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Nasrin und Annett bilden ein Tandem beim Mentoring-Programm SOCIUS für Migrant:innen und Geflüchtete
Eigentlich hat Nasrin zwei Wünsche: Sie möchte Arbeit finden und besser Deutsch lernen. Die Iranerin floh vor sechs Jahren vor dem Mullah-Regime nach Deutschland. In einer Frankfurter Kita fand sie eine Teilzeitarbeit als Küchenhilfe. Doch der Vertrag nach dem Arbeitnehmerüberlassungsgesetz lief Ende 2023 aus, seitdem ist sie auf der Suche nach einer neuen Arbeit, am liebsten wieder in einer Kita. Zuhause sitzen, das kann sie nicht gut. Auch das Deutschlernen ließ sich nicht so einfach an, erzählt Nasrin. In ihrer Kirchengemeinde zum Beispiel, die sie seit mehreren Jahren besucht, bestand der Kontakt lediglich aus einem „Guten Morgen“. Dabei hätte die 57-Jährige so gerne mit einer anderen Frau Kontakt gehabt und Deutsch gesprochen.
Küchenhelferin in der Kita Im März 2023 änderte sich das. Seitdem ist Nasrin Mentee im Mentoring-Programm SOCIUS. Einmal in der Woche trifft sie sich für rund drei Stunden mit ihrer Mentorin Annett. So wie heute. Die beiden Frauen sitzen in der Stadtbücherei im Höchster BiKuZ. Rechts und links spielen Jugendliche Karten, machen ihre Hausaufgaben. Nasrin und ihre Mentorin Annett lächeln sich an. Im Moment arbeiten sie mit vereinten Kräften daran, eine neue Arbeit für Nasrin zu finden, erneut als Küchenhilfe in einer Kindertagesstätte. Annett unterstützt ihre Mentee beim Bewerbungen schreiben und bereitet mit ihr Vorstellungsgespräche vor. „Nasrin ist eine gute Köchin“, sagt Annett. Eine Arbeit zu haben ist existentiell wichtig, denn Nasrins Aufenthaltsstatus ist nur noch bis Ende 2024 gesichert. Um anschließend eine Aufenthaltserlaubnis zu erhalten, müsste sie ihr Deutsch stark verbessern oder eine unbefristete Arbeit finden.
Ich suchte immer jemanden, der mit mir Deutsch spricht „Gott sei Dank habe ich Annett kennengelernt“, sagt Nasrin. Eine Mitarbeiterin einer evangelischen Beratungsstelle hatte ihr vom Mentoring-Programm SOCIUS für Migrant:innen und Geflüchtete der Evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach erzählt. „Davor hatte ich vier Jahre gewartet, ich habe immer jemanden gesucht, mit dem ich Deutsch sprechen kann, aber ich habe niemanden gefunden“, sagt Nasrin. Und sie fügt hinzu: „Jetzt mit SOCIUS, ist eine gute Frau gekommen.“
SOCIUS führt Mentor:innen und Mentees zusammen Annett hört aufmerksam zu und lächelt. Auch sie war auf der Suche – nach einem Ehrenamt. „Via Instagram bin ich auf SOCIUS gestoßen“, sagt sie. „Das Programm ist sehr gut strukturiert und erfordert nicht zu viel Zeitaufwand.“ Auch die gute Qualifizierung der Mentor:innen, die in verschiedenen Modulen über zwölf Monate erfolgte, hat Annett in ihrem Engagement bestärkt: „Wir hatten sehr gute Referent:innen und konnten immer Fragen stellen. SOCIUS-Mitarbeiterin Sina Tamar Arndt vermittelt im Anschluss an die Qualifizierung Mentees und Mentor:innen: „Es muss zusammenpassen, das ist wichtig.“ Die Ausbildungsgruppe trifft sich weiterhin und reflektiert in regelmäßigen Supervisionssitzungen Fragen, die sich in der Praxis mit den Mentees ergeben: „Die Supervision ist toll und es ist sehr schön, von den anderen Tandems zu hören“, sagt Annett.
