Hessischer Innenminister besucht Abschiebungsbeobachtung am Flughafen Frankfurt
An einem Ort, an dem Abschiede meist schmerzhaft und endgültig sind, war am heutigen Tag Raum für Begegnung, für Anerkennung – und für leise Hoffnung. Der hessische Innenminister Dr. Roman Poseck besuchte die Abschiebungsbeobachtung am Frankfurter Flughafen und würdigte die Arbeit der Menschen, die sich dort tagtäglich dafür einsetzen, dass während der Abschiebungen die Würde der Einzelnen gewahrt bleibt. Seit fast 20 Jahren gibt es die Abschiebungsbeobachtung von Diakonie und Caritas am Frankfurter Flughafen. Gegenwärtig beobachten Melisa Ergül-Puopolo, im Dienst des Evangelischen Regionalverbands Frankfurt und Offenbach, und Finn Dohrmann, Abschiebebeobachter für den Caritasverband der Diözese Limburg, die Rückführungen am größten deutschen Flughafen. Beide Halbtagsstellen werden zum Großteil über kirchliche Mittel finanziert. Das Land Hessen beteiligt sich seit 2019 und Innenminister Poseck überbrachte heute die Bescheide für das laufende Jahr in Höhe von je 14.685 Euro. „Es freut mich, die Bescheide erstmals persönlich auszuhändigen und damit den Trägern meine Wertschätzung für ihre wertvolle Arbeit auszudrücken. Der Austausch ist wichtig, um die gegenseitigen Perspektiven zu kennen und einzuordnen. Hierzu werden wir auch weiter im Gespräch bleiben,“ sagte Poseck bei seinem Besuch am Frankfurter Flughafen.
Wenn Fälle zu Geschichten werden „Was ist, wenn ein Mensch mit laufender Chemotherapie am Flughafen steht?“, fragte Melisa Ergül-Puopolo den Innenminister. Sie berichtete ihm von einer schwerkranken Frau, die trotz ihrer Krebsbehandlung zur Abschiebung gebracht worden war, – nur das beherzte Eingreifen aller Beteiligten ermöglichte es, dass sie zunächst in Deutschland bleiben und ihre Chemotherapie fortsetzen konnte. Es sind genau diese Einzelfälle, die den Unterschied machen: nicht Zahlen, sondern Schicksale. Finn Dohrmann sprach von Menschen in Todesangst, von Abschiebungen in Länder, in denen ihnen Verfolgung oder gar der Tod droht. Er erinnerte an einen jungen Mann aus der LGBTIQ*-Community, der nach Gambia gebracht werden sollte – ein Land, in dem Homosexualität unter Strafe steht.
Menschlichkeit braucht System Der Limburger Diözesancaritasdirektor Dr. Karl Weber dankte im Namen der Träger für die Unterstützung des Landes Hessen und betonte die besondere Verantwortung der Kirchen für vulnerable Gruppen in der Rückführung, insbesondere für Kinder und Menschen mit gravierenden gesundheitlichen Einschränkungen. Doris Peschke, von der Diakonie Hessen und Moderatorin für das Forum Abschiebung am Flughafen Frankfurt, fordert: „Wir brauchen klare länderübergreifende Standards, bessere Zusammenarbeit der Behörden untereinander – aber auch vorrangig verstärkte Angebote zur freiwilligen Rückkehr.“ Der Minister zeigte sich beeindruckt von den Berichten und der moralischen Verantwortung der beiden Beobachter:innen. Er übergab nicht nur Förderbescheide, sondern nahm auch die klare Botschaft mit: Wer über Abschiebung spricht, darf nicht aufhören, über Menschlichkeit zu reden.
Ein Angebot zum Dialog Dass Caritas und Diakonie ihre Expertise auch in Schulungen für Polizei oder Ausländerbehörden einbringen wollen, traf auf offene Ohren. „Wir dürfen nicht wegsehen, wenn Menschen in existenzielle Notlagen geraten – gerade dann, wenn staatliches Handeln unausweichlich ist“, sagte Poseck.
Transparenz, Verantwortung – und Mitmenschlichkeit Die kirchlich getragene Abschiebebeobachtung ist Mahnerin: für einen humanen Rechtsstaat, der seine Verfahren mit Herz und Verstand ausführt. Und für eine Gesellschaft, die auch im letzten Moment noch hinsieht.
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