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Die Neugestaltung der Passage an der ehemaligen Hauptsynagoge in Frankfurt
Mitte Juli 2024 wurde die Passage zwischen der Kurt-Schumacher-Straße und der Straße An der Staufenmauer in Frankfurt in neuem Glanz enthüllt. An diesem historischen Ort, wo einst die prachtvolle Hauptsynagoge des jüdischen Ghettos stand, erzählt eine neue Ausstellung von 500 Jahren jüdischer Geschichte und Kultur. Diese Neugestaltung ist Teil eines größeren Projekts, das jüdisches Leben in Frankfurt sichtbar und erlebbar macht.
Vielleicht haben Sie damals die Spuren gesehen: Zwei schmale rote Klebestreifen, die direkt vor der Kurt-Schumacher-Straße 31 quer über den Gehsteig liefen und hinaus auf die Straße. Die roten Streifen waren im April 2023 Teil von „Mapping Memories“, einem Festival, das die Frankfurter Judengasse und ihren Verlauf im öffentlichen Raum sichtbar machen wollte. Die roten Streifen markierten eine Woche lang im Stadtbild den Verlauf der Judengasse und damit einen Teil von Europas ältestem jüdischen Ghetto.
Ein gutes Jahr später, Mitte Juli, stehen Menschen im Durchgang zwischen Kurt-Schumacher-Straße und An der Staufenmauer. Wo früher viel Sperrmüll und Abfall lag, zeigen jetzt großformatige schwarz-weiß Fotos und Texttafeln, das dort früher die prachtvolle große Hauptsynagoge im jüdischen Ghetto stand. Wer nachliest, erfährt, dass sie 1860 eingeweiht wurde und den Geist der jüdischen Reformbewegung widerspiegelte.
Jüdisches Leben in Frankfurt zeigen Während der Eröffnung der neugestalteten, ganz in Blau gehaltenen Passage gab Professor Marcus Gwechenberger, Dezernent für Planen und Wohnen der Stadt Frankfurt, ein Versprechen: „Wir möchten beginnen, mit diesem Ort und dem jüdischen Leben hier anders umzugehen.“ Damals, beim Wiederaufbau des nach dem Zweiten Weltkrieg zerstörten Frankfurts, sei das „ignoriert“ worden, der Verkehr stand damals im Vordergrund, die Kurt-Schumacher-Straße wurde auf Teilen des ehemaligen jüdischen Ghettos gebaut und „die Geschichte ausgeblendet“. Nun gelte es, herauszuarbeiten, „welche Bedeutung der Ort für die Stadtentwicklung und für das jüdische Leben in Frankfurt hat.“
Ein Leben in Mauern „Heute beginnt hier das Erzählen der Geschichte dieses Raumes, ich hoffe, dies ist der Anfang für das, was kommt, nämlich viel mehr“, sagte auch Marc Grünbaum von der jüdischen Gemeinde Frankfurt bei der Eröffnung. Er erinnerte daran, dass der Ort, an dem die ehemalige Hauptsynagoge an der Judengasse stand, „für 500 Jahre jüdische Geschichte steht, ein Leben in Mauern, abgegrenzt von der Stadtgesellschaft, zu den christlichen Festen wurden die Zugänge geschlossen.“ Eine Geschichte „jüdischen Lebens und Leidens“. Der Verlauf der Judengasse, die in ihrem nördlichen Teil dem leicht gekrümmten Verlauf der Straße An der Staufenmauer entspricht, ist weithin sichtbar an die Wand des Bürogebäudes gemalt, das an die Passage grenzt. „Die Geschichte ist die Biografie der Menschheit“, steht dort zu lesen, ein Zitat von Ludwig Börne.
Gebäude der Diakonie liegt in der ehemaligen Judengasse Mitten im Verlauf der ehemaligen Judengasse liegt auch das von der Diakonie Frankfurt und Offenbach gemietete Gebäude an der Kurt-Schumacher-Straße 31. Auch die Diakonie ist sich dessen bewusst: „Ich finde die Gestaltung der Passage großartig. Es ist so wichtig, dass wir die Erinnerung an die jüdische Geschichte in Frankfurt wachhalten. Auch unser „Haus der Diakonie“ an der Kurt-Schumacher-Straße 31 steht dort, wo früher die Judengasse war. Wir überlegen deswegen derzeit, wie wir das deutlich machen können,“ sagt Markus Eisele, Theologischer Geschäftsführer des Evangelischen Regionalverbbandes Frankfurt und Offenbach.