Sie lässt sich nicht unterkriegen Annett und Nasrin, das SOCIUS-Tandem, spricht während der Treffen Deutsch. Mal meldet sich Annett mit ungeklärten Fragen beim Energielieferanten Süwag, mal beim Jobcenter – das Telefon ist laut gestellt, damit Nasrin mithören kann. Sie ist froh über die Unterstützung: „Am Telefon ist es schwer für mich, alles gut zu verstehen, und manchmal weiß ich nicht, welches Wort ich jetzt nutzen soll“, sagt Nasrin. Annett hilft nicht nur bei Papieren und im Gespräch mit Behörden. Sie ermutigt Nasrin auch, ihren Weg weiterzugehen: „Sie hat so viel alleine geschafft, sie lässt sich nicht unterkriegen.“
Meine Arbeit im Iran war Gesichts-Yoga Inzwischen geht Nasrin in die Freie evangelische Gemeinde Frankfurt am Oeder Weg. Dort besucht sie donnerstags die persische Bibelgruppe, isst an manchen Tagen zu Mittag, nimmt an Ausflügen teil und immer freitags geht sie zum Sprachcafé. Aber im Moment fühlt sie sich „hin- und hergerissen“ zwischen besser Deutsch lernen und einen Job suchen, erzählt die Mutter zweier erwachsener Söhne. Wieder Arbeit zu finden, nach zwei Jahren als Küchenhilfe, ist ihr wichtig. Dann überzieht ein Lächeln ihr Gesicht: „Meine Arbeit im Iran war Gesichts-Yoga. In Deutschland ist die Sprache sehr wichtig, daher arbeite ich als Küchenhelferin.“ Aber Muskeln und Nerven zu behandeln und Gesichtsmassagen zu geben, das ist ihr eigentliches Metier.
Späße machen vieles leichter Annett, der die persische Kultur vertraut ist, achtet bei den Treffen immer darauf, „dass die Stimmung lustig ist, wir machen Späße, auch mit der persischen Sprache. Dann fällt Vieles leichter.“ Nasrin lächelt. Für heute hat sie ein Stück weit aufgetankt und, ganz nebenbei, ihre Sprachkenntnisse verbessert.
Das Mentoring-Programm SOCIUS der evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach Menschen zusammenzubringen, sie bei Behördengängen zu begleiten, nach Berufs- und Ausbildungschancen zu suchen, also Zugänge zum Leben in Deutschland zu eröffnen – das ist das Ziel des Mentoring-Programmes SOCIUS für Migrant:innen und Geflüchtete. Der Fachdienst wurde 2012 gegründet. Er wird aus Kirchensteuermitteln finanziert und über Landesmittel refinanziert. Seit der Gründung gab es mehr als 200 Tandems. Zurzeit engagieren sich rund 100 Mentor:innen bei SOCIUS. Das Programm wird von der Share Value Stiftung und der Naspa-Stiftung gefördert. Der nächste Ausbildungsjahrgang startet 2025
Kontakt für Interessierte: Petra Buschkämper, Teamassistentin, Evangelisches Zentrum für Beratung Am Weißen Stein, Telefon: 069 53 02-225 und E-Mail: ehrenamt.flucht@frankfurt-evangelisch.de
Mentoring-Programm SOCIUS
Den Sozialstaat, so wie wir ihn derzeit kennen, wird es in Zukunft nicht mehr geben – schon allein aus Fachkräftemangel in den sozialen Berufen. Welche Herausforderungen das für Städte wie Frankfurt und Offenbach bedeutet und welche Lösungsmöglichkeiten es gibt, ist Thema dieses Gespräches mit Diakoniepfarrer Markus Eisele, dem theologischen Geschäftsführer des Evangelischen Regionalverbandes.
Den gesamten Artikel von Antje Schrupp dazu finden Sie hier.
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Jan Schmidt zeigt in der Weißfrauen Diakoniekirche „Cluster sägen, zählen, zeichnen“
Der Frankfurter Künstler Jan Schmidt hat über Wochen und Monate in der Weißfrauen Diakoniekirche eine ganz besondere Zeichnung in einer der Deckenrauten geschaffen – mit einer Steinschleuder schoss er hunderte Kreidekügelchen hinein. „Es war schön und leicht“, erzählt Jan Schmidt im Gespräch während der Ausstellungeröffnung am 21. März. Aus einem 25 Kilo Sack mit champagnerfarbener Kreide, die er mit dem Bindemittel Traganth zu einem Teig anrührte, rollte er jede einzelne Kreidekugel mit der Hand, „wie Gnocchi“ sagt Schmidt und lächelt. In der Regel zielte er zwischen November und Februar drei Mal in der Woche für anderthalb Stunden mit der Steinschleuder in die mehr als zehn Meter hohe Decke in der Weißfrauen Diakoniekirche.
