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Auf Tour zu obdachlosen Menschen mit Dominik Theilmann vom WESER5 Diakoniezentrum
Dominik Theilmann legt kalte Wasserflaschen in die geräumige Fahrradtasche und los geht’s. Dieser Juli-Tag ist superheiß und auch der Fahrtwind auf dem E-Bike kühlt nicht wirklich. Der Sozialarbeiter des WESER5 Diakoniezentrums flitzt Richtung Mainufer, macht Halt unter einer Mainbrücke. Dort im Schatten sitzen drei Männer, freuen sich über die kalten Wasserflaschen und die gelben Käppis gegen die Sonne. Einer der Männer hat den Arm verbunden: „Ich wurde an der Hand operiert“, erzählt er. Keine Freude in dieser Hitze. Eigentlich muss er zum Arzt, um den Verband zu wechseln. Draußen zu schlafen ist da nicht optimal, sagt er. Seit drei Jahren sei er geschieden, habe das Sorgerecht und eigentlich ein Zuhause in Erfurt, aber seine Ex-Frau ziehe nicht aus. „Heute ist es warm“, sagt sein Kumpel „37 Grad“ antwortet Theilmann und reicht kleine Fläschchen mit Sonnencreme an die drei obdachlosen Männer. Er muss weiter, auf seiner regelmäßigen Tour durch die heiße Stadt.
Sozialarbeiter Dominik Theilmann packt Flaschen ins Eisfach für seine nächste Tour zu obdachlosen Menschen. Foto: Susanne Schmidt-Lüer
Wasser und eine Zigarette Seine nächste Station ist ebenfalls am Mainufer. Unter einer Brücke beugt er sich zu einer Frau, die dort auf den Steinen am Ufer liegt, gibt ihr Wasser, klopft für sie eine Zigarette aus der Packung. Die Frauen und Männer von der Aufsuchenden Sozialarbeit des Diakoniezentrums WESER5 der Diakonie Frankfurt und Offenbach sehen regelmäßig nach der Frau. „Vielen Dank“, ruft sie zum Abschied.
Ich bin nur obdachlos Theilmann tritt in die Pedale, fegt durch die heißen Straßen von Sachsenhausen. In einer kleinen Parkanlage sitzen zwei obdachlose Männer im Schatten von Büschen und Sträuchern. Ihre Sachen stehen in Plastiktaschen unter einer Parkbank, ein ausrangierter Sonnenschirm ist darüber gespannt. „Oh ist das kalt“, sagt einer der Männer freudig, als ihm der Sozialarbeiter eine Wasserflasche anbietet. „Unerträglich“ finden die beiden Männer die Hitze, „da fällt einem nichts mehr ein“, sagen sie und fragen: „Was soll man eigentlich essen?“ Salz wäre gut, man schwitzt so viel aus, überlegen sie, aber Salz haben die Männer nicht. Seit vier Jahren mache er Platte erzählt Herr D. Als Kind kam er aus Serbien nach Deutschland. Sein größter Wunsch: „Ein Ruhepol, man braucht seine heiligen vier Wände.“ Aber eine kleine Wohnung zu finden ist aussichtslos für ihn. „dabei bin ich kein Kleinkrimineller, kein Dieb, sondern nur obdachlos, aber ich bin unfähig, mich dagegen zu wehren.“ Jetzt lebt er Tag und Nacht draußen, mit „flegelhaften Menschen oder Drogensüchtigen in Sammelunterkünften“ möchte er nicht übernachten, „da komme ich nicht klar“. Seine Stimme klingt weich und freundlich. Er ist froh über seinen Kumpel, der die meiste Zeit schweigt, nur ab und zu nickt. „Man überdauert halt und hofft auf das Beste“, sagt Herr D., Die beiden Männer würden sich gerne im kalten Wasser erfrischen, „der Main ist ja nicht weit, aber es ist verboten, da reinzuspringen, überhaupt gibt es in Frankfurt wenig Brunnen und wenig Wasser“. Ab und zu geht Herr D. duschen im Hygienecenter im Hof des WESER5 Diakoniezentrums. „Aber nach einer Nacht draußen riecht es wieder mockig, das ist ein komisches Gefühl, ich ertrage das nicht.“ Auch wenn die beiden sehr harmonisch und freundschaftlich zusammen sitzen sagen sie: „Der Schein trügt, das ist der Horror, der reinste Überlebenskampf“. Beide haben schon erlebt, wie Menschen sie auf ihrer Platte angreifen wollten. Im Moment, bei der Hitze, sei es relativ ruhig gerade. Dominik Theilmann erinnert sie daran, ordentlich Wasser zu trinken „und nicht nur Klaren“.