Malwettbewerb zum 75. Jubiläum der Evangelischen Familienbildung in Frankfurt und Offenbach
Was ist Familie? Dazu kann jeder etwas sagen. „Alle haben ein Bild vor Augen wie Familie ist – und jedes Bild ist anders,“ sagt Silvia Genz. Sie leitet den Arbeitsbereich Bildung beim Evangelischen Regionalverband Frankfurt und Offenbach, zu dem auch die Evangelische Familienbildung gehört, die im September ihre Gründung vor 75 Jahren feiert. Zum Auftakt lädt die Evangelische Familienbildung in Frankfurt und Offenbach schon jetzt alle dazu ein, ihr Bild von Familie zu malen. Von Strichfigürchen bis hin zu abstrakten Gemälden ist alles möglich. Einfach Farben schnappen und loslegen. Eine Altersbeschränkung gibt es nicht, auf die drei Gewinner:innen warten drei besondere Familienspiele. Die eigenen Ideen zur Vielfalt und Bedeutung von Familien aufs Papier zu bringen – dafür ist die ganzen Sommerferien über Zeit, am 6. September ist Abgabeschluss für den Malwettbewerb. Bitte die eigenen Werke mit Namen, Alter und Kontaktdaten versehen an einem der acht Standorte der Evangelischen Familienbildung in Frankfurt und Offenbach abgeben. Zu finden sind die Standorte und die reichhaltigen Angebote unter www.familienbildung-ffm-of.de
Geschützte Rückzugsorte für Familien
Die Anfänge der Familienbildung reichen bis in die 1920er Jahre zurück, damals, in den sogenannten Mütterschulen, ging es vor allem darum, wie Mütter ihren Mann und ihre Kinder gut versorgen. Heute sind Familienbildungsstätten Orte, an denen alle Formen von Familie willkommen sind: „Wir bieten geschützte Rückzugsorte, an denen Menschen sich zugehörig fühlen, einander begegnen und sich so, wie sie sind, gesehen und verstanden fühlen,“ sagt Clemens Niekrawitz, der die Evangelische Familienbildung in Frankfurt und Offenbach leitet. Sehr gerne angenommen werden Angebote wie Kochen, Yoga oder Nähen. „Bei den Nähkursen“, sagt Genz, „geht es vielleicht gar nicht in erster Linie darum, nähen zu lernen, sondern zusammen um einen Tisch zu sitzen, an einem Stück Stoff zu arbeiten, die Gedanken fließen zu lassen und das Herz öffnet sich.“ Von ihren Anfängen hat sich die Evangelische Familienbildung immer weiterentwickelt: „Wir leben immer mit den Menschen, die zu uns kommen. Ihre Bedürfnisse nehmen wir auf.“
Sich politisch stark machen
Familienpolitisch allerdings bleibt noch viel zu tun. „Insbesondere in einer großen Stadt wie Frankfurt fehlt Familien immer noch das Dorf, das es braucht, um Kinder groß zu ziehen, trotz der vielen Organisationen und Angebote für ein gutes Aufwachsen,“ sagt Genz. Eine Chance könnte der 2026 kommende Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung an Grundschulen sein: „Alle, die mit der Zeitgestaltung von Familien zu tun haben, setzen sich an einen Tisch, das ist eine große Gestaltungsaufgabe und eine Chance, sich politisch in Frankfurt und Offenbach für die Interessen von Familien und der Familienbildung stark zu machen.“
Richtfest für den Neubau der Diakonie an der Gerberstraße in Offenbach
Mit wehenden bunten Bändern schwebt die Richtkrone hoch über dem Neubau des Sozialdienstes Offenbach Wohnungsnotfallhilfe an der Gerberstraße 15. Oben auf dem Gerüst im 5. Stock steht Tobias Stahl, Geselle der Firma Holzbau Weidl, in den Händen den ausgedruckten Richtspruch, auf dem Kopf den traditionellen Zimmermannshut. Hoch oben über den Köpfen der Bauleute und Gäste des Richtfestes ruft er „Gesegnet sei das neue Haus und die da gehen ein und aus. Den Bauherrn, seine Bewohner, möge nie ein Leid betrüben; Hoch!“ Fünf Stockwerke tiefer rufen ein paar ebenfalls „Hoch!“ während der Zimmermann den letzten Schluck nimmt und das Weinglas zersplittert. „Das bringt Glück“ freuen sich die Gäste.
Fünf Geschosse für die Arbeit mit Menschen ohne Wohnung und ohne großes Einkommen in Offenbach. Foto: Claudine Kuschel
Zentrale Anlaufstelle für Menschen ohne Wohnung in Offenbach Robert Brendel, Geschäftsführer Diakonie und Seelsorge im Evangelischen Regionalverband, tritt auf den eigens ausgelegten grünen Nadelfilz, um allen am Bau Beteiligten herzlich für den Baufortschritt zu danken. Seit vielen Jahren hat Robert Brendel sich für neue Räume für die Wohnungsnotfallhilfe der Diakonie in Offenbach eingesetzt, die 2023 ihr 50-jähriges Bestehen feierte und eine zentrale Anlaufstelle für Menschen ohne Wohnung und Personen mit wenig Einkommen in Offenbach ist. „Nach 50 Jahren freue ich mich ganz besonders, dass wir etwas ganz Modernes auf die Beine stellen und Strahlkraft erzeugen“, sagt Brendel und lächelt.