Im Moment sein Manche der mehr als 60 Besucher:innen bei der Ausstellungseröffnung empfanden die Arbeit als meditativ. „Man ist im Moment,“ sagt Schmidt, „konzentriert, um die Kugeln nicht Gott weiß wohin zu schießen“. Wie ein Gruß aus dem Kosmos wirkt die Zeichnung auf eine Besucherin. „Jan Schmidts Arbeit öffnet uns einen imaginären Himmel“, sagt Kurator Thomas Kober. Er verweist in seiner Einführung auf das römische Pantheon mit offener Kuppel, das den Blick direkt zum Himmel und den Gestirnen lenkt. Für Christen, sagt Kober, ist der Himmel „der Ort des Thrones Gottes“. Ein weiterer Aspekt: „Jan Schmidt setzte für seine Zeichnung ein sehr kostbares Gut unserer Gesellschaft ein: Zeit.“
Himmelszeichen, die Spuren im Leben hinterlassen Auf Sisyphos-Arbeit geht Diakoniepfarrer Markus Eisele in seiner Ansprache zur Ausstellungseröffnung ein. Manchmal trage auch die soziale Arbeit der Diakonie, die zum Beispiel im Untergeschoss der Diakoniekirche im WESER5 Diakoniezentrum geleistet wird, Züge von Sisyphos-Arbeit. Doch anknüpfend an Gedanken des Dichters Albert Camus: „Wir müssen uns Sisyphos als glücklichen Menschen vorstellen“, sagt Eisele. Jan Schmidts Werkzeug, die Steinschleuder, ist ebenfalls seit Jahrtausenden in Gebrauch, die Bibel erzählt von David, der sich gegen den mächtigen Goliath mit Hilfe der Steinschleuder durchsetzt: „Es ist eine archetypische Geschichte, in der sich der Kleine oder das Kleine gegen die Großen oder das Große durchsetzt“, sagt Eisele. Und: „Für mich verweisen Sie, lieber Herr Schmidt, in dieser geistlichen Umgebung auf die Spuren des Himmels hin, auf die basileia theou, die Königsherrschaft Gottes, die Herrschaft der Himmel in dieser Welt. Man kann diese Spuren übersehen. Man kann sie auch anders deuten. Aber es sind diese so oft übersehenen Himmelszeichen, die im Leben von Menschen Spuren hinterlassen.“
Aus dem Werkzeugkasten Während der Ausstellungseröffnung präsentiert Kunsthistoriker Christian Berger das gerade erschienene Buch: „Cluster sägen, zählen, zeichnen“. Die 288 Seiten starke Monographie stellt Arbeiten von Jan Schmidt von 2015 bis heute vor. Sie wurde anlässlich der Ausstellung Rosso Levanto im Museum Goch in Kooperation mit der Galerie Anita Beckers herausgegeben. Christian Berger spricht davon, wie Jan Schmidt in dem Buch „seinen Werkzeugkasten öffnet“. Dies wirke zum einen demystifizierend. Die in dem Band vorgestellten künstlerischen Arbeiten Schmidts zeichne aber auch eine „Leichtigkeit“ aus, trotz des „erheblichen Zeitaufwandes, der großen Mühe und Anstrengung“ im Schaffensprozess. So wie die eleganten fossilen Schneckenhäuser, die Jan Schmidt aus einem abgerissenen Betonpfeiler herausarbeitete. Die Leichtigkeit zeigt sich auch in der Zeichnung in der Weißfrauen Diakoniekirche aus „gegen die Regeln der Schwerkraft gefallenen Kreidestaub“.
Eine Denkpause Ratlosigkeit unter manchen Besuchenden löste Kurator Thomas Kober aus, als er zum Ende der Redebeiträge von der „vorläufig letzten Kunstausstellung“ in der Weißfrauen Diakoniekirche sprach. „Wir machen eine Denkpause, um angesichts zu geringer Besucherzahlen eine neue Konzeption zur Revitalisierung der Kirche zu entwickeln“, stellte Markus Eisele, Theologischer Vorstand des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt und Offenbach später richtig und unterstreicht, dass selbstverständlich auch in Zukunft Ausstellungen in dieser so besonderen Kirche gezeigt werden sollen.