Geeiste Flaschen für den heißesten Tag der Woche Weiter geht’s mit dem Rad zu einem Mann, der im Wald lebt. Es ist kühler im Grün, Stoffstücke und Äste schützen die Platte, aber ihr Bewohner ist nicht da. Dominik Theilmann steuert die letzte Station dieses Nachmittags an, den Baseler Platz. Fährt eine kurze Runde durch die kleine Grünanlage. Mit geübtem Blick sieht er Menschen aus der Drogenszene, Reisende, die mit ihrem Gepäck im Schatten auf den Fernbus warten und Wohnungslose, die sich hier aufhalten. Alle sitzen im Schatten, Theilmann muss nicht eingreifen und dreht ab, zurück in das WESER5 Diakoniezentrum. Für seine Runde am nächsten Tag packt er die kleinen Wasserflachen direkt ins Eisfach. Es soll der heißeste Tag der Woche werden: „Da freuen sich die Leute, wenn die Flaschen vereist sind und lange kalt bleiben.“
Das WESER5 Diakoniezentrum, Weserstraße/Ecke Gutleutstraße im Frankfurter Bahnhofsviertel sucht regelmäßig obdachlose Menschen auf, das Frankfurter Stadtgebiet ist zwischen den Hilfsorganisationen aufgeteilt und sie tauschen sich untereinander aus. Das WESER5 Diakoniezentrum freut sich über Spenden von kleinen Sonnencremefläschchen 50ml, 0,5 Liter Wasserflaschen, Kappen und Deos. Der Empfang in der Weserstraße 5 ist rund um die Uhr zur Spendenannahme geöffnet.
Mehr zum WESER5 Diakoniezentrum
Wenn Sie einen Menschen hilflos in der Hitze sehen, können Sie: eine Flasche Wasser verschenken die Menschen auf Augenhöhe ansprechen und fragen, ob sie etwas brauchen Die städtische Hotline für soziale Notlagen anrufen: 069 212 700 70. Den „Hitzebus“ anrufen, Telefon: 069 43 14 14.
ERV-Jahresbericht: Evangelisch, diakonisch, weltoffen – Auf diesem Fundament entsteht Zukunft
Was bewegt Kirche und Diakonie in Frankfurt und Offenbach? Der neue Jahresbericht des Evangelischen Regionalverbands (ERV) gibt Antworten – bunt, berührend und nah an den Menschen. Unter dem Titel „Evangelisch – Diakonisch – Weltoffen“ nimmt der Bericht seine Leserinnen und Leser mit in die vielfältigen Arbeitsfelder des ERV.
Im Mittelpunkt dieses Jahresberichtes: das diakonische Handeln. Auf 80 Seiten erzählen Geschichten von Hoffnung und Zusammenhalt – von geflüchteten Kindern, die in einer Kunstwerkstatt aufblühen, über neue Kitas und Wohnprojekte bis hin zu Menschen, die mit Unterstützung wieder festen Boden unter den Füßen gewinnen.
Mitarbeitende, Ehrenamtliche und großzügige Spenderinnen und Spender – sie alle tragen dazu bei, dass Kirche und Diakonie lebendig und handlungsfähig bleiben. „Evangelisch, diakonisch, weltoffen – mutig, hoffnungsfroh, mitmenschlich und einladend. So verstehen wir uns. Auf diesem Fundament entsteht Zukunft“ schreiben Vorstandsvorsitzender Holger Kamlah und die beiden Geschäftsführer Markus Eisele und Thomas Speck im Jahresbericht. Eine spannende, ermutigende Lektüre.
Der ERV- Jahresbericht 2024: herunterladen oder am Bildschirm lesen.
„Gespräch im Café“ von Samt & Sonders XXL mit Gunter Volz von der Mobbing-Hotline Frankfurt
Mobbing am Arbeitsplatz kommt häufiger vor, als viele denken. Doch das Leiden der Betroffenen muss nicht endlos sein. Es gibt Hilfe und Ansprechpartner:innen, denen sie sich anvertrauen können. Davon erzählt Pfarrer Gunter Volz von der Mobbing-Hotline Frankfurt beim nächsten „Gespräch im Café“ von Samt & Sonders XXL. Der Secondhand-Markt der Diakonie Frankfurt und Offenbach in Bergen-Enkheim lädt dazu am Freitag, 4. Juli, um 16 Uhr ein (Röntgenstr. 10).
Die Mobbing-Hotline Frankfurt ist ein Angebot der Mobbing-Kontaktstelle Frankfurt-Rhein-Main in Trägerschaft der evangelischen und katholischen Kirche und der Gewerkschaften. Die Beratung der Einrichtung ist kostenlos und vertraulich. Gunter Volz, Pfarrer für Gesellschaftliche Verantwortung beim Evangelischen Stadtdekanat Frankfurt und Offenbach, ist von Anfang bis heute als einer der Hauptverantwortlichen dabei.
Kommt zum Gespräch ins Café von Samt & Sonders XXL: Pfarrer Gunter Volz. (Foto: Rolf Oeser)
Der Beratungsbedarf von Menschen, die am Arbeitsplatz gemobbt werden, hat in den zwanzig Jahren, die die Kontaktstelle jetzt besteht, nicht nachgelassen. Neben der Mobbing-Hotline organisiert die Einrichtung einen Gesprächskreis für Betroffene. Die Arbeit in der Kontaktstelle wird von Ehrenamtlichen geleistet, die zuvor entsprechend ausgebildet wurden.
