Ausbildung für neue Ehrenamtliche im Mentoring-Programm SOCIUS
Sie kam hierher, um zu überleben. Jasmin Davari *(Name geändert) sitzt mit ihrer Mentorin Fariba Arvahi-Azar im Evangelischen Zentrum Am Weißen Stein. Die Frauen stammen beide aus dem Iran. Was der 38-jährigen Davari dort widerfuhr, kann Arvahi-Azar gut nachfühlen, 1991 kam auch sie aus dem Iran nach Deutschland.
Ins Gefängnis, weil der Hijab verrutschte Davari erzählt ihre Geschichte auf Persisch, ihre Mentorin übersetzt. Es war eine Autofahrt im Iran, während der ihr Hijab verrutschte. Die junge Medizinstudentin wurde festgenommen. „Ähnlich wie Masha Amini, nur früher“, sagt Arvahi-Azar. Vor anderthalb Jahren lernte sie ihre Mentee im Mentoring-Programm SOCIUS der Evangelischen Kirche kennen. Seitdem bilden die Frauen ein Tandem, treffen sich zwei Stunden pro Woche, um Fragen zu klären, den Weg ins Leben im Rhein-Main-Gebiet zu ebnen.
Viele Informationen und viel Unterstützung für die Ehrenamtlichen Arvahi-Azar engagiert sich seit längerem ehrenamtlich. In der Gruppe der SOCIUS-Mentorinnen und Mentoren für Geflüchtete und Zugewanderte fühlt sie sich wohl: „Es ist super. Ich habe viel ehrenamtliche Arbeit gemacht, aber nirgendwo gab es so viele Informationen und so viel Unterstützung.“ Sie schätzt die gründliche Ausbildung mit Einblicken ins Sozial- und Asylrecht, Anti-Rassismus-Training und vielem mehr. Und auch die Supervision und regelmäßigen Treffen der Mentorinnen und Mentoren: „Wir sind immer im Austausch, ich begegne durch SOCIUS vielen interessanten Menschen und habe von ihnen viel gelernt – das ist ein Geschenk.“ Auch die vielen unterschiedlichen Angebote im Evangelischen Zentrum am Weißen Stein, dem Sitz des SOCIUS-Teams, gefällt ihr.
Schritt für Schritt voran Über die Beratung und Therapie für Geflüchtete im Zentrum am Weißen Stein kam Jasmin Davari als Mentee zu SOCIUS. Im Gefängnis im Iran und auf der Flucht wurde ihr viel angetan, sagt Arvahi-Azar. 2023 kam Davari nach Deutschland, noch am Flughafen brach sie in Tränen aus, ein Geistlicher vermittelte den Kontakt zum Evangelischen Zentrum für Beratung Am Weißen Stein. Seitdem geht es Schritt für Schritt bergauf.
Freiheit und Demokratie genießen Besonders stolz ist Arvahi-Azar auf ihre Mentee, weil sie „aufgestanden ist, sich Ziele gesetzt hat und Wege gegangen ist.“ Davari hört zu, immer wieder steigen ihr Tränen in die Augen. Ihre Mentorin erzählt weiter in ihrer ruhigen zurückgenommenen Art, nur der Glanz in ihren Augen zeigt ihre Anteilnahme: „Sie will Freiheit und Demokratie in Deutschland genießen, sich nicht hängen lassen. Sie fand eine Wohnung und eine Arbeit, hat die theoretische Führerscheinprüfung bestanden, macht Sprachkurs.“
Ziele erreichen Überleben will Davari vor allem wegen ihrem 14-jährigen Sohn, den sie im Iran zurücklassen musste. „Das ganze Evangelische Zentrum hat ihre Hand genommen und sie ins Leben eingeladen. Durch das komplette Programm hier hat sie ihre Ziele erreicht“, sagt Arvahi-Azar. Als Mentorin hat sie ihrer Mentee Informationen vermittelt, zum Beispiel über Sprachlernangebote oder den Zugang zu Behörden und zu Arbeits- und Ausbildungsmöglichkeiten.
Ein Stück innere Heimat Jasmin Davari wechselt ins Deutsche: „Vor zwei Jahren gab ich mir einen Punkt, heute gebe ich mir acht Punkte, ich habe so viel Motivation, ich male, ich schwimme – im Iran war ich Rettungsschwimmerin – vielleicht will ich eine Ausbildung machen. Und ich möchte selbst anderen helfen, wenn ich besser deutsch spreche.“ Fariba Arvahi-Azar wird demnächst ein weiteres Tandem mit einer anderen zugewanderten oder geflüchteten Person bilden, die das Team von SOCIUS ihr vermittelt. Sie sagt: „Jasmin oder anderen Mentees zu helfen ist für mich ein Stück innere Heimat. Wie ein Baum mit Wurzeln in der Erde. Als ich vor 30 Jahren in Deutschland ankam, war das Wurzelwerk zerrissen. Jetzt ist jeder Ast, jede Wurzel wieder da.“
Das Mentoring-Programm SOCIUS Menschen zusammenzubringen, sie zu Behörden zu begleiten, mit ihnen gemeinsam nach Berufs- und Ausbildungschancen zu suchen, sie beim Deutschlernen zu unterstützen und so Zugänge zum Leben im Rhein-Main-Gebiet zu eröffnen – das ist das Ziel des Mentoring-Programmes SOCIUS für Zugewanderte und Geflüchtete. Der Fachdienst der Evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach wurde 2012 gegründet, er wird aus Kirchensteuermitteln finanziert und über Landesmittel refinanziert. Seit der Gründung gab es mehr als 200 Tandems. Zurzeit engagieren sich rund 70 Mentorinnen und Mentoren bei SOCIUS.
Neuer Ausbildungsjahrgang für Ehrenamtliche startet Werden auch Sie Teil der SOCIUS-Gemeinschaft, machen Sie mit beim nächsten Ausbildungsjahrgang, der im September 2025 startet.
Nähere Informationen gibt es an zwei Infoabenden:
Am Donnerstag, 15. Mai, 19-20.30 Uhr im Evangelischen Zentrum für Beratung Am Weißen Stein, Eschersheimer Landstraße 567, 60431 Frankfurt am Main sowie am
Dienstag, 3. Juni, 19 bis 20.30 Uhr via Zoom. Bitte melden Sie sich an für die Infoabende.
Kontakt für Interessierte: Petra Buschkämper, Teamassistentin, Evangelisches Zentrum für Beratung Am Weißen Stein, Telefon: 069 53 02-225 und E-Mail: socius@frankfurt-evangelisch.de
https://evangelische-beratung.com/migration-flucht/mentoring-programm-socius/
Nähere Informationen finden Sie hier
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