Ausstellungszeiten
Die Weißfrauen Diakoniekirche öffnet auf Anfrage, Interessierte können einfach vorbeikommen und an der Pforte klingeln, beziehungsweise mit Kurator Thomas Kober per E-Mail einen Termin vereinbaren: thomas.kober@diakonie-frankfurt-offenbach.de
DEUTSCHE FERNSEHLOTTERIE fördert wichtiges Sozialprojekt
Über mehr als 87.000 Euro kann sich der Evangelische Regionalverband Frankfurt und Offenbach für sein Projekt Second-Hand-Kaufhaus „Familien-Markt – Armut lindern und Versorgung sichern“ – im Frankfurter Stadtteil Bergen-Enkheim freuen. Für die Förderung der DEUTSCHEN FERNSEHLOTTERIE musste der Träger keinerlei Eigenmittel zur Ko-Finanzierung aufbringen. Ein Sonderfonds der Soziallotterie ermöglicht dem Träger, temporär und anteilig Personalkosten abzusichern, zwei Lastenfahrräder anzuschaffen und gestiegene Energiekosten sicherzustellen.
Im Familien-Markt können Menschen mit wenig Geld Kleidung, Haushaltswaren und Möbel günstig erwerben, Wohnungslose erhalten kostenfrei Kleidung. Die Inflation und Energiekrise der vergangenen Monate haben dazu geführt, dass die Zahl der Menschen, die auf das Angebot angewiesen sind, stark zugenommen hat. „Wir sind der DEUTSCHEN FERNSEHLOTTERIE außerordentlich dankbar für die großzügige Förderung unseres Second-Hand-Kaufhauses. Auf diese Weise können wir innovative Wege gehen und unser nachhaltiges Angebot weiter aufbauen“, sagt Robert Brendel, Geschäftsführer Diakonie und Seelsorge im Evangelischen Regionalverband Frankfurt und Offenbach. „Nur dank unserer Mitspielerinnen und Mitspieler und des damit verbundenen Vertrauens in unsere Soziallotterie können wir an der Seite von wichtigen Hilfsangeboten wie dem Familien-Markt in Frankfurt Bergen-Enkheim stehen. Die hohe Inflation, gestiegene Verbraucherpreise und höhere Energiekosten haben die Spaltung der Gesellschaft noch vergrößert. Hier setzt der Hilfeansatz des Familien-Marktes an. Er reagiert mit seinem Angebot zudem auf eine weitere aktuelle gesellschaftliche Herausforderung: das Thema Umweltverschmutzung und Verschwendung von Ressourcen. Anstelle von Fast Fashion setzt er bei Textilien auf langlebige und wiederverwertbare Produkte. Für Deutschlands traditionsreichste Soziallotterie ist es eine Herzensangelegenheit, hier helfen zu dürfen“, sagt Stephan Masch, Repräsentant der DEUTSCHEN FERNSEHLOTTERIE bei der symbolischen Scheck-Übergabe.
Evangelische Kirche bietet mehrere neue Trauergruppen an
Vor dem Hospiz in der Rechnaigrabenstraße läuft eine Frau im schwarzen Mantel auf und ab. Sie schöpft Atem, wischt Tränen aus dem Gesicht. Gegenüber, auf der anderen Seite des Innenhofes, liegt das Büro von Christel Roßbach. Die freundliche Frau mit den halblangen Haaren sorgt für Trauernde: Mit neuen Angeboten geht die Koordinatorin für Evangelische Erwachsenenbildung und Seniorenarbeit auf die Bedürfnisse von Hinterbliebenen ein. Trauernde zu trösten, ist eine der Kernaufgaben der Kirchen, sagt Christel Roßbach. Die Kirchen haben jahrhundertelange Erfahrung damit, was Trauernden guttut und sie sind für sie da.
