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Viele Gäste folgten der Einladung des Sozialdienstes Offenbach Wohnungsnotfallhilfe und feierten gemeinsam eine stimmungsvolle Weihnachtsfeier in der Miriamgemeinde an der Waldstraße. Lange, weihnachtlich geschmückte Tafeln luden Menschen, die im Alltag mit knappen Mitteln auskommen müssen, zum Verweilen ein, der Duft von Kaffee lag in der Luft. Lichterketten tauchten den Saal in warmes Licht, auf der Bühne standen zahlreiche liebevoll verpackte Geschenke bereit. Für das leckere weihnachtliche Essen sorgte Jochen Max Kümmel vom Sheraton Hotel Offenbach.
Der Lions Club Offenbach Lederstadt engagierte sich in diesem Jahr erneut als Sponsor und unterstützte die Feier tatkräftig bei der Bewirtung der Gäste. In einer beschwingten Andacht machte Pfarrerin Laura Kliem Mut, den Blick auf das Wesentliche zu richten, und Weihnachten müsse kein perfektes Fest sein. Gemeinsam sangen die Gäste bekannte Weihnachtslieder. „Oh Tannenbaum“ und „Stille Nacht, heilige Nacht“ klangen durch den Saal. Für die anwesenden Kinder hatten Schülerinnen und Schülern der Beethovenschule liebevoll zusammengestellte Weihnachtspäckchen vorbereitet. Die erwachsenen Gäste kamen ebenfalls nicht zu kurz und freuten sich über Geschenke, die die Evangelischen Kirchengemeinde Dreieich Götzenhain in jeden Jahr in der eigenen Gemeinde zusammenträgt. Insgesamt konnten so 150 liebevoll gepackte Päckchen verteilt werden und jeder Gast ging weihnachtlich beschenkt nach Hause.
Der Leiter des Sozialdienstes Offenbach Wohnungsnotfallhilfe, Thomas Quiring, dankte allen Unterstützerinnen und Unterstützern für die gelungene Weihnachtsfeier.
Die Diakonie Frankfurt und Offenbach wird neue Trägerin des Quartiersmanagements im Stadtteil Bonames. Mit dem Zuschlag setzt die Stadt Frankfurt auf einen erfahrenen Partner, der seit vielen Jahren erfolgreich Quartiersarbeit in mehreren Frankfurter Stadtteilen verantwortet.
„Wir freuen uns sehr über das Vertrauen der Stadt Frankfurt“, so Diakoniepfarrer Markus Eisele, Theologischer Geschäftsführer des Evangelischen Regionalverbands (ERV). „Quartiersarbeit lebt von Beziehung, Verlässlichkeit und echter Teilhabe, Werte, die wir in unserer Arbeit seit vielen Jahren verankert haben. Gemeinsam mit den Menschen in Bonames möchten wir diese positive Entwicklung weiter gestalten.“
Das neue Quartiersmanagement wird besonders auf Beziehungsarbeit, Aktivierung von Bewohner:innen, niedrigschwellige Teilhabe sowie eine starke Vernetzung von lokalen Akteuren setzen. Bestehende Projekte sollen fortgeführt, neue Bedarfe gemeinsam mit der Bewohnerschaft entwickelt und Bonames als lebenswerter, aktiver und solidarischer Sozialraum weiter gestärkt werden. Das Quartiersmanagement versteht sich als sichtbare, zugängliche Anlaufstelle, die Begegnung ermöglicht, Beratung bietet und Engagement fördert.
„Bonames bringt nicht nur großes Potential mit, sondern auch engagierte Bewohner:innen, aktive Einrichtungen und starke Netzwerke“, sagt Henrik Philipsen, Leiter des Arbeitsbereichs Sozialraumorientiertes Arbeiten beim ERV, der den Stadtteil seit vielen Jahren gut kennt. „Unser Anspruch ist es, diese Ressourcen sichtbar zu machen, zu verbinden und neue Wege für ein gutes Miteinander im Stadtteil zu eröffnen. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit mit allen Akteuren vor Ort.“
Der Start des neuen Quartiersmanagements ist für Anfang 2026 vorgesehen, begleitet durch zwei Quartiersmanager:innen, die mit hoher Präsenz im Stadtteil tätig sein werden.