Geschäftsführer Robert Brendel dankt allen Beteiligten beim Richtfest. Foto: Claudine Kuschel
Auch Mitarbeitende des Sozialdienstes Offenbach Wohnungsnotfallhilfe betreten zum ersten Mal das Gebäude im Rohbau, das sie im Frühling 2025 beziehen wollen. Sie lassen bewundernd die Blicke schweifen, selbst im Rohbau ist es hell, der Zuschnitt der Räume zeigt, dass Teestube und Fachberatung, die Etagen mit Notbetten und Apartments für Männer und Frauen ein gutes Arbeiten in den neuen Räumen ermöglichen werden. Das alte Gebäude am selben Ort, das in Teilen aus den 1890er Jahren und aus den 1950er Jahren stammte, war sanierungsbedürftig, darin mit Wohnungslosen und Menschen mit schlankem Geldbeutel zu arbeiten, glich eher einem Provisorium, „jetzt stehen wir auf ganz anderen Beinen“, freut sich Robert Brendel.
Am Bau Beteiligte mit Bauherr Oliver Wiegand (Bildmitte blaues Hemd) und Vertreter:innen der Diakonie. Foto: Claudine Kuschel
Gurkensalat und panierte Schnitzelchen Rund 35 Handwerker aus verschiedenen Gewerken zogen den Rohbau hoch, der sich leicht verzögerte, weil in der gewachsenen historischen Bausubstanz unvorhergesehen eine Nachbarwand gesichert werden musste, wie Marcus Liedtke, Geschäftsführer des Bauunternehmens Jöst erläuterte. Entwurf und Ausführungsplanung des 2000 Quadratmeter großen Neubaus stammen aus den Händen von Studio Schermelleh Architektur. Beim Richtfest ließen sich am Bau Beteiligte und Gäste Kartoffelgratin und Leberkäse, Gurkensalat und panierte Schnitzelchen schmecken. Bauherr Oliver Wiegand von OWF Grundbesitz GmbH richtete das Fest aus. Nun geht es weiter mit dem Innenausbau des Hauses, das rund acht Millionen Euro kosten wird. Robert Brendel von der Diakonie Frankfurt und Offenbach bedankte sich bei der Stadt Offenbach und dem Landeswohlfahrtsverband, die den Neubau fördern. Erstmals seit 2010 werden wohnungslose Frauen in Offenbach dort wieder eine Unterkunft finden. Mit drei Einzelzimmern im Notbettbereich und vier Apartments für Frauen, die maximal zwei Jahre bleiben können, um wieder Ordnung in ihr Leben zu bringen. Und mit einem Aufzug, der für Barrierefreiheit sorgt. Der Kleiderladen wird in den Neubau ebenso ziehen wie das Angebot des Betreuten Wohnens, das Menschen in Krisen in der eigenen Wohnung unterstützt. „Ich bin sehr glücklich, es ist eine gute Entwicklung“, sagt Robert Brendel.
Nur drei Monate nach dem Trägerwechsel zur Diakonie Frankfurt und Offenbach besuchte Bürgermeisterin Sabine Groß am heutigen Freitag (28. Juni) das Stadtteilbüro Senefelderquartier in der Hermannstraße. Das Stadtteilbüro ist Anlaufstelle und Treffpunkt für die Menschen in der südlichen Innenstadt und im Senefelderquartier und arbeitet im Rahmen des Förderprogramms Sozialer Zusammenhalt.
Die Quartiersmanagerinnen Jessica Teschke und Katrin Weimann zeigten sich von den Anwohner:innen begeistert, die sich mit eigenen Ideen und tatkräftigem Engagement einbringen würden. „Die Menschen wollen was machen. Das ist sehr anregend und lebendig, wir kommen kaum hinterher“, berichtete Katrin Weimann, die mit ihrer Kollegin seit März in den hellen und freundlichen Räumen des Stadtteilbüros arbeitet.
Die Örtlichkeit wird gerne und oft von Gruppen und für Veranstaltungen genutzt. Als Beispiele nannten die Quartiersmanagerinnen auf Nachfrage von Bürgermeisterin Groß einen Malkurs für Kinder, Brettspielabende, den Gesprächskreis „Philosophie im Quartier“ und Treffen der Friedensinitiative Offenbach. Demnächst würden auch die Omas gegen Rechts hier zusammenkommen.
Die Bürgermeisterin zeigte sich besonders an den meist halbjährlich stattfindenden Runden Tischen interessiert. Dabei kommen Anwohner:innen, Vertreter:innen der Stadt, der Kirchengemeinden und anderer Institutionen zusammen, um Themen zu besprechen und Probleme anzugehen, die das Quartier betreffen. Sabine Groß kann sich vorstellen, selbst einmal daran teilzunehmen, wenn es beispielsweise um Fragen des Verkehrs im Viertel geht.
Stadtteilbüros helfen, dass Menschen zusammenkommen und sich vernetzen. Henrik Philipsen, der als Leiter des Arbeitsbereichs Sozialraumorientiertes Arbeiten bei der Diakonie Frankfurt und Offenbach am Gespräch mit der Bürgermeisterin teilnahm, betonte die Bedeutung der Vernetzung auch für das Quartiersmanagement selbst. „Die Diakonie hat viele Einrichtungen in der Stadt, man kennt sich untereinander, kooperiert und kann sich so gegenseitig unterstützen“ sagte Philipsen. Das schaffe zudem kostensparende Synergieeffekte.