Im Grünen miteinander sprechen Im Gehen lässt sich‘s leichter reden und schweigen – deshalb startet im April das neue Format „Unterwegs mit Trauernden“. Mal führt ein Spaziergang nachmittags vom Grüneburgpark zum Botanischen Garten, mal an einem hellen Maiabend die Nidda zwischen Bonames und Berkehrsheim entlang oder an einem Samstag durch die idyllischen Schwanheimer Dünen. „Wir bieten drei Spaziergänge zu unterschiedlichen Tageszeiten mit längeren und kürzeren Wegen an, auch für Berufstätige“, sagt Christel Roßbach. Die Trauerbegleiterin und Meditationslehrerin Magdalene Lucas begleitet die Spaziergänge. Sie öffnet den Teilnehmer:innen Raum, um über das zu sprechen, was sie gerade beschäftigt. Mitgehen kostet zwischen fünf und 15 Euro, je nach Länge des Spazierganges. Anmeldungen für den ersten Spaziergang am Mittwoch, 10. April 2024, 15-17 Uhr, Treffpunkt Siesmayerstraße/Ecke Grüneburgweg, bitte bis zum 3. April, unter Telefon 069 92 10 56 678 oder E-Mail an christel.rossbach@frankfurt-evangelisch.de.
Neue Trauergruppe im April Manchmal liegt der Tod eines geliebten Menschen schon viele Jahre zurück und doch ist er noch nicht verarbeitet. Manche trauern um mehrere Personen, „die Trauer wird bei jedem Tod größer“, sagt Roßbach. Die Evangelische Kirche macht deshalb für Menschen, die eine Trauergruppe suchen, ein neues Angebot mit der Referentin Monika Müller-Hermann, einer erfahrenen Trauerbegleiterin, Diplom-Psychologin und Psychoonkologin. Das Evangelische Stadtdekanat fördert die Gruppe finanziell, die Evangelische St. Petersgemeinde ist Kooperationspartnerin. Die neue Trauergruppe startet am 18. April und trifft sich bis zum 7. November zehn Mal jeweils donnerstags von 18 bis 20 Uhr. Die Teilnahme kostet 110 Euro inklusive Vorgespräch.
Fachtag über das Sterben im Alter Mit dem Sterben im Alter befasst sich der Fachtag „Spiritualität und Alter“ am Dienstag, 18. Juni. In Vorträgen und Workshops erklingen beispielsweise Trost- und Trauerlieder, es geht um Kunsttherapie in der palliativen Begleitung oder das Dazwischensein zwischen Festhalten am Leben und dem Wunsch zu sterben. Die Kosten liegen inklusive Verpflegung bei 25 Euro. Anmeldung bitte bis zum 31. Mai per E-Mail an altenseelsorge@ek-ffm-of.de oder unter Telefon 069 20 45 76 40 30. Viel Wissen ist verloren gegangen Sterben, Tod und Trauer, sagt Christel Roßbach, werde immer noch ambivalent gelebt. Zwar suchten immer mehr Leute Trauergruppen, um das Erfahrene zu verarbeiten. Aber das Wissen um den Sterbeprozess oder wie man Trauernden kondoliert, lasse immer mehr nach. „Die Leute werden viel älter als früher, die Kinder leben woanders, Sterben und Tod sind Themen, die ein Stück weit gar nicht mehr bedacht werden.“ Andererseits erlebt die Gemeindepädagogin auch, dass viele Angst vor dem Sterben haben und – ähnlich wie beim Kaiserschnitt zu Beginn des Lebens – auch den Tod kontrollieren möchten und einen assistierten Suizid erwägen. Weil der Erfahrungsschatz verlorengeht, und viele nicht mehr wissen, wie sie sich in Trauerfällen verhalten sollen, wird die Evangelische Erwachsenenbildung im Herbst ein Kondolenzseminar anbieten.
Trauergruppe Weiterleben trifft sich erstmals am 20. März In ihrem Frühjahrsprogramm macht Christel Roßbach noch ein weiteres neues Angebot: Die „Trauergruppe Weiterleben“. Sie richtet sich an alle, die in ihrem Alltag ohne die Verstorbenen schon einige Schritte gegangen sind. „Die Erinnerung und die Trauer sind Teil ihres Lebens geworden.“ Gespräche, Lieder, kleine Rituale und Zeiten der Stille geben Kraft auf dem Trauerweg. Start ist am Mittwoch, 20. März, weitere Treffen sind am 10. Juli und am 13. November, jeweils mittwochs von 18-20 Uhr in der Evangelischen Cyriakusgemeinde in Rödelheim. Die Teilnahme kostet 30 Euro, Magdalene Lucas leitet die Trauergruppe an.