Quartiersmanagements der Diakonie Frankfurt und Offenbach
Die Diakonie Frankfurt und Offenbach hat am 15. Dezember im Diakoniezentrum Gerber15 in Offenbach eine Winternotübernachtung für obdachlose Menschen eröffnet. Das Angebot läuft bis zum 31. März 2026 und soll dazu beitragen, Unterkühlungen, Erfrierungen oder gar einen Kältetod in den Wintermonaten zu verhindern.
„Niemand soll in Offenbach im Winter schutzlos draußen bleiben müssen. Mit der Winternotübernachtung schaffen wir einen sicheren Ort für Menschen, die akut keinen Schlafplatz haben“, sagt Thomas Quiring, Leiter des Diakoniezentrums Gerber15.
Schutzraum für bis zu 12 Menschen pro Nacht Die Winternotübernachtung richtet sich an obdachlose Frauen, Männer, Diverse und Paare, die sich in Offenbach aufhalten.
Das Angebot umfasst:
Zugang und Anmeldung Hinweise auf das Angebot erfolgen u. a. über die Caritas-Straßenambulanz, die Malteser (MMM) sowie die Polizei und die Stadt Offenbach.
Über diese Stellen oder über die Fachberatung des Gerber15 kann ein Platz für den jeweiligen Abend reserviert werden. Reservierungen gelten bis 20:30 Uhr.
Der Einlass findet zwischen 20 und 22 Uhr durch einen Sozialhelfer oder eine Sozialhelferin und den Sicherheitsdienst statt. Die Vergabe der Plätze erfolgt nach Reihenfolge des Eintreffens. Die Übernachtungsgäste unterschreiben die Hausordnung; Bettruhe ist ab 22:30 Uhr.
In Situationen, in denen Gäste stark alkoholisiert, akut unter Drogeneinfluss oder psychisch stark auffällig erscheinen, entscheidet die diensthabende Fachkraft im Einzelfall – stets mit dem Ziel, Kälteschäden oder Lebensgefahr abzuwenden.
Nächtliche Aufsicht und Ablauf Eine Sozialhelferin oder ein Sozialhelfer, sowie ein Sicherheitsdienst begleiten die Übernachtung von 20:00 bis 7:00 Uhr. Morgens werden die Gäste um 6:00 Uhr geweckt und verlassen die Räumlichkeiten bis 6:30 Uhr. Ein warmer Tee wird erneut angeboten. Anschließend erfolgt die tägliche Reinigung der Räume.
Weitere Hilfsangebote vor Ort Die Übernachtungsgäste können bei Bedarf weitere Unterstützungsangebote der Kooperationspartner nutzen:
Malteserpraxis: Mittwoch 17:00–19:00 Uhr
Caritas Straßenambulanz: Montag–Freitag 09:00–14:30 Uhr
Gerber15 Fachberatung: Mo und Mi 08:30–12:00 Uhr Di 13:00–16:00 Uhr Do 15:00–18:00 Uhr
Gerber15 Teestube: Mo–Mi und Fr 08:30–16:00 Uhr Do 13:00–18:00 Uhr
„Die Winternotübernachtung ist ein wichtiges Gemeinschaftsprojekt mit unseren Partnern in der Stadt. Gemeinsam wollen wir sicherstellen, dass in Offenbach niemand ungeschützt der Kälte ausgeliefert ist“, so Quiring.