Auch die Zusammenarbeit mit den anderen Quartieren in Offenbach sei positiv, ergänzte Jessica Teschke. Ein generelles Problem in der Stadt seien Einsamkeit und Isolation vieler Menschen. Gleichzeitig fehle es im Quartier an Räumen und Plätzen, wo Menschen zusammenkommen und Kinder sicher spielen können. „Das führt zu Konflikten, weil sich Anwohner zum Beispiel durch die Musik Jugendlicher gestört fühlen“, sagte Teschke. Auch das Fehlen öffentlicher Toiletten sei ein Problem.
Für den Sommer kündigten die Quartiermanagerinnen Jessica Teschke und Katrin Weimann ein Outdoor-Programm im Rolandpark an, wo übrigens künftig auch Sprechstunden der Quartiersmanagerinnen stattfinden werden, und am 30. August organisiert das Stadtteilbüro ein Stadtteilfest. Die beiden Frauen freuen sich, dass Bürgermeisterin Sabine Groß prüfen lassen will, ob am Stadtteilbüro ein Lastenfahrrad stationiert werden kann. Davon gibt es in Offenbach bisher sechs, die von der Stadt kostenlos verliehen werden. „Das würde unsere Transportprobleme lösen, die wir bei Veranstaltungen im Quartier haben.“ Sage keiner, im Quartier würde sich nichts bewegen.
Ab Juli gibt es immer dienstags gebündelte Angebote
Ab Juli 2024 gibt es im Tassilo-Sittmann-Haus, Gerhart-Hauptmann-Ring 398, immer dienstags einen Beratungstag mit vielen verschiedenen Angeboten. Das Quartiersmanagement Nordweststadt der Diakonie Frankfurt und Offenbach bietet den Beratungsdienstag zusammen mit vielen Kooperationspartnerinnen an. Die Sprechstunde der Stabsstelle Mieterschutz wird deshalb vom 2. Montag im Monat auf den 2. Dienstag im Monat verlegt, und findet erstmals am Dienstag, den 9. Juli, von 15-17 Uhr statt. Die Stabsstelle Mieterschutz ist ein Angebot des Amts für Wohnungswesen der Stadt Frankfurt am Main. Ssie berät und informiert Mieter:innen kostenlos und vertraulich bzgl. mietrechtlicher Angelegenheiten. Die allgemeine Sprechstunde des Sozialverbands VdK berät künftig an jedem 3. Dienstag im Monat zu sozialrechtlichen Fragen, erstmals am 16. Juli, jeweils von 16-18 Uhr. Eine Mitgliedschaft beim VdK ist für die Erstberatung nicht notwendig. An jedem Dienstag von 16-18 Uhr wird zudem wie bisher die allgemeine ehrenamtliche Sozialberatung und Formularhilfe in Kooperation mit der Nassauischen Heimstätte und dem Caritasverband Frankfurt e. V. fortgesetzt. Ausnahme: Im August findet aufgrund der Sommerferien keine Beratung statt. Zudem konnte das Quartiersmanagement das 14. Revier für das neue Beratungsnetzwerk gewinnen: Die Sprechstunde des Schutzmanns vor Ort wird erstmals am Dienstag, 2. Juli von 13-16 Uhr im Tassilo-Sittmann-Haus angeboten, und dann im wöchentlichen Rhythmus. Um das Angebot am „Beratungsdienstag“ abzurunden, lädt das Quartiersmanagement Nordweststadt Dienstag vormittags wie gehabt von 10-13 Uhr in seine offene Sprechstunde ein. Alle Beratungen und Sprechstunden sind kostenfrei. Eine Anmeldung ist erwünscht, aber nicht zwingend erforderlich.
Eine große Veränderung wird es donnerstags geben: Die Allgemeine ehrenamtlichen Sozialberatung und Formularhilfe, die jahrelang von Herrn Ali Karakale angeboten wurde, wird zum 30. Juni enden. Das Quartiersmanagement Nordweststadt dankt Ali Karakale herzlichst für sein langjähriges Engagement, seine Treue und seine vielfältige Unterstützung. Die niedrigschwellige Sozialberatung gab es 13 Jahre lang. Ali Karakale konnte in dieser Zeit zahlreichen Rat- und Hilfesuchenden helfen. „In den vergangenen 13 Jahren kamen Rat- und Hilfesuchende aus den unterschiedlichsten Ländern zur Sozialberatung. Sie ist für alle offen, die in der Nordweststadt wohnen und Rat und Hilfe suchen. Als Ehrenamtlicher und langjähriger Bewohner der Nordweststadt weiß ich: So bunt wie die Bevölkerung hier ist, so vielschichtig ist die Arbeit in der Sozialberatung. Es hat mir super viel Spaß gemacht, die Mitmenschen kennenzulernen und ihnen helfen zu können.“ Alle, die nun neugierig geworden sind und auch Interesse haben, anderen zu helfen, können sich gerne beim Quartiersmanagement Nordweststadt melden. Das Team der Sozialberatung freut sich auf weitere Unterstützung!