Kontakt, Information und Anmeldung, wenn nicht anders angegeben: Telefon 069 92 105 66 78 oder E-Mail christel.rossbach@frankfurt-evangelisch.de
Weißfrauen Diakoniekirche lädt zu Impulsen und Musik in der Mittagspause ein
„Sie wissen nicht, was sie tun“, dieses im Lukasevangelium überlieferte Gebet Jesu am Kreuz ist der Ausgangspunkt für die drei Mittagsgebete mit Orgelmusik, die während der Passionszeit in der Weißfrauen Diakoniekirche an der Weserstraße/Ecke Gutleutstraße zu erleben sind. Den Auftakt macht am Mittwoch, 13. März 2024, um 12 Uhr der Sozialethiker Wolfgang Nethöfel. Seine Gedanken zum Thema steuert Diakon Werner Fuchs am Mittwoch, 20. März, ebenfalls um 12 Uhr bei. In der Karwoche am Mittwoch, 27. März, 12 Uhr endet die Reihe der Passionsandachten mit dem Impuls von Diakoniepfarrer Markus Eisele.
Manfred Scheyko begleitet die 30-minütigen Mittagsgebete an der Orgel. Kurator der Reihe ist Thomas Kober.
Eröffnung der Ausstellung von Jan Schmidt in der Weißfrauen Diakoniekirche
Von November 2023 bis Februar 2024 schickte Jan Schmidt mit einer Steinschleuder tausende von Kreidekügelchen an die Decke der Weißfrauenkirche Diakoniekirche. Jede Kugel hinterließ eine Spur an der mehr als zehn Meter hohen Decke, bevor sie wieder zu Boden fiel. So schuf der Frankfurter Konzeptkünstler in einem stundenlangen Prozess über mehrere Monate hinweg scheinbar absichtslos eine Zeichnung, die an Ansammlungen von Sternen denken lässt. Kurator Thomas Kober beobachtete den Künstler dabei wie er, die Schwerkraft überwindend, diszipliniert ins Zentrum einer der Deckenrauten zielte – „mit großen Abweichungen“, sagt Kober. Für den Kurator der Diakoniekirche ist die Arbeit von Jan Schmidt „eine Initialzündung, er hat den Kirchenraum geöffnet, wir können ein Stück weit den Himmel zeigen“. Am Donnerstag, 21. März 2024 um 18 Uhr sind alle herzlich zur Präsentation der Zeichnung und zu einer Buchpräsentation in die Weißfrauen Diakoniekirche, Weserstraße/Ecke Gutleutstraße eingeladen. Es sprechen Diakoniepfarrer Markus Eisele, Kurator Thomas Kober und der Kunsthistoriker Christian Berger.
Sisyphos-Arbeit
Zentrales Thema in den Arbeiten von Jan Schmidt ist die Auseinandersetzung mit Zeit: „Er hat Zeit im Überfluss und er setzt sie für scheinbar Sinnloses ein, um unseren Effizienz- und Optimierungsprozessen etwas entgegenzusetzen“, sagt Kurator Thomas Kober. Auch das Zersägen eines Marmorblocks im Museum oder das Zählen und nummerieren der Blätter eines Strauchs sind in den Augen von Thomas Kober Sisyphos-Arbeiten: „In all diesen kraftraubenden zeitraubenden scheinbar sinnlosen Prozessen entwickelt sich etwas, es ist wie ein Spiegel, den Jan Schmidt gegen unser durchoptimiertes Ordnungssystem setzt.“
Buchpräsentation über Arbeiten von Jan Schmidt
Wer mehr über die Arbeiten von Jan Schmidt erfahren möchte, hat dazu bei der Buchpräsentation während der Ausstellungseröffnung Gelegenheit: „Cluster sägen, zählen, zeichnen“ heißt die neue 288 Seiten starke Monographie von Jan Schmidt, die seine Arbeiten von 2015 bis heute zeigt. Sie wurde anlässlich der Ausstellung Rosso Levanto im Museum Goch in Kooperation mit der Galerie Anita Beckers herausgegeben und enthält einen Text von Stephan Mann, Direktor des Museums Goch sowie ein Gespräch zwischen Jan Schmidt und dem Kunsthistoriker Christian Berger.
Pilotprojekt Stadtteilflüsterinnen startet in Preungesheim