Für Menschen in Not: Winterspendenaktion „Herzschlag der Hoffnung“
Am 24. Dezember öffnet die Diakonie Weißfrauenkirche im Frankfurter Bahnhofsviertel bereits zum 19. Mal ihre Türen für Menschen, die Heiligabend nicht allein verbringen möchten oder keinen sicheren Ort für die Nacht haben. Die „Lange Nacht“ bietet einen offenen Weihnachtsgottesdienst, ein festliches Abendessen, Musik, Gemeinschaft – und für viele auch einen warmen Schlafplatz.
Ins Leben gerufen wurde die Veranstaltung 2006 von Gerald Hintze, dem damaligen Kurator des Diakoniezentrums Weser5. Seit 2009 prägten Victor Starr sowie die beiden freiwilligen Helferinnen Seda Öztürk und Anja Tonn die Organisation maßgeblich. In diesem Jahr übergibt Victor Starr nach 16 Jahren engagierter Arbeit die Hauptverantwortung an Anja Tonn, die die „Lange Nacht“ nun gemeinsam mit Seda Öztürk weiterführt. „Victor hat diese Nacht über viele Jahre mit Herz, Geduld und einer ansteckenden Warmherzigkeit geprägt“, sagt Tonn. „Es ist mir eine Ehre, seine Arbeit weiterzuführen und diesen besonderen Ort der Menschlichkeit zu erhalten.“
Rund 100 freiwillige Helferinnen und Helfer unterstützen die Veranstaltung in drei Schichten – eine reine Privatinitiative, die vollständig von Spenden und ehrenamtlichem Engagement getragen wird. Je nach Witterung werden 200 bis 300 Gäste erwartet: Menschen, die wohnungslos sind, ältere Menschen, Familien oder Menschen, die sonst allein wären.
Die Lange Nacht beginnt um 18 Uhr mit einem offenen Weihnachtsgottesdienst, den Diakoniepfarrer Markus Eisele gemeinsam mit Malte Dücker, dem Theologischem Referenten des Stadtdekans, gestaltet. Unterstützt werden sie von Henning Funk, Qutaiba Al Jendi und Oskar Mahler. Die Musik übernehmen Panajotis Papazoglu an der Orgel und Manuela Scholz (Gesang, Oboe).
Im Anschluss an den Gottesdienst beginnt die lange, warme Weihnachtsnacht: An festlich gedeckten Tischen servieren die Ehrenamtlichen ein frisch zubereitetes Buffet mit Rindergulasch und Klößen, feinem Putenragout in Champignonsauce mit Bandnudeln, einem veganen Kichererbsen-Linsen-Dal mit Zucchini, frischem Koriander und Pita-Brot sowie einer großen Gemüseplatte mit Bohnen. Während des Essens kommen Freiwillige und Gäste miteinander ins Gespräch, schenken Getränke aus und sorgen dafür, dass niemand allein bleibt.
Später am Abend sorgt der Gitarrist Fred Lohr aus dem Bahnhofsviertel mit feiner Folkmusik für Atmosphäre. Danach wird es ruhiger: Manche Gäste sprechen mit Ehrenamtlichen, andere spielen Brettspiele, schauen eine DVD oder nutzen die Möglichkeit, sich mit Schlafsack und Isomatte in der warmen Kirche zur Ruhe zu legen. Die ganze Nacht hindurch sind Freiwillige ansprechbar – für Tee, Kaffee, ein gutes Gespräch oder einfach als verlässliche Nähe in einer Nacht, die für viele sonst einsam wäre.
Weihnachten ist für viele Menschen kein Fest der Familie, sondern eine Zeit der Stille und Einsamkeit. Die „Lange Nacht“ zeigt eindrucksvoll, wie bürgerschaftliches Engagement – durch Helferinnen und Helfer aus Frankfurt, aus dem Taunus, aus Wiesbaden, Gießen und sogar Düsseldorf – Gemeinschaft schafft. Und sie macht sichtbar, was Spenden und Ehrenamt konkret bewirken: Wärme, Sicherheit und menschliche Nähe für diejenigen, die sie am dringendsten brauchen.