Weitere Informationen beim Quartiersmanagement Nordweststadt im Frankfurter Programm – Aktive Nachbarschhaft, Janina Korb, Telefon: 0163 31 25 55 und E-Mail: nordweststadt@frankfurt-sozialestadt.de
An jedem Donnerstag treffen sich Bewohner:innen der Nordweststadt unter dem Motto „Gemeinsam statt einsam“ zu einem kostenfreien warmen Mittagstisch
Der Bunte Kochtopf hat noch nicht geöffnet, aber in der Küche schmurgeln bereits Paprika auf zwei Blechen im Backofen und verbreiten einen köstlichen Duft. Fadoua El Madaghri und Fatma Aras haben die Schoten mit Rinderhack gefüllt. Dazu gibt es Gurkensalat und zum Nachtisch selbstgemachten Erdbeer-Joghurt mit frischen Früchten. Bis 12.30 Uhr müssen die beiden Köchinnen fertig sein, dann treffen die ersten Gäste ein. Um 14 Uhr schließt die Essensausgabe – so wie an jedem Donnerstag am Gerhart-Hauptmann-Ring 398 in Frankfurt.
Die knappen Öffnungszeiten lassen erkennen, dass es sich bei dieser Lokalität nicht um eine Kneipe handelt. Die wäre auch schnell in den Miesen, denn die Gäste des Bunten Kochtopfs zahlen für ihre Mahlzeit nichts, sie geben allenfalls eine Spende. Zum wöchentlichen warmen Mittagstisch sind Menschen in der Nordweststadt eingeladen, seien sie arm oder reich, jung oder alt. Ein Projekt des Quartiersmanagements, das in Trägerschaft der Diakonie Frankfurt und Offenbach betrieben wird. Fünf weitere Kooperationspartner wirken beim Bunten Kochtopf mit.
Das Essen ist fertig. Fadoua zieht die dampfenden Paprika aus dem Ofen. Fatma kocht Kaffee. Die Küche ist nur wenige Quadratmeter groß. Die beiden Köchinnen räumen daher nach jedem Arbeitsgang auf, spülen und reinigen die Flächen. Man könnte vom Boden essen. Doch serviert wird eine Etage tiefer, im Café des Tassilo-Sittmann-Hauses, dem Sozial- und Kulturzentrum der Nordweststadt. Hier befindet sich auch das Büro des Quartiersmanagements.
Köchin Fatma Aras kocht Kaffee. Foto: Peter Weidemann
Die Nordweststadt mit ihren über 7.000 Wohnungen wurde wegen der Wohnungsnot in den 1960ern innerhalb weniger Jahre komplett neu gebaut. „Das war damals ein großes Projekt und einzigartig in seiner Planung. Wer heute durch das Viertel läuft, staunt über die vergleichsweise lockere Bebauung und das viele Grün“, sagt Janina Korb, die Quartiersmanagerin der Nordweststadt. Mittlerweile leben hier viele Senioren und Alleinstehende. Den höchsten Anteil an der Wohnbevölkerung, etwa 70 Prozent, haben Menschen mit Migrationsgeschichte.
Da die Nordweststadt aufgrund ihrer Entstehungsgeschichte über keine gewachsenen Strukturen verfügt und es außerdem an genügend Orten fehle, wo Menschen zusammenkommen können, seien Einsamkeit und Isolation ein großes Thema, sagt Korb. „Das Miteinander hier ergibt sich nicht von selbst, es muss gewollt sein und gefördert werden“, findet die Quartiersmanagerin. Im Bunten Kochtopf gehe es darum nicht nur um das Essen, unterstreicht sie und zitiert das Motto des Projekts: „Gemeinsam statt einsam.“
Susanne Fachinger hat Spaß an ihrer ehrenamtlichen Tätigkeit. Foto: Peter Weidemann
12.20 Uhr. Die ersten Gäste finden sich ein, obwohl sie noch zehn Minuten bis zum Essen warten müssen. „Manche kommen auch schon um zwölf, um hier zu sitzen und sich zu unterhalten“, sagt Susanne Fachinger. Sie gehört zu den Ehrenamtlichen, die den Bunten Kochtopf am Laufen halten, und ist jeden Donnerstag dabei. Heute hilft auch Petra Bohrmann mit. Die 63-Jährige nimmt sich alle drei bis vier Wochen die Zeit, obwohl sie neben der Suche nach einer Arbeitsstelle noch einen pflegebedürftigen Sohn betreut. „Es ist immer schön zu kommen“, sagt sie, „man trifft dieselben Leute, lernt aber auch neue kennen.“
An den Plätzen für die Gäste liegt bereits Besteck, eingerollt in orange Servietten. Diese Aufgabe hatten Mokthar und Umniah erledigt, ehe sie zusammen mit Petra – im bunten Kochtopf duzt man sich im Team – Vasen mit weiß-rosa Nelken auf den Tisch gestellt haben. Die beiden jungen Leute besuchen die nahegelegene Integrierte Gesamtschule Ernst-Reuter II und wirken im Rahmen ihrer Berufsorientierung im Bildungsgang Geistige Entwicklung mit. Bei den Besucher:innen des Bunten Kochtopfs sind sie wegen ihres Eifers und ihrer freundlichen Art sehr beliebt.