Es wird also ein interessantes „Gespräch im Café“, zu dem selbstverständlich Kaffee und Kuchen bereitstehen. Samt & Sonders XXL lädt mit dieser Veranstaltungsreihe Menschen und Initiativen ein, die sich in Frankfurt sozial engagieren, damit sie sich mit den Besucherinnen und Besuchern des Secondhandmarktes und Interessierten austauschen können.
www.samtundsondersxxl.de
Großes Jubiläumsfest in der jugend-kultur-kirche sankt peter
Ein ganzer Tag zum Feiern: Am Donnerstag, 19. Juni 2025 feierte das Evangelische Stadtjugendpfarramt Frankfurt und Offenbach seine große Geburtstagsparty in der jugend-kultur-kirche sankt peter, anlässlich seiner Gründung vor 75 Jahren.
Die Kirchenpräsidentin der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Professorin Christiane Tietz, hielt die Predigt im Festgottesdienst und betonte die Bedeutung der Arbeit mit jungen Menschen, bei der sie erfahren „Ich muss Verantwortung für mich und mein Leben übernehmen“ und „Ich darf Fehler machen“. Um sie dabei gut zu begleiten, brauche es Menschen, die fragen „Was hast du schon erlebt?“ und „Wo brauchst du noch Hilfe?“. Solche Menschen gebe es im Stadtjugendpfarramt und überhaupt in der evangelischen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen.
Auch Stadträtin Elke Voitl, Dezernentin für Soziales und Gesundheit der Stadt Frankfurt, stellte die Wertehaltung der Kinder- und Jugendarbeit heraus: „Alle verdienen Liebe, Respekt und Chancen.“ Über diese Angebote kämen viele Menschen erstmals in Kontakt mit der Kirche – so sei es auch bei ihr gewesen. Sie lobte das Stadtjugendpfarramt als Vorbild und Mutmacherin, als stabile Säule für die Demokratie.
„In der Jugendarbeit hören junge Menschen von einem Gott, der will, dass ihr Leben gelingt“, sagte Stadtdekan Holger Kamlah. Zudem könnten sie hier erleben, „dass wir ihnen etwas zutrauen“. Als ein herausragendes Projekt nannte er das Konficamp: Es zeige, wie die Jugendarbeit Gemeinden und ganze Städte verbinden könne.
Ein Highlight des Gottesdienstes, der von Stadtjugendpfarrer Rasmus Bertram sowie Marko Schäfer, Stadtjugendreferent, und Sina Burghard, Leitung von hin und weg – Evangelische Jugendreisen, gestaltet wurde, war der Abschluss: In dem gereimten Grußwort von zwei Vertreter:innen der Stadtjugendvertretung wurde deutlich, wie sehr die Jugendarbeit ihr Leben bereichert und welche Türen sich dadurch für junge Menschen auftun. Ihr großer Dank ging an die Erwachsenen, die sich immer wieder für die Interessen der nachwachsenden Generation stark machen – natürlich verbunden mit dem Appell, dabei nicht nachzulassen.
Wunderbar musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst von „Se Bänd“ – einer Musikgruppe von Jugendlichen um Stadtjugendreferentin Jessica Kogoj, die sich im Rahmen des Konficamps gegründet hatte und nun regelmäßig zusammen Musik macht.
Dance-Party und Lichtermeer Im Anschluss gab es Geburtstagstorte und ein Meet & Greet, bei dem frühere haupt- und ehrenamtlich Engagierte an Stehtischen ihre Highlights erzählen, gefolgt von Spiel, Spaß und vielen kreativen Angeboten. Nach dem Abendessen startete um 19.15 Uhr ein Konzert mit „DeletedPage“ und Dance-Party, parallel dazu wurde draußen an der Feuerschale gesungen und Stockbrot geröstet. Der Abendsegen mit Lichtermeer um 21.30 Uhr rundete den Tag ab.
Nahrung geben – ein Leben lang Im Jubiläumsjahr schaut die „Fachberatung der Kirchengemeinden zu Kinder- und Jugendarbeit“ auch auf ihre bewegte Geschichte zurück und auf die Themen, die sie von Anfang an prägten: Beteiligung, informelle Bildung und Begleitung von jungen Menschen. Stadtjugendpfarrer Rasmus Bertram nennt Kirche einen „besonderen Ort, der wie eine Futterkrippe Nahrung und Orientierung gibt, ein Leben lang.“ Kinder und Jugendliche sollen Kirche als kraftspendenden Ort entdecken und immer wieder dorthin zurückzukehren –das ist das Credo der Arbeit, im Hier und Jetzt, betont Bertram. Denn wer sagt „Kinder und Jugendliche sind unsere Zukunft“ vergisst etwas ganz Wichtiges: „Kinder und Jugendliche sind jetzt da. Bleiben sie heute nicht, sind sie morgen weg.“
Junge Menschen in den Mittelpunkt stellen In den Kirchengemeinden, weiß Rasmus Bertram, gibt es nämlich viele Themen, Beerdigungen beispielsweise, die sich nicht aufschieben lassen. Junge Menschen und ihre Anliegen in den Mittelpunkt zu rücken – dafür ist das Stadtjugendpfarramt da. Und es unterstützt Kinder und Jugendliche dabei, ihre eigene Persönlichkeit zu entdecken und zu entfalten, selbst sprechfähig zu werden und sich in kirchlichen und städtischen Gremien zu beteiligen und mitzugestalten.