Am Morgen des 25. Dezember bereiten Ehrenamtliche ab 7:30 Uhr ein Frühstück vor. Über belegte Brötchen, Kaffee und Tee entsteht noch einmal eine fröhliche, ruhige Atmosphäre, bevor die Türen der Weißfrauenkirche um 10 Uhr schließen.
Ablauf am 24. und 25. Dezember
17:30 Uhr – Türen der Weißfrauenkirche öffnen 18:00 Uhr – Offener Weihnachtsgottesdienst Ab 19:00 Uhr – Festliches Abendessen, anschließend Musik & Gemeinschaft
Über Nacht – Möglichkeit zur Übernachtung, Getränke, Gespräche, Spiele 25. Dezember, ab 7:30/8:00 Uhr – Weihnachtsfrühstück
10:00 Uhr – Schließung der Kirche
Als die Stadtteilflüsterinnen im Ministerium in Wiesbaden auf die Bühne gerufen wurden, war der Applaus warm, laut und voller Anerkennung. Doch eigentlich begann dieser Moment nicht im festlichen Saal – sondern viele Monate zuvor, auf den Straßen und Hinterhöfen von Preungesheim.
Dort, wo Türen manchmal geschlossen bleiben und Informationen schwer ihren Weg finden, haben die Flüsterinnen sie geöffnet. Mit einem Lächeln, mit einer Sprache, die verstanden wird, und mit dem Mut, andere Frauen zu ermutigen. Sie erzählen von Sprachcafés, helfen beim Ausfüllen von Formularen, begleiten zu Beratungsstellen und zeigen Wege zu Gemeinschaft, Teilhabe und Selbstvertrauen. Schritt für Schritt sind sie zu Brückenbauerinnen im Quartier geworden – und stärken damit nicht nur einzelne Frauen, sondern ganze Familien.
Als Sozialministerin Heike Hofmann ihnen die Landesauszeichnung Soziales Bürgerengagement überreichte, sprach sie von gelebter Solidarität, Mitmenschlichkeit und Stärke. Und sie meinte genau das: Frauen, die freiwillig und mit unglaublicher Wärme ihr Viertel zusammenhalten. Frauen, die Menschen erreichen, die sonst niemand erreicht. Frauen, die dafür sorgen, dass aus Nachbarschaft Gemeinschaft wird.
Für die Stadtteilflüsterinnen war der Abend ein Funken Glück und ein großer Moment der Sichtbarkeit. Für Preungesheim war es die Bestätigung dessen, was viele längst wissen:
Diese Frauen verändern ihr Quartier – leise, stark und mit ganz viel Herz.
Stadtteilflüsterinnen: Wir wollen Barrieren für Frauen aufbrechen
Sohail kam aus Afghanistan nach Deutschland, lebt hier im dritten Jahr, hat seinen Realschulabschluss gemacht und bereitet sich auf das Abitur vor. Er arbeitet hin und wieder im Betrieb seines Mentors Jan-Peter Eichhorn mit, der großes Potenzial in ihm sieht: „Sohail ist der geborene Unternehmer.“ Trotzdem soll der junge Mann abgeschoben werden – ein Schritt, der Eichhorn fassungslos macht: Warum jemanden fortschicken, der längst Teil der Gesellschaft ist?