Mokthar (rechts) und Umniah rollen Besteck in Servietten ein. Foto: Peter Weidemann
Jetzt helfen beide bei der Ausgabe des Essens, das das Team allen Gästen am Tisch serviert. „Man wird begrüßt und bedient, das ist so schön“, freut sich Rolf Schulze, der mit seiner Frau zum zweiten Mal gekommen ist. „Ein tolles Angebot, gerade für Leute, die es nicht so dicke haben. Da spendet man gerne“, sagt er. Seine Frau Karin Weichelt will beim Bunten Kochtopf ehrenamtlich einsteigen. „Eine Bekannte hat mir vom Bunten Kochtopf erzählt, und ich habe gesagt, das schauen wir uns mal an“, sagt sie. Von ihrem Engagement beim Besuchsdienst der evangelischen Gemeinde weiß sie um die Einsamkeit alter Menschen. „Aber hier ist man in Gesellschaft“, sagt ihr Mann.
„In Kontakt zu kommen ist doch der Zweck des Unternehmens“, meint Rainer Hentschel, der mit seinem Freund Homayon Sadri an einem Tisch sitzt. Die beiden Männer haben sich hier kennen gelernt. Ihre Teller sind bereits abgeräumt. Nicht nur ihnen hat es gemundet. „Wirklich sehr schmackhaft“, lobt die Rentnerin Hipp Verloop und zeigt den Köchinnen „Daumen hoch“. Das Essen von Fadoua und Fatma schmeckt den Gästen so gut, dass sie sich oft nach den Rezepten erkundigen. „Wir planen, ein kleines Rezeptbuch herauszugeben“, verrät Susanne Fachinger.
Gemütlicher Plausch nach dem Essen: (von links) Rainer Hentschel, Homayon Sadri und Hans-Joachim Bormann. Foto: Peter Weidemann
Vielleicht wäre das eine Möglichkeit, die Einnahmen zu verbessern. „Der Bunte Kochtopf ist während der Pandemie mit Projektmitteln des Corona-Aktionsplans der Stadt Frankfurt gestartet, um Bedürftigen ein kostenfreies Mittagessen zu bieten und einsame Menschen aus der Isolation zu holen“, sagt Quartiersmanagerin Janina Korb. Diese Unterstützung gebe es nicht mehr. Kosten entstehen für die beiden Köchinnen und die eingekauften Lebensmittel. Janina Korb ist darum froh, dass die Diakonie-Stiftung Frankfurt und Offenbach den Bunten Kochtopf mit 6.000 Euro fördert. Wir wollen so gerne weitermachen“, sagt sie, „der Bunte Kochtopf tut den Menschen und dem Viertel gut.“
Foto: Peter Weidemann
Infobox: Das Projekt „Bunter Kochtopf“ in der Frankfurter Nordweststadt gibt es seit Juni 2023. Menschen, die nicht alleine essen möchten, Kontakte suchen oder über ein nur geringes Einkommen verfügen, sind dazu donnerstags in das Sozial- und Kulturzentrum „Tassilo-Sittmann-Haus“ (Gerhart-Hauptmann-Ring 398) eingeladen. Quartiersmanagerin Janina Korb initiierte den Mittagstisch und organisiert ihn mit zahlreichen Kooperationspartner:innen und Ehrenamtlichen. Beim „Bunten Kochtopf“ kooperieren die Evangelische Kirchengemeinde Nordwest, die katholische Pfarrei St. Katharina von Siena, das Begegnungs- und Beratungszentrum im Gerhart-Hauptmann-Ring des Frankfurter Verbandes, die Berufsorientierung der Ernst-Reuter-Schule II und „smart work frankfurt“ mit dem Quartiersmanagement der Diakonie Frankfurt und Offenbach. (pw)
Spendenkonto: Diakonie Frankfurt und Offenbach, IBAN: DE11 5206 0410 0104 0002 00, Evangelische Bank eG, Verwendungszweck: 2110/01 – UK 7 Bunter Kochtopf
Finanzierung des Sozialprojektes in der Nordweststadt für dieses Jahr gesichert
Mit einem Zuschuss in Höhe von 6.000 Euro fördert die Diakonie-Stiftung Frankfurt und Offenbach das Projekt „Der bunte Kochtopf“ in der Nordweststadt. Dort organisiert das Quartiersmanagement mit Haupt- und Ehrenamtlichen einen wöchentlichen warmen Mittagstisch. Das Angebot im Sozial- und Kulturzentrum „Tassilo-Sittmann-Haus“ bietet vor allem Menschen in schwierigen Lebenssituationen wie Einsamkeit, Arbeitslosigkeit und Isolation nicht nur eine gesunde Mahlzeit, sondern ermöglicht auch Begegnung und Gemeinschaft. Bis zu 50 Personen kehren donnerstags in den „Bunten Kochtopf“ ein. Ohne nach Alter, Einkünften, Geschlecht, Herkunft und Religion zu fragen, schafft das Projekt Raum für Gespräche, Austausch und Beratung und lässt neue Nachbarschaften entstehen. Die Teilnahme am Mittagstisch, den es seit einem Jahr gibt, ist kostenfrei. Wer möchte, kann sich mit einer Spende beteiligen. Doch kostendeckend sind diese Spenden nicht. Quartiersmanagerin Janina Korb freut sich darum über die Unterstützung durch die Diakonie-Stiftung. „Dank der 6.000 Euro für den Einkauf der Lebensmittel steht die Finanzierung des Bunten Kochtopfs für dieses Jahr auf sicheren Füßen“, sagt die Initiatorin des Projektes. Ansonsten wird das Projekt aus einmaligen Spendenmitteln des Quartiersmanagements Nordweststadt getragen. Für den „Bunten Kochtopf“ kooperiert das Quartiersmanagement mit der Evangelischen Kirchengemeinde Nordwest, der katholische Pfarrei St. Katharina von Siena, dem Begegnungs- und Beratungszentrum im Gerhart-Hauptmann-Ring des Frankfurter Verbandes, der Berufsorientierung der Ernst-Reuter-Schule II und mit „smart work frankfurt“.