Jugendliche suchen Orientierung Welche Themen Jugendliche beschäftigen? „Klimaschutz, Queer-Sein oder einfach authentisch sein, Chancengleichheit, Diskriminierung aufgrund sozialer Herkunft (Klassismus), Ängste wegen des Wiedererstarkens rechter Kräfte, die Frage nach dem Wehrdienst, der Ukraine-Krieg und Kriege allgemein“, zählt Referent Frank Daxer auf. Er sagt: „Es herrscht viel Ungewissheit, Jugendliche suchen Orientierung.“ Rasmus Bertram ergänzt: „Insbesondere der Prozess EKHN 20230 beschäftigt Jugendliche, die sich kirchlich engagieren. Sie sind mehr als andere auf zu ihnen passende Räume angewiesen. Für sie geht es um alles, wenn sie fragen, ‚haben wir hier keinen Platz mehr?‘“.
Das Stadtjugendpfarramt ist für alle jungen Menschen da Für wen ist das Stadtjugendpfarramt eigentlich da? Frank Daxer zögert keine Sekunde: „Wir sind für alle da, es geht mit den Krabbelgottesdiensten los, mit Angeboten für Kinder bis 13 und für Jugendliche zwischen 14 und 27 Jahren.“ Die Mitgliedschaft in der Kirche, sagt Daxer, ist keine Voraussetzung.
Jubiläum – Stadtjugendpfarramt Ffm-OF
Ein Blick in 75 Jahre Stadtjugendpfarramt
1950: kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges steht die Hilfe für heimatlose Jugendliche und Geflüchtete im Fokus 1954: In der Stalburgstraße 38 wohnen 30 Jugendliche, die durch den Weltkrieg obdachlos geworden waren 1959: Der Jugendclub für berufstätige Mädchen eröffnet 1950er Jahre: Erste ökumenische Ferienfreizeiten nach England und Polen, zur Verständigung zwischen einstigen Kriegsgegnern 1950er und 1960er Jahre: Das Huthparkfest an Fronleichnam steht für Aufbruch, Gottesdienst, Musik und Beisammensein 1960: „Der Anker“, das erste Klubhaus der Evangelischen Jugend an der Wilhelm-Leuschner-Straße, ist täglich geöffnet, bietet 14 Klub- und Werkräume und eine Pepsi-Bar. Ganz wichtig: Die Mitgliedskarte. 1967: Beginn der Aufarbeitung des Holocaust, Hörspiel über Oscar Schindler, der 1500 jüdische Bürger:innen gerettet hatte Ende der 1970er Jahre: Das Stadtjugendpfarramt und seine Tochtervereine gründen Jugendhäuser zum Beispiel das Jugendhaus Am Bügel, am Heideplatz und das Internationale Kinderhaus an der Wiesenhüttenstraße. GAG, die Gottesdienst Ag macht innovative Gottesdienste von Jugendlichen für die ganze Gemeinde. 1975: Bildungsnotstand, Angst vor Prüfungen, Numerus Clausus und mehr treibt Schüler:innen und Eltern um, das Stadtjugendpfarramt greift das auf. 1990: Das Stadtjugendpfarramt richtet Schulsozialarbeit dauerhaft ein 1970er und 1980er Jahren: Aufklärung über Jugendreligionen ist ein Thema und die Milchbar eröffnet in der Stalburgstraße 38, sie ist bis heute ein Treff für Schüler:innen. 1980: Aus dem StaJu geht der Evangelische Verein für Jugendsozialarbeit hervor 1981: Der erste Motorradgottesdienst denkt an die verstorbenen Biker:innen 1981: Das Stadtjugendpfarramt wird Teil der Protestbewegung gegen die geplante Startbahn West am Frankfurter Flughafen. 1985: Die Schulendtage bieten Orientierung für die Zeit nach dem Schulabschluss. 1987-1996: Der Intertreff-Jugendkiosk in der Hauptwache informiert über Jugendreisen und andere Angebote. 1993: Engagement gegen Ausländerfeindlichkeit, insbesondere nach dem Anschlag auf die Familie Genç in Solingen 1994: Reisen nach Nicaragua und Besuche des Dichters und ehemaligen Kulturministers Ernesto Cardenal 2000: Gründung von hin und weg –Evangelische Jugendreisen 2000- 2015: Multikulturelle Kontexte, Brückenbau zwischen Lebenswelten, Religionen und Generationen, Bildung fachspezifischer Referate, Einrichtungen und Vereine 2007: Eröffnung der jugend-kultur-kirche sankt peter 2015 – heute: Jugendliche ertüchtigen, Kirche und Gesellschaft mitzugestalten Neuordnung der Jugendverbandsarbeit, KonfiCamp als jährliches Großprojekt, Entwicklung digitaler Formate und Social Media
Hessischer Innenminister besucht Abschiebungsbeobachtung am Flughafen Frankfurt
An einem Ort, an dem Abschiede meist schmerzhaft und endgültig sind, war am heutigen Tag Raum für Begegnung, für Anerkennung – und für leise Hoffnung. Der hessische Innenminister Dr. Roman Poseck besuchte die Abschiebungsbeobachtung am Frankfurter Flughafen und würdigte die Arbeit der Menschen, die sich dort tagtäglich dafür einsetzen, dass während der Abschiebungen die Würde der Einzelnen gewahrt bleibt. Seit fast 20 Jahren gibt es die Abschiebungsbeobachtung von Diakonie und Caritas am Frankfurter Flughafen. Gegenwärtig beobachten Melisa Ergül-Puopolo, im Dienst des Evangelischen Regionalverbands Frankfurt und Offenbach, und Finn Dohrmann, Abschiebebeobachter für den Caritasverband der Diözese Limburg, die Rückführungen am größten deutschen Flughafen. Beide Halbtagsstellen werden zum Großteil über kirchliche Mittel finanziert. Das Land Hessen beteiligt sich seit 2019 und Innenminister Poseck überbrachte heute die Bescheide für das laufende Jahr in Höhe von je 14.685 Euro. „Es freut mich, die Bescheide erstmals persönlich auszuhändigen und damit den Trägern meine Wertschätzung für ihre wertvolle Arbeit auszudrücken. Der Austausch ist wichtig, um die gegenseitigen Perspektiven zu kennen und einzuordnen. Hierzu werden wir auch weiter im Gespräch bleiben,“ sagte Poseck bei seinem Besuch am Frankfurter Flughafen.