Ähnlich ergeht es dem Kurden Radhwan Abdulla, der aus dem Irak stammt und seit vier Jahren in Deutschland lebt. Er suchte sich Arbeit und begann in einer Frankfurter Pizzeria als Tellerwäscher, lernte schnell und wurde zu einem unverzichtbaren Mitarbeiter: zuverlässig, engagiert, beliebt bei Gästen und Kollegen. Heute backt er Pizzen, bedient, trägt Verantwortung – und hat dennoch seinen Abschiebungsbescheid erhalten. Sein Arbeitgeber und Freund Pino Fabricio Sanna kämpft öffentlich für ihn und hat eine Petition gestartet: „Wo finde ich auf diesem Arbeitsmarkt einen so guten Mitarbeiter?“
Beide Fälle zeigen exemplarisch, was auf dem Podium diskutiert wurde: Trotz Integration, Ausbildung und Arbeit stehen motivierte Menschen vor der Rückführung in Länder, aus denen sie vor Krieg und Verfolgung geflohen sind.
Asylrecht – das Herz unserer Verfassung Bürgermeisterin Nargess Eskandari-Grünberg (Foto oben Mitte) mahnte, dass das Asylrecht „das Herz unserer Verfassung“ sei. Die Zahl der Abschiebungen in Hessen steigt dennoch drastisch – 2024 um 20 Prozent, Tendenz steigend. Der Politologe und Jurist Maximilian Pichl (Foto oben rechts), Professor für Soziale Arbeit in Frankfurt kritisierte gesetzliche Verschärfungen, die zu einer „Abschottungskultur“ führten, sowie Abschiebungen, die sogar in unsichere Staaten erwogen werden. Dabei hätten Kommunen durchaus Spielräume, die aber kaum noch genutzt würden.
Pichl wunderte sich über die politische Kurzsichtigkeit zu glauben, mit Härte gegenüber Geflüchteten Parteien wie der AfD den Boden entziehen zu können. Alle Studien und beobachtbaren Entwicklungen würden das Gegenteil belegen, sagte Professor Pichl. „Und bürgerliche Parteien gehen durch dieses Rezept kaputt“, warnte der Jurist.
Abschiebungsbeobachterin Melisa Ergül-Puopolo berichtete, welche Härten Betroffene bei Abschiebungen treffen können. Foto: Peter Weidemann
Wie hart Abschiebungen Betroffene treffen können, schilderte Melisa Ergül-Puopolo, Abschiebungsbeobachterin der Diakonie Frankfurt und Offenbach am hiesigen Flughafen. „Hinter den statistischen Daten stehen Einzelschicksale“, sagte sie: Kinder, die im Schlafanzug aus dem Bett geholt werden, Menschen in Krankenhauskitteln, weil keine Zeit bleibt, eigenes Gepäck mitzunehmen. Viele wüssten nicht einmal, wohin sie geflogen werden. Ihre Beobachtungen machen sichtbar, welche humanen Kosten eine Politik der Verschärfung erzeugt.
Hoffnungszeichen Um Betroffene besser zu schützen, wurde die Fachstelle Familiennachzug für Geflüchtete eingerichtet, die Beratung und Begleitung bietet. Eskandari-Grünberg fordert darüber hinaus einen politischen Kurswechsel: faire Asylverfahren, Schutz für vulnerable Gruppen und ein Bleiberecht für gut integrierte Menschen.
Auch Professor Pichl sieht bei aller nüchternen Bilanz Hoffnungszeichen: Die Zivilgesellschaft beginne, sich ähnlich wie in den USA zu organisieren. Asylbewerber würden in ihrem Umfeld unterstützt und gegen Abschiebebescheide verteidigt. Das tut auch not: Denn die Geschichten von Sohail und Radhwan zeigen, worum es geht: um Menschen! Mit Talenten und Möglichkeiten, die Deutschland gut gebrauchen kann.
Evangelischer Regionalverband unterstützt Bündnis „Bildung statt Abschiebung“
Abschiebungsbeobachtung Frankfurt legt Tätigkeitsbericht 2024 vor
Mit Sorge blickt ein breites Bündnis aus Sozialverbänden, Bildungsträgern, und zivilgesellschaftlichen Organisationen auf die aktuelle Migrationspolitik in Hessen. Mit der heute (8.12.2025) auf einer Pressekonferenz vorgestellten Resolution „Bildung statt Abschiebung“ wendet sich das Bündnis an die breite Öffentlichkeit. Die Diakonie Hessen gehört zu den Erstunterzeichner:innen.