Seit 25 Jahren leistet die Notfallseelsorge Erste Hilfe für die Seele – auch bei der Fußball EM
Silke Bründermann wirft einen kurzen Blick aus dem Fenster. Unten, am Rand der Konstablerwache, hat ein Feuerwehrfahrzeug mit Blaulicht gestoppt. Ein Mann mit Helm ist gerade dabei, einen grauen Kasten zu öffnen. „C-Dienst“ sagt Bründermann, „wahrscheinlich ist eine Brandmeldeanlage in der U-Bahn losgegangen, meist ist es Fehlalarm.“ Die 46-Jährige kennt sich aus, sie hat in der Frankfurter Branddirektion gearbeitet und leitet seit 2023 die Notfallseelsorge Frankfurt. Rund 30 Ehrenamtliche bilden mit den beiden Hauptamtlichen das Team, das in der Notfallseelsorge „Dienstgemeinschaft“ heißt.
Im Dienst für Fußballbegeisterte In Frankfurt gehört die Notfallseelsorge zur Diakonie Frankfurt und Offenbach, zudem wird sie von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau getragen. Die Notfallseelsorge hat täglich rund um die Uhr Bereitschaftsdienst. Zu Unfällen, plötzlichen häuslichen Todesfällen oder bei Suiziden wird sie gerufen, die Bandbreite der Einsätze ist groß. Im Moment steht die kommende Fußball Europameisterschaft im Fokus. Zahlreiche Fußballbegeisterte werden nach Frankfurt am Main reisen, zu den fünf EM-Spielen im Waldstadion und zum kostenlosen gemeinsamen Schauen und Feiern auf der Fan-Meile am Mainufer. Die Notfallseelsorge ist gemeinsam mit dem städtischen Gesundheitsamt für die psychosoziale Notfallversorgung während der EM zuständig. „Wir hoffen alle, dass während der EM nichts passiert, aber im Fall des Falles verfügen viele in der Notfallseelsorge über Zusatzausbildungen für Großschadenslagen,“ sagt Silke Bründermann. Zu dieser Zusatzausbildung zählt, sich im Ernstfall im Bereich der Rettungsdienste und der Feuerwehr sicher bewegen zu können sowie Kenntnisse über den Aufbau des Krisenstabes. „Wir verfügen zudem über das Vokabular, das zur Kommunikation genutzt wird, beispielsweise, um zu klären, wo genau unser Einsatzort liegt und wo sich die Menschen befinden, für die wir sorgen, und wie es weitergehen kann.“
Mit Blaulicht unterwegs Die Notfallseelsorge wird ausschließlich via Einsatzleitstelle der Feuerwehr oder durch die Polizei alarmiert. „Bei besonderen Einsatzlagen werden wir mit Blaulicht abgeholt“, sagt Silke Bründermann. Aber auch zu Fuß, mit der S-Bahn oder per E-Scooter gelangen die Ehrenamtlichen zum Einsatzort. Meist sind sie innerhalb einer guten halben Stunde da, um Menschen zur Seite zu stehen, die plötzlich in eine tiefe Krise geraten sind.