Wenn Fälle zu Geschichten werden „Was ist, wenn ein Mensch mit laufender Chemotherapie am Flughafen steht?“, fragte Melisa Ergül-Puopolo den Innenminister. Sie berichtete ihm von einer schwerkranken Frau, die trotz ihrer Krebsbehandlung zur Abschiebung gebracht worden war, – nur das beherzte Eingreifen aller Beteiligten ermöglichte es, dass sie zunächst in Deutschland bleiben und ihre Chemotherapie fortsetzen konnte. Es sind genau diese Einzelfälle, die den Unterschied machen: nicht Zahlen, sondern Schicksale. Finn Dohrmann sprach von Menschen in Todesangst, von Abschiebungen in Länder, in denen ihnen Verfolgung oder gar der Tod droht. Er erinnerte an einen jungen Mann aus der LGBTIQ*-Community, der nach Gambia gebracht werden sollte – ein Land, in dem Homosexualität unter Strafe steht.
Menschlichkeit braucht System Der Limburger Diözesancaritasdirektor Dr. Karl Weber dankte im Namen der Träger für die Unterstützung des Landes Hessen und betonte die besondere Verantwortung der Kirchen für vulnerable Gruppen in der Rückführung, insbesondere für Kinder und Menschen mit gravierenden gesundheitlichen Einschränkungen. Doris Peschke, von der Diakonie Hessen und Moderatorin für das Forum Abschiebung am Flughafen Frankfurt, fordert: „Wir brauchen klare länderübergreifende Standards, bessere Zusammenarbeit der Behörden untereinander – aber auch vorrangig verstärkte Angebote zur freiwilligen Rückkehr.“ Der Minister zeigte sich beeindruckt von den Berichten und der moralischen Verantwortung der beiden Beobachter:innen. Er übergab nicht nur Förderbescheide, sondern nahm auch die klare Botschaft mit: Wer über Abschiebung spricht, darf nicht aufhören, über Menschlichkeit zu reden.
Ein Angebot zum Dialog Dass Caritas und Diakonie ihre Expertise auch in Schulungen für Polizei oder Ausländerbehörden einbringen wollen, traf auf offene Ohren. „Wir dürfen nicht wegsehen, wenn Menschen in existenzielle Notlagen geraten – gerade dann, wenn staatliches Handeln unausweichlich ist“, sagte Poseck.
Transparenz, Verantwortung – und Mitmenschlichkeit Die kirchlich getragene Abschiebebeobachtung ist Mahnerin: für einen humanen Rechtsstaat, der seine Verfahren mit Herz und Verstand ausführt. Und für eine Gesellschaft, die auch im letzten Moment noch hinsieht.
300 Kinder demonstrieren in der Frankfurter Innenstadt
„Geburtstag Feiern“ steht auf dem Plakat, das ein Mädchen stolz durch die Bleichstraße trägt. Auf der Demo für Kinderrechte kurz vor Pfingsten läuft sie in der ersten Reihe. Kinder aus der Frankfurter Innenstadt, ihre Familien und Kita-Mitarbeitende sind gekommen, um für das Recht auf ein gutes Leben auf die Straße zu gehen. Kinder im Alter von 1-12 lernten dieses Recht aus der UN-Kinderrechtskonvention während der Frankfurter Aktionswoche „Stadt der Kinder“ gut kennen.
Kuchen und Spielplätze Geburtstag feiern, ein Kuchen, Spielplätze, warme Kleidung – das verbinden Mädchen und Jungen aus dem Kinder- und Familienzentrum Innenstadt der Diakonie Frankfurt und Offenbach mit einem guten Aufwachsen, erzählt Leiterin Maria Spathopoulou. Geld, sagt sie, wünschen sich die Kinder nicht. Sie haben sich mehrere Wochen lang mit den Artikeln 6 und 27 der UN-Kinderrechtskonvention spielerisch und kreativ auseinandergesetzt: Mit ihren Rechten auf Leben, angemessene Lebensbedingungen und gutes Aufwachsen. Und sie stellen nun während der Demo ganz konkrete Forderungen.
Großer Demozug der Kinder aus der Innenstadt.
