image Marc Clement bei den Dreharbeiten mit dem Hessischen Rundfunk

Foto: Susanne Schmidt-Lüer

Wir helfen Leuten, ihren Weg zu gehen – wo auch immer hin

Ehrenamtliche wie Marc Clement unterstützen die Bahnhofsmission Frankfurt

Es ist warm an diesem Mittwochmorgen im Frankfurter Hauptbahnhof. Im Container der Bahnhofsmission ganz hinten am Gleis 24 steht Marc Clement hinter dem Tresen. Genau wie die anderen Mitarbeitenden trägt er eine blaue Weste. Spricht englisch mit einer Frau, die ihm Papiere rüberreicht und klarmacht, dass sie in Frankfurt heiraten möchte. Clement blickt sie freundlich über seiner Brille hinweg an, dann geht er telefonieren, um den Weg zum Standesamt zu ebnen. „Wir sind die Bahnhofsmission, kennen Sie uns?“, fragt er die Behördenmitarbeiterin. Dann erklärt er: „Wir helfen bei Umstiegen, Behördenangelegenheiten, wir vermitteln und helfen Leuten, ihren Weg zu gehen, wo auch immer hin.“

Ein Fehler, und alles ist kaputt
Auf der anderen Seite des Tresens probiert ein Mann einen blauen Sonnenhut auf, den er gerade von einem Mitarbeiter bekommen hat. „Ein Fehler, und alles ist kaputt“, sagt er und zieht die Stirn in Falten. Draußen vor der Tür zum Container wird es unruhig. Ein großer Mann schwingt drohend die Faust. Noch darf er nicht rein, er hat gerade zwei Wochen Hausverbot. Sein Kumpel soll rauskommen, doch der trinkt ganz ruhig seinen Kaffee und unterhält sich mit dem Mann vom Sicherheitsdienst. Der bleibt entspannt, lächelt. Seit zwei Jahren macht er den Job bei der Bahnhofsmission, regelt den Einlass der Gäste, er kennt sie und weiß mit ihnen umzugehen.

Aron geht vor der Schule zum Ehrenamt in die Bahnhofsmission
Rund 500 „Kontakte“ zählt die Bahnhofsmission Frankfurt am Tag, sagt Daniel Moddelmog, der stellvertretende Leiter. Dazu gehört nicht nur die heiratswillige Frau oder eine andere Frau, die gerade Papiere auf den Tresen legt. Das sind auch Anrufer: innen, die sich Sorgen um ihre Angehörigen machen und fragen, ob sie sich vielleicht im Hauptbahnhof aufhalten“, erzählt Moddelmog. Hinter ihm sorgt Aron derweil an der Kaffeemaschine für Nachschub. Der 16-jährige Schüler gehört zum Kreis der rund 37 Ehrenamtlichen in der Bahnhofsmission. Nach einem Sozialpraktikum war ihm klar: „Das muss weitergehen“, sagt er, „ich bin hier immer noch“. Jeden Mittwoch kommt Aron vor der Schule erzählt Daniel Moddelmog und lächelt. Er ist stolz auf Arons Engagement.

Barbara Bišický-Ehrlich ist selber gelernte TV-Journalistin, hier wird aber sie interviewt – als Ehrenamtliche der Bahnhofsmission. (Foto: Susanne Schmidt-Lüer)

Ich möchte dabei sein und was tun
Ehrenamt, das ist auch das Thema einer Serie der Hessenschau, die gerade mit Kameramann und Toningenieur zur Tür reinkommt. Barbara Bišický-Ehrlich lässt sich verkabeln. Seit Oktober 2023 ist die gelernte TV-Journalistin, Autorin und professionelle Sprecherin im Team der Ehrenamtlichen der Bahnhofsmission Frankfurt. „Ich bin viel mit dem Zug gefahren, war viel am Bahnhof und dies ist ein offensichtlicher Brennpunkt der Stadt. Ich hatte das Gefühl, ich möchte dabei sein und was tun.“ Alle zwei Wochen leistet Bišický -Ehrlich nun ihren Dienst, jeweils für circa vier Stunden.“

Es ist eine Beziehungsarbeit und die braucht Zeit
„Wer sich für ein Ehrenamt in der Bahnhofsmission interessiert, wird zunächst zu einem Gespräch eingeladen und macht dann zwei Schnupperdienste mit, sagt Moddelmog. Für Marc Clement war schon nach dem ersten Schnuppern klar: „Das ist genau das Richtige“. Während draußen vor dem Fenster Züge ein und ausfahren erzählt er von seiner Leidenschaft für die Eisenbahn, dass er in einem Eisenbahnmuseum gearbeitet hat und sich, seit er 17 ist, freiwillig engagiert. Als Jugendlicher beim Workcamp in der Kirchengemeinde heute bei der Bahnhofsmission und beim ökumenischen Mittagstisch. In der Bahnhofsmission Frankfurt will er mindestens drei Jahre bleiben. Jeden Mittwoch von 9 bis 15 Uhr ist er dort anzutreffen. Viele Stammgäste wissen das schon und kommen dann mit ihren Anliegen zu ihm. Wer sich in der Bahnhofsmission freiwillig engagiert, kann seine Zeit frei einteilen und sich selbstständig in den Kalender eintragen. Aber es ist wichtig, dass die Ehrenamtlichen möglichst ein Jahr bleiben: „Es ist eine Beziehungsarbeit mit unseren Gästen, die die Ehrenamtlichen leisten, und die braucht Zeit“, sagt Daniel Moddelmog.

Mehr über die Bahnhofsmission

Die Hessenschau strahlt ihre Ehrenamts-Serie im Hessischen Rundfunkt, ARD, in der 31. Kalenderwoche aus. Die Bahnhofsmission ist für Mittwoch, 30. Juli, eingeplant. Die Sendung beginnt um 19.30 Uhr.

Hier kann man sich den Beitrag in der Mediathek anschauen


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