Nie jemanden im Stich gelassen „Erst Hilfe für die Seele“ leisten die gut ausgebildeten Frauen und Männer der Notfallseelsorge in Frankfurt seit 25 Jahren. Noch nie ließen sie jemanden im Stich: „Wir mussten in den 25 Jahren kein einziges Mal einen Einsatz absagen, zurzeit haben wir rund 300 Alarmierungen im Jahr“, sagt Silke Bründermann. Ein großes Bonbonglas steht auf ihrer Fensterbank, Lutschbonbons, am liebsten Pfefferminz, hat Bründermann immer dabei. Jeder Einsatz ist anders, erzählt sie. Aber immer geht es darum, Menschen bei schweren Schicksalsschlägen zu unterstützen und zu entlasten. Zum Beispiel, wenn Notfallseelsorger:innen gemeinsam mit der Polizei Todesnachrichten überbringen oder zu plötzlichen häuslichen Todesfällen gerufen werden. Meist haben die noch unter Schock stehenden Menschen viele Fragen: „Wie geht es weiter? Wie lange darf die Tote hier zuhause bleiben? Wann muss ich einen Bestatter verständigen?“ Manchmal sprechen die Notfallseelsorger:innen auch ein Gebet oder halten Momente des Schweigens mit den Betroffenen aus: „Wir sind zwischen zwei und vier Stunden im Einsatz, und wir lassen uns jedes Mal stark ein.“ Wenn jemand dann nach mehreren Stunden plötzlich fragt, ob die Notfallseelsorgerin etwas trinken möchte oder selbst an die frische Luft gehen will, „ist das sehr schön, denn es ist ein Zeichen des Erwachens aus dem Schreckensmoment.“
Neue Ehrenamtliche sind herzlich willkommen Die Ehrenamtlichen sind gut auf ihre Einsätze vorbereitet: Nach 120 Stunden Ausbildung, die sie blockweise oder nach Feierabend absolvieren können, leisten sie zwei Mal im Monat einen 24-stündigen Bereitschaftsdienst. „Es ist ein sinnstiftendes und erfüllendes Ehrenamt, viele sind seit Jahren dabei“, sagt Bründermann. Im Jubiläumsjahr sind in der Notfallseelsorge weitere Ehrenamtliche, die Erste Hilfe für die Seele leisten möchten, herzlich willkommen. Kontakt für am Ehrenamt Interessierte: silke.bruendermann@diakonie-frankfurt-offenbach.de
Die Bahnhofsmission ist eine niedrigschwellige Anlaufstelle für Menschen in seelischen Notlagen
Sie fielen auf in ihren blauen Westen mit dem Logo der Bahnhofsmission und der Aufschrift „Mutmacher:in“: Leif Murawski und Jad El Ouazzani waren mit einem Stand beim Deutschen Patientenkongress Depression Anfang Juni in der Alten Oper. „Was macht die Bahnhofsmission, warum ist sie bei einem Kongress für Depressionshilfe und Suizidprävention?“, wollten viele wissen, erzählt Leif Murawski. Er selbst hat vor ein paar Jahren die Zusatzausbildung zum Mutmacher absolviert, die 2015 bei der Bahnhofsmission in Berlin ihren Anfang nahm und von der Deutsche Bahn Stiftung gefördert wird. Sozialberatung, das kennt der promovierte Literaturwissenschaftler, der seit mehr als 33 Jahren bei der Bahnhofsmission arbeitet. Aber die spirituelle, die seelsorgerliche Dimension, die ja eigentlich in jedem Gespräch, in jeder Zuwendung an die Gäste mitschwingt, die war noch nirgends so richtig verankert.
Das Ohr und das Herz zuneigen Wenn Murawski, Jad El Ouazzani und die anderen in ihre blauen Mutmacher:in-Westen schlüpfen, gehört auch dazu, aufsuchende Arbeit zu leisten. Wenn sie Zeit finden, gehen sie raus zum Fernbusterminal oder in den Kaisersack, der inzwischen umbenannt wurde in Kaisertor. „Wir setzen uns dazu, kommen ins Gespräch, wollen wissen, wo der Schuh drückt.“ Klar kaufen die Mitarbeiter aus der Bahnhofsmission auch mal ein Brötchen, damit jemand wieder zu Kräften kommt oder sorgen dafür, dass ein Busticket umgebucht werden kann. „Aber für uns ist das Wichtigste, die Menschen spüren zu lassen, dass sie wahrgenommen werden, ihnen unser Ohr und unser Herz zuzuneigen und ihnen Zeit zu schenken“, sagt Murawski.
Auf den Kräften der Menschen aufbauen Die Ausbildung zum Mutmacher umfasst zum Beispiel Elemente der Gesprächsführung und orientiert sich an den vorhandenen Kräften der Menschen, sagt Murawski. Sie rief ihm viele Instrumente und Techniken „wieder neu ins Bewusstsein“. So gut wie täglich führt er Gespräche, von denen er sagt, sie seien „ein echter Mutmacher-Einsatz.“
Einfach Hingehen – kostenfrei und ohne Termin Beim Deutschen Patientenkongress Depression in der Alten Oper mit seinen 1200 Besucher:innen unter Schirmherrschaft von Harald Schmidt machten die beiden Mutmacher der Bahnhofsmission deutlich: Die Bahnhofsmissionen sind kostenfreie ganz niedrigschwellige Anlaufstellen für Menschen in psychischen Notsituationen. „Man braucht keine Termine zu machen, kann zu jeder Tages- und Nachtzeit hingehen und erhält zeitnahe Antworten“, zählt Murawski die Vorteile auf. Und er setzt hinzu: „Das gibt es sonst so nicht.“ Zudem stigmatisiere das „schöne alte Wort“ Bahnhofsmission niemanden. Auf dem Frankfurter Kongress zu Depressionshilfe und Suizidprävention erfuhren viele Betroffene und Angehörige, dass die Bahnhofsmission „gar keine Suppenküche mehr ist“, sagt Murawski. Wobei, etwas Warmes, und sei es ein Kaffee oder Tee, erhalten die Gäste dort immer am Tag und auch in der Nacht.