Duschen und WCs wurden im März 2023 eröffnet. In Spitzenzeiten kommen 100 Männer pro Tag zum Duschen, im Sommer sind es im Schnitt zwischen 50 und 70 Gäste und im Winter etwas weniger. Wilhelm bilanziert: „Das Hygienecenter hat bisher relativ gut funktioniert, wir haben zwar Alltags-Vandalismus, müssen immer mal wieder Duschschläuche und Armaturen ersetzen, aber es läuft.“ SPD-Politikerin Almuth Meyer erkundigt sich, ob rings um die Duschen und Toiletten konsumiert wird, aber das kann Katrin Wilhelm entkräften: „Da ist uns nichts aufgefallen.“

Die Menschen werden verdrängt und weggeschickt

Allerdings betont sie, dass die Stimmung im Bahnhofsviertel insgesamt rauer wird, und dass die Räume rings um den Hauptbahnhof enger werden: „Die Menschen werden verdrängt und weggeschickt. Dort, wo sie bleiben dürfen, zum Beispiel bei uns im Tagestreff, entlädt es sich dann.“

200 bis 250 Gäste am Tag

200 bis 250 Gäste zählt der Tagestreff am Tag, rund 20 ziehen sich gleich auf die Empore zum Schlafen zurück, andere schlafen an den Tischen. „Denn im Winter sind die Menschen sehr ausgezehrt von der Kälte. Wenn sie zu uns kommen, erfüllen wir erstmal die Grundbedürfnisse Essen und Schlafen,“ sagt Wilhelm. SPD-Politiker Björn Steffen, selbst Mediziner, bringt eine mögliche Kooperation mit Medizinstudent:innen ins Gespräch.

Modellprojekt für psychisch Erkrankte auf der Straße

„Was wünschen Sie sich von der Stadtpolitik?“, erkundigt sich Stadtverordnete Almuth Meyer. Wilhelm berichtet von Menschen mit psychischen Erkrankungen auf Frankfurter Straßen und einem Tandem-Modellprojekt in Berlin, das eventuell auch für Frankfurt infrage käme. Im Berliner Projekt gibt es eine Zusammenarbeit von Psychiatrischem Krankenhaus und der Wohnungsnotfallhilfe. Menschen, die aus der Psychiatrie entlassen werden, wird dort ein Platz zum Wohnen vermittelt, und sie werden dann von einem Tandem aus Pflege und Sozialarbeit betreut. Die sozialdemokratischen Gäste sind interessiert.

Gummibärchen und Frikadellenbrötchen

Was die Mitarbeiter:innen im WESER5 Diakoniezentrum bei ihrer schwierigen Arbeit motiviert, fragt Almuth Meyer. „Wenn es zum Beispiel gelingt, jemanden, der unter der Brücke schläft, ins Männerwohnheim aufzunehmen und ihn von dort aus in eine eigene Wohnung zu vermitteln“, sagt Wilhelm. Aber auch, wenn jemand, der sonst ganz zurückgezogen ist, einen Schlafsack annimmt oder sich über Gummibärchen und ein Frikadellenbrötchen vom Kiosk freut.


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