Haben wirklich alle Kinder ein Recht auf Spaß? Vom Roten Platz, dem Spielplatz in der Eschenheimer Anlage, sind sie zur Hauptwache gestartet, begleitet von Trommler:innen. Den Sternmarsch und das Kinderrechtefest organisierten die Kindertageseinrichtungen in der Frankfurter Innenstadt: Die Kitas Liebfrauen und St. Leonhard sowie die Erweiterte Schulische Betreuung (ESB) Liebfrauen des Caritasverbands und das KiFaZ Innenstadt der Diakonie zusammen mit dem Zentrum Familie vom Haus der Volksarbeit. Ob wirklich alle Kinder das Recht auf Spaß und Lebensfreude haben, fragten Kinder, und warum es Unterschiede zwischen Arm und Reich gibt. Neben einem Kinderrechte-Rap, Straßenkreide-Graffiti und vielem mehr gab es beim Kinderrechtefest an der Hauptwache auch eine besondere Begegnung, auf die sich die Kinder gut vorbereitet hatten.
Malen beim Kinderrechtefest auf der Hauptwache.
Wenn Kinder fragen – und Erwachsene wirklich antworten OB Mike Josef, Schirmherr der Demo, hat sich auf das rote Sofa an der Hauptwache gesetzt – und hört erstmal zu. Warum gibt es zu wenig Schattenplätze? Wieso sind Schulhöfe am Wochenende geschlossen? Warum stört sich niemand an den vielen Zigarettenstummeln? Warum gibt es so viele Obdachlose in der U-Bahn? Und was wollen Sie dagegen tun? Mike Josef antwortet. Lang, ausführlich, zugewandt. Dann spricht er über Stadtplanung, Begrünung, Verantwortung. Und über das, was Städte lebendig macht: Räume zum Spielen, Plätze zum Begegnen, Orte zum Dazugehören. Nicht abstrakt. Sondern konkret – mit Anekdoten aus dem Alltag und einem Blick auf das, was möglich ist, wenn man es wirklich will.
Du musst an Dich glauben, sagt OB Mike Josef Dann stellt Ruben die Frage, die eigentlich alle interessiert: „Wie wird man eigentlich Oberbürgermeister?“ Die Antwort von Mike Josef ist beeindruckend. Er erzählt von seiner Fluchtgeschichte vor vielen Jahren aus Syrien, vom Aufwachsen mit Vorurteilen, von Schulwegen ohne Privilegien. Und davon, wie er es dennoch geschafft hat – weil Menschen an ihn glaubten und weil er gelernt hat, an sich selbst zu glauben. „Alle kochen nur mit Wasser“, sagt er zu den Kindern. „Lasst euch nicht einreden, dass ihr etwas nicht könnt. Wenn ihr etwas verändern wollt – fangt an. Ihr könnt alles schaffen.“ Diese Stunde war eine Einladung an die Stadtgesellschaft: Hört zu, wenn Kinder fragen. Nehmt ihre Perspektive ernst. Ihre Fragen sind oft besser als unsere Antworten. Und ihre Wünsche – nach mehr Mülleimern, mehr Respekt, mehr Spiel – sind keine Nebensache. Sie sind Kern unserer Verantwortung. Denn wer Kindern zuhört, hört Zukunft. Und wer an sie glaubt – gestaltet sie mit.
Die inklusive Margarete-Steiff-Schule feiert ihre Gründung vor 40 Jahren
Eine Schule ohne Noten, ohne Stundenausfälle und mit extra großen Räumen – das klingt wie ein Traum. Aber die Margarete-Steiff-Schule, eine private Schule mit Grund- und Förderschulklassen gibt es wirklich. Mitte Juni feiert sie 40 Jahre Bestehen. „Unser Leitspruch heißt: „Stärken stärken und Schwächen schwächen“, sagt Schulleiterin Ilka Sehnert. Das klingt verblüffend einfach und leuchtet sofort ein.
Ein vierköpfiges multiprofessionelles Team betreut eine Klasse mit 22 Kindern Die Wurzeln der Vorreiterin für gelebte Inklusion in der Schule liegen im Kindergarten der Evangelisch Französisch-reformierten Gemeinde, wo Kinder mit und ohne Beeinträchtigung zusammenspielten und lernten. Dieses Konzept sollte auch nach der Kindergartenzeit in der Grundschule weitergelebt werden. Und so eröffnete am 23. April 1985 die erste Integrative Schule Frankfurts. Mit Verabschiedung der UN-Behindertenrechtskonvention 2009 änderte sich die Blickrichtung: Inzwischen hat jedes Kind ein Recht auf inklusive Bildung, alle Grundschulen und weiterführenden Schulen sind verpflichtet, inklusiv zu arbeiten, erklärt Sehnert. Doch auch heute noch arbeitet keine andere Schule in Frankfurt wie die inklusive Margarete Steiff-Schule. Unter den 22 Kindern einer Klasse sind fünf mit Beeinträchtigung. Ein multiprofessionelles Team aus vier Personen steht ihnen zur Seite, eine Grund- und eine Förderschullehrkraft sowie eine sozialpädagogische Fachkraft und ein junger Mensch im Freiwilligen Sozialen Jahr oder Bundesfreiwilligendienst arbeiten Hand in Hand, deshalb gibt es auch keine Unterrichtsausfälle.
