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Diakonie-Leiter Michael Frase (li.), Gunhild Höschele und Stadtdekan Achim Knecht beim Gottesdienst in der Heiliggeistkirche.

Gunhild Höschele ist die neue Leiterin der Notallseelsorge in Frankfurt am Main

Einführender Gottesdienst mit Stadtdekan Dr. Achim Knecht in der Heiliggeistkirche!

Das Abendessen war fertig, die beiden Kinder hatten bereits den Tisch gedeckt. Der Vater müsste längst da sein, wahrscheinlich steckte er wieder mal im Stau. Als es endlich klingelte öffnete die Mutter zwei Polizisten die Tür. Ihr Mann war bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Die Beamten hatten deshalb die Notfallseelsorge informiert und wurden von einer Dame begleitet. Sie blieb vor Ort, unterstützte Mutter und Kinder, die Hiobsbotschaft zu verkraften und verabschiedete sich erst, als enge Freunde der Familie eingetroffen waren.

Ob bei der Überbringung von Todesnachrichten, plötzlichen häuslichen Todesfällen, Suiziden, Unfällen oder ähnlich gravierenden Ereignissen leistet die Notfallseelsorge Erste Hilfe. Sie hilft den Angehörigen in den folgenden Stunden den tragischen Einschnitt zu bewältigen, Halt zu finden und nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren. Im Raum Frankfurt tut sie das unter der Ägide des Diakonischen Werkes für Frankfurt und Offenbach seit mehr als 20 Jahren.

Für Diakonie-Leiter Dr. Michael Frase liegt das Engagement der Kirche nahe. Wie er bei der Einführung der neuen Notfallseelsorge-Leiterin Gunhild Höschele betonte, stehen Notfallseelsorger:innen „verzweifelten Menschen in zerstörten Lebenslagen zur Seite“. Mit dieser „schweren und belastenden Arbeit“ setzten sie den „Kern der Botschaft Jesu, Frieden zu stiften“, um. Durch Mitgefühl und Liebe „ein Stück Heil in unheilvolle Situationen“ zu bringen heiße, „Friedensstifter zu sein und in Nachfolge zu treten“, hob der Pfarrer hervor. So seien Matthäus’ Worte „Selig sind die, die Frieden stiften“ als „Aufforderung zum aktiven Handeln im täglichen Leben“ zu verstehen.

Dieser Aufforderung ist Gunhild Höschele schon in den vergangenen zehn Jahren als ehrenamtliche Mitarbeiterin der Telefonseelsorge Mainz-Wiesbaden gefolgt. Da war die studierte Erziehungswissenschaftlerin, Psychologin und Kulturanthropologin noch in leitender Funktion bei einer Fluggesellschaft tätig. In einer Phase des beruflichen Umbruchs absolvierte sie ein Studium der Gemeindepädagogik sowie eine Langzeitfortbildung bei der hessen-nassauischen Kirche in Seelsorge und Beratung. Als der vorherige Leiter der Notfallseelsorge in den Ruhestand wechselte, wurde die 54-Jährige von einem EKHN-Referenten ermuntert, sich zu bewerben. Gerade als „Quereinsteigerin“ war es ihr eine Freude die Stelle anzunehmen.

Gerade wegen ihres beruflichen Werdegangs hält sie der Stadtdekan der Evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach, Pfarrer Dr. Achim Knecht, für eine ideale Besetzung für die herausfordernde Stelle. Beim Einführungsgottesdienst würdigte er ihr „hohes Maß an Kompetenz im Umgang mit Menschen unterschiedlichster Hintergründe und Kulturen“. Dies sei ein großes Plus, da sich Gunhild Höscheles Aufgaben nicht nur auf die fachliche Leitung und Organisation der Notfallseelsorge beschränkten. Ihr obliege es auch, die Haupt- und Ehrenamtlichen zu unterstützen, zu motivieren und zu begleiten.

Gegenwärtig sind 43 Ehrenamtliche bei der vom Diakonischen Werk 1999 in Frankfurt gegründeten Notfallseelsorge engagiert. Alle haben eine qualifizierte Ausbildung abgeschlossen und eine Hospitationsphase durchlaufen. Mit regelmäßigen Fallbesprechungen, Teamsitzungen, Supervisionen und Fortbildungen werden sie für ihre Einsätze gestärkt. Dem Team gehören ebenso Therapeut:innen und Sozialarbeiter:innen wie Bankangestellte und Journalist:innen an. Die Notfallseelsorge des Diakonischen Werkes ist das gesamte Jahr täglich 24 Stunden lang mit zwei Personen besetzt. Von der Polizei, der Feuerwehr oder dem Rettungsdienst gerufen, waren die Notfallseelsorger:innen 2020 bei 246 Einsätzen zugegen und betreuten insgesamt 764 Menschen.

Autorin: Doris Stickler


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