In der Resolution heißt es, immer häufiger würden Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene abgeschoben, „obwohl sie gut integriert sind, zur Schule gehen oder einen Ausbildungsvertrag (in Aussicht) haben. Viele der Betroffenen kennen das Herkunftsland ihrer Eltern nur aus Erzählungen.“
Kritisiert wird, dass zunehmend geltende Bleiberechtsregelungen ignoriert oder unterlaufen werden. Zugleich schickt die Politik nach Ansicht des Bündnisses widersprüchliche Signale: Während vereinfachte Verfahren zur Anerkennung ausländischer Berufsabschlüsse geplant sind, werden gleichzeitig qualifizierte und dringend benötigte Auszubildende und Fachkräfte abgeschoben, wie das „drastische Beispiel“ einer jüngst aus Offenbach abgeschobenen Erzieherin zeige.
„Wir brauchen in Deutschland dringend Zuwanderung und gelingende Integration“ Das Bündnis fordert, alle bestehenden Bleiberechtsregelungen zugunsten der Betroffenen umzusetzen, die im Koalitionsvertrag der Landesregierung angekündigte professionelle Beratungsstruktur für Migrantinnen und Migranten aufzubauen sowie Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in Kita, Schule oder Ausbildung nicht abzuschieben.
Auch der Evangelische Regionalverband Frankfurt und Offenbach (ERV) hat die Resolution unterzeichnet und setzt damit ein deutliches Signal für eine humane, nachhaltige und bildungsorientierte Migrations- und Flüchtlingspolitik in Hessen. Anja Frank-Ruschitzka, designierte Geschäftsführerin des Fachbereichs Diakonie und Seelsorge im ERV, erklärt dazu:
„Der Evangelische Regionalverband Frankfurt und Offenbach unterstützt die Resolution ‚Bildung statt Abschiebung‘, weil wir in unseren diakonischen Diensten tagtäglich erleben, was die verschärfte Abschiebepraxis für Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte bedeutet: Ihre Angst und Verunsicherung werden immer größer, sie sehen sich zunehmendem Druck ausgesetzt und müssen den Eindruck gewinnen, in Deutschland nicht gewollt zu sein.
Dabei brauchen wir in Deutschland dringend Zuwanderung und gelingende Integration, worauf besonders Arbeitsmarktexpertinnen und -experten hinweisen. Es ist daher eine widersinnige Politik, das Ringen um ein Bleiberecht zu eskalieren und auf Angst und Ausgrenzung zu setzen. Letztlich schadet das unserer Gesellschaft und der wirtschaftlichen Entwicklung. Und erhöht das Leid der Betroffenen.“
Die Resolution „Bildung statt Abschiebung“ im Wortlaut
Die Abschiebungsbeobachtung am Flughafen Frankfurt hat ihren Tätigkeitsbericht 2024 vorgelegt. Das Fazit: deutlich mehr Abschiebungen als im Vorjahr, professionelles Verhalten der Bundespolizei, gleichzeitig aber bleiben große Probleme beim Schutz von besonders verletzlichen Personen bestehen. Kritisch bewertet die Beobachtungsstelle insbesondere das Vorgehen der Behörden, die den Abschiebeprozess einleiten und begleiten, sowie die medizinische Begutachtung durch von den Behörden beauftragten Ärzt:innen.
Insgesamt wurden 2024 bundesweit 20.084 Menschen abgeschoben, ein Anstieg um rund 22 Prozent gegenüber 2023. 6.342 Personen wurden vom Frankfurter Flughafen aus abgeschoben – mehr als an jedem anderen Standort in Deutschland. Unter den Abgeschobenen waren 4.504 Frauen und 3.687 Minderjährige.