Gemeinnützige private evangelische Schule Die Trägerschaft der gemeinnützigen Privatschule liegt seit der Gründung beim Evangelischen Regionalverband Frankfurt und Offenbach und der Evangelisch Französisch-reformierten Gemeinde Frankfurt. Diese sowie die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau, die Stadt Frankfurt am Main, der Magistrat (Stadtschulamt), das Hessische Kultusministerium sowie die Sozialrathäuser unterstützen die Schule finanziell. Zudem wird ein einkommensabhängiges Schulgeld erhoben.
Schule ohne Leistungsdruck In der Schule ohne Leistungsdruck steht das inklusive soziale Miteinander, das Zusammenleben und Lernen auf der Basis christlicher Werte im Mittelpunkt. Da ist ganz klar, dass Kinder und Erwachsene gemeinsam zu Mittag essen: „Wir kochen selbst in der Schule, in Bio-Qualität“, sagt Geschäftsführerin Astrid Kosmalla-Geyer.
Fakten und Zahlen: In der inklusiven Margarete-Steiff-Schule an der Platenstraße in Frankfurt-Ginnheim leben und lernen 176 Schulkinder in acht Klassen, verteilt auf vier Jahrgangsstufen alle gemeinsam. Jede Grundschulklasse hat Platz für 22 Kinder, fünf von ihnen mit sonderpädagogischem Förderbedarf.
Der Tag der offenen Tür: Am Samstag, 14. Juni 2025, von 10 bis 14 Uhr sind alle interessierten Kinder und Erwachsenen herzlich zum Tag der offenen Tür in der Margarete-Steiff-Schule an der Platenstraße 75 eingeladen. Die Ergebnisse der Projektwoche rund um 40 Jahre Schule und Inklusion werden präsentiert, für Kinder gibt es zahlreiche Mitmachangebote und auch das Spielmobil ist da. Es gibt Süßes und Herzhaftes.
www.m-steiff-schule.de
Großes Team aus Diakonie und Kirche startet beim J.P. Morgan Corporate Challenge
Silke Zenkner dreht die Musik im Hof des Dominikanerklosters hoch. Gerade machen sich die letzten Läuferinnen und Läufer auf den Weg. „Jacke an oder aus“ ist die Frage. Eine junge Frau ist unschlüssig, schaut kurz in den beginnenden Nieselregen und bindet sie sich um die Taille. 5,6 Kilometer lang ist die Strecke, 64.000 machen diesmal mit in Frankfurt, beim weltweit größten Firmenlauf J.P.Morgan Corporate Challenge. Mitten unter ihnen: 148 Läuferinnen und Läufer aus Evangelischer Kirche und Diakonie. Erstmals mit dabei: Teams aus der Regionalen Diakonie Hessen und Nassau, die gemeinsam mit dem Evangelischen Regionalverband Frankfurt und Offenbach, dem Evangelischen Stadtdekanat und dem Evangelischen Verein für Jugendsozialarbeit starten.
Riesenspaß beim Riesenevent „Dabeisein ist alles“, sagt Katharina Feyll, die im Innenhof des Dominikanerklosters darauf wartet, dass es losgeht. „Bei mir geht es ums Ankommen“, sagt sie augenzwinkernd „ich musste erst 60+ werden, um mitzumachen.“ Jetzt ist sie zum zweiten Mal dabei, mit „Riesenspaß beim Riesenevent.“
Zum Anfeuern kommen Silke Zenkner und Linda Rosenau vom Orga-Team geben gut gelaunt die kleinen Rucksäcke mit Startnummern und Finisher-T-Shirts aus. Anfangs, 2017, war die Zahl der Startenden deutlich kleiner, „jetzt sind wir so viele“, freut sich Silke Zenkner. Fenna Carda vom Team SICHTWEISEN, Frühförderung für Kinder mit Blindheit und Sehbehinderung, ist zum ersten Mal dabei. Team-Kollegin Tanja Misof hat sie motiviert, mitzulaufen: „Sie brachte es immer wieder in unsere Team-Sitzungen ein.“ Eigentlich läuft Fenna Carda sonst nicht, sie hält sich bei der TG Bornheim fit. Zwei Frauen von den Mutter-Väter-Kind-Einrichtungen der Regionalen Diakonie Wiesbaden-Rheingau-Taunus sind Läuferinnen, leider ist eine der beiden mit dem Fuß umgeknickt und kommt nun zum Anfeuern.
Dreamteam: Silke Zenkner (li) und Linda Rosenau. Foto: Tanja Botthof
Mitten im Team, das unter dem Motto: „Besser alle zusammen“ läuft, steht Stadtdekan Holger Kamlah. Er läuft schon viele Jahre, lange auch Marathon, und nennt Laufen „eine meiner liebsten Sportarten“. Die rhythmische Bewegung, der freie Kopf, die Verbindung von Geist und Körper machen es aus: „Ich freue mich auf den Lauf.“
Keine Angst vor Seitenstechen Team-Captain Alexander Vogt, der alle Teilnehmer:innen im Dominikanerkloster begrüßt und zum Beisammensein nach dem Lauf einlädt, hat keine Angst vor Seitenstechen: „Wir sind bestens vorbereitet mit den Lauf-Treffs vorab.“ Auch der aufziehende Regen tut der super Stimmung keinen Abbruch: „Augen zu und durch“, sagt Vogt und erinnert an ein Motto aus den Vorjahren: „Komme was da wolle, wir laufen…“
Team-Captain Alexander Vogt. Foto: Tanja Botthof
Noch ein paar Zahlen: Mit einer Zeit von 23:15 Minuten kam der Schnellste im Team aus Kirche und Diakonie ins Ziel, die durchschnittliche Laufzeit lag bei beachtlichen 41:52 Minuten. Gemeinsam Dabeisein, Teamgeist spüren, Teil eines Ganzen Werden – das feiert das Lauf-Team zum Ausklang fröhlich im Innenhof des Dominikanerklosters.
Lauf-Spaß trotz Regen. Foto: Tanja Botthof
Team-Geist. Foto: Tanja Botthof
Sozialministerin Heike Hofmann besucht die Diakonie Frankfurt und Offenbach
Heike Hofmann öffnet die Tür, um das Badezimmer anzuschauen. Die Hessische Ministerin für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales ist Ende Mai zu Gast bei der Diakonie Frankfurt und Offenbach und besucht gerade Lea –Wohnen für Frauen. Die 38 Apartments für wohnungslose Frauen liegen in der Nähe der Konstablerwache. Leiterin Mehri Farzan berichtet ihr von Frauen, die sich nach jahrelanger Partnerschaft trennen möchten und bei Lea unterkommen, zum Beispiel von einer 70-Jährigen, die nach 40 Jahren Ehe sagt: „Ich kann nicht mehr.“ Bei Lea wohnt sie nun, gefördert vom Landeswohlfahrtsverband, für zwei Jahre in einem möblierten Apartment mit Küche und Bad, das Büro der Sozialarbeiterinnen ist nah. „Wir haben Frauen aus allen Schichten, auch eine promovierte Frau wohnt hier“, sagt Farzan. Lea wurde 2021 eröffnet, „eine einzigartige Einrichtung“, sagt Diakoniepfarrer Markus Eisele, der die Ministerin und ihren Grundsatzreferenten Eberhard Pausch begrüßte.
Statt Arbeit in die Obdachlosigkeit Beim anschließenden Gespräch in der Diakonie an der Kurt-Schumacher-Straße erfährt die Ministerin, wo bei den diakonischen Einrichtungen für wohnungslose Menschen in Frankfurt und Offenbach der Schuh drückt. Henning Funk, Leiter des WESER5 Diakoniezentrums im Frankfurter Bahnhofsviertel sagt, dass zunehmend Menschen ohne Anspruch auf Sozialleistungen kämen: „Wir bräuchten spezialisierte Stellen für deren Beratung.“ Und er ergänzt, dass Familien aus Osteuropa in Frankfurt auf Arbeit hoffen, aber aufgrund fehlender Deutschkenntnisse den Weg in die Arbeitswelt nicht finden. „Wir müssten sie sofort beraten, damit sie gar nicht erst in die Spirale Obdachlosigkeit und Sucht geraten.“ Diakoniepfarrer Markus Eisele gibt der Ministerin mit auf den Weg, darüber nachzudenken, ob Stadt und Land hier gemeinsam ein Pilotprojekt starten könnten. Die Ministerin antwortet, dass eine Sofortberatung als Pilotprojekt überlegt wurde, allerdings auch mit Blick auf eine Hilfestellung zur Rückkehr von Personen, die sich von Deutschland offenbar völlig unrealistische Dinge erhofften.
Ich muss morgen ausziehen Von zwei Welten, die sich direkt jenseits der Stadtgrenze zu Offenbach auftun, berichtet Thomas Quiring, der das diakonische Zentrum für Wohnungslose in Offenbach leitet. „Es fehlt bezahlbarer Wohnraum. Viele Frankfurter ziehen nach Offenbach, aber wo sollen dann die Offenbacher:innen hin? Wir erhalten viele Anrufe in unserer Fachberatung, die Leute sagen uns: ‘Ich muss Morgen ausziehen‘.“
464 Gäste pro Tag in der Bahnhofsmission Markus Eisele berichtet der Ministerin von der Bahnhofsmission Frankfurt, die Diakonie und Caritas gemeinsam tragen. 464 Gäste kommen dort pro Tag. Finanziert wird die Arbeit überwiegend aus Kirchensteuermitteln, sie liegen in einem hohen sechsstelligen Bereich. „Die Kosten steigen bei gleichzeitig gedeckelten Zuschüssen der Stadt.“ Auch wegen sinkender Mittel der Kirchen fordert Eisele Unterstützung auf Bundesebene: „Wenn wir es nicht in den Griff kriegen, fallen uns ganze Kettenglieder aus dem Sozialsystem raus.“ Ministerin Heike Hofmann zollt der geschilderten Arbeit „Respekt“ und nennt es einen „großen Fehler“, das eine Vermögens- und Erbschaftssteuer nicht Gegenstand des Koalitionsvertrages auf Bundesebene waren. Sie verspricht, an den empfangenen Impulsen weiterzuarbeiten und sie wird wiederkommen: „Wir bleiben im Kontakt.“
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