Bei der Bundespolizei, die für den Vollzug der Abschiebungen am Flughafen zuständig ist, wurde, so der Bericht, in der Regel ein respektvoller Umgang mit den Abzuschiebenden beobachtet, Beamt:innen suchten oftmals das Gespräch mit den Betroffenen, erklärten Abläufe, stellten sich mit Namen vor und ermöglichten Telefonate oder Rauchpausen. Diese Entwicklung wertet die Beobachtungsstelle als wichtigen Fortschritt.
Deutlich kritischer bewertet der Bericht hingegen das Verhalten der Zuführungsbehörden – also der Landespolizeien und Ausländerbehörden, die den Abschiebeprozess einleiten und die Betroffenen dem Flughafen zuführen. Hier häufen sich Berichte über Nachtabschiebungen, unzureichende Bekleidung oder Verpflegung und fehlende Vorbereitung der Betroffenen. Familien werden teils mitten in der Nacht abgeholt. In mehreren Fällen wurden Menschen ohne Gepäck oder in Schlafkleidung zum Flughafen gebracht. Gerade Kinder sieht die Beobachtungsstelle hier hohen traumatischen Belastungen ausgesetzt.
Zudem beleuchtet der Bericht erhebliche Widersprüche bei medizinischen Einschätzungen: Ärzt:innen, die von Ausländerbehörden beauftragt werden, stellen häufig kurzfristig sogenannte Fit-to-Fly-Bescheinigungen aus – teils im Widerspruch zu ärztlichen Attesten der behandelnden Mediziner:innen, die aus gesundheitlichen Gründen ausdrücklich von einer Abschiebung abraten. Dies gefährde Menschenleben bei besonders vulnerablen Gruppen. In keinem dokumentierten Fall war eine medizinische Weiterbehandlung im Zielland vorbereitet oder organisiert.
Finn Dohrmann (li.) und Melissa Ergul-Puopolo sind die Abschiebungsbeobacher:innen der Caritas und der Diakonie am Frankfurter Flughafen. (Foto: Peter Weidemann)
„Die Beobachtungen zeigen, dass die Bundespolizei am Flughafen professionell und respektvoll agiert. Das ist eine positive Entwicklung, die wir ausdrücklich anerkennen“, sagt Diakoniepfarrer Markus Eisele, Verbandsleiter des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt und Offenbach. „Gleichzeitig müssen die Zuführungs- und Ausländerbehörden dringend dafür sorgen, dass Abschiebungen menschlich und rechtskonform vorbereitet werden. Nachtabschiebungen, unklare medizinische Bewertungen und fehlende Betreuung gefährden das Vertrauen in einen rechtsstaatlichen Vollzug.“
Dr. Karl Weber, Diözesancaritasdirektor des Caritasverbandes für die Diözese Limburg, betont den Handlungsbedarf: „Es braucht klare und bundesweit verbindliche Standards für den Vollzug der Abschiebungen – insbesondere für den Umgang mit Kindern, kranken und behinderten Menschen. Abschiebungen aus Krankenhäusern oder während laufender Behandlungen müssen unterbleiben. Ebenso müssen Rücktransporte nach gescheiterten Maßnahmen verbindlich geregelt und die Ausländerbehörden verpflichtet werden, Transparenz gegenüber der Abschiebungsbeobachtung herzustellen.“
Die Beobachtungsstelle dokumentierte exemplarisch 15 Fälle, die diese Kritik verdeutlichen: Eine afghanische Mutter wurde wenige Tage nach einer Operation abgeschoben, obwohl ihr behandelnder Arzt dringend davon abgeraten hatte. Eine nigerianische Mutter und ihr Kind wurden nachts, teilweise unzureichend bekleidet, zum Flughafen gebracht. Ein schwerstbehindertes Kind wurde ohne Rollstuhl transportiert, eine ärztliche Übergabe im Zielland erfolgte nicht.
Insgesamt kamen bei 1.189 Menschen Zwangsmaßnahmen zum Einsatz – um 21,5 Prozent mehr als 2023 (986 Fälle). Besonders häufig betroffen waren Abschiebungen auf Charterflügen in westafrikanische Staaten und auf den Westbalkan.
Die Abschiebungsbeobachtung Frankfurt am Main existiert seit 2006. Sie wird gemeinsam von der Diakonie Frankfurt und Offenbach und dem Caritasverband für die Diözese Limburg e. V. getragen. Einen Beitrag zur Finanzierung leistet auch das Land Hessen im Rahmen einer Projektförderung. Aufgabe der Beobachtungsstelle ist es, den Vollzug der Abschiebungen am Frankfurter Flughafen unabhängig zu beobachten, Missstände zu dokumentieren und Transparenz in einem weitgehend unzugänglichen Bereich staatlichen Handelns herzustellen.
Im Wortlaut: Tätigkeitsbericht 2024 der Abschiebungsbeobachung 2024 am Frankfurter Flughafen
Wer Susann Buße begegnet, vermutet nicht, dass die gepflegte Frau mit dunklem Mantel, Mütze und Schal nachts im Freien schläft. Einst studierte sie Jura und stand mitten im Berufsleben. Dann warf eine psychische Erkrankung ihr Leben aus der Bahn. Sie verlor Job, Wohnung und schließlich jeden Halt.
In diesem Jahr ist Susann Buße das Gesicht der Winterkampagne „Herzschlag der Hoffnung“ der Diakonie Frankfurt und Offenbach. Ihre Geschichte zeigt, wie schnell jeder Mensch in eine existenzielle Notlage geraten kann – und wie wichtig ein Ort ist, an dem Türen offenstehen.
Als sie vor gut einem Jahr in den Tagestreff des Diakoniezentrums WESER5 im Frankfurter Bahnhofsviertel kam, konnte sie nur noch weinen. „Sie gaben mir etwas zu essen – und sie hörten mir zu“, erinnert sie sich. Aus dem ersten Besuch wurde eine regelmäßige Anlaufstelle. Heute kommt sie zum Essen und zu Gesprächen mit den Mitarbeitenden, die ihr Stabilität geben. Sie hat wieder Pläne. Und Träume.
Spenden helfen, Hilfe zu ermöglichen Die Diakonie Frankfurt und Offenbach unterstützt mit ihren Straßensozialarbeiter:innen, Notunterkünften, Tagestreffs und Beratungsstellen jedes Jahr viele hundert wohnungs- und obdachlose Menschen. Spenden tragen ganz wesentlich dazu bei, diese Hilfe zu ermöglichen.
Dabei zählt jeder Beitrag: 10 Euro ermöglichen ein Set aus Handschuhen und Mütze für einen obdachlosen Menschen. 30 Euro finanzieren einen Monat lang ein Frühstück im Tagestreff – mit heißem Tee und belegten Broten. 50 Euro sorgen für einen winterfesten Schlafsack und eine Isomatte, die in frostigen Nächten vor dem Erfrieren schützen können.
„Weihnachten erinnert uns daran, dass Nächstenliebe dort beginnt, wo Türen sich öffnen. Bitte helfen Sie mit Ihrer Spende für die Obdachlosenhilfe dabei, dass Menschen in Not konkrete Hilfe bekommen“, appelliert Diakoniepfarrer Markus Eisele. „Mit jeder Spende schenken Sie Menschen wie Frau Buße nicht nur Wärme und Sicherheit. Sie schenken Menschlichkeit.“
Spenden sind direkt hier online möglich oder per Überweisung auf das Konto:
Evangelischer Regionalverband Frankfurt und Offenbach
Evangelische Bank eG
IBAN: DE11 5206 0410 0104 0002 00
BIC: GENODEF1EK1
Verwendungszweck: Hoffnung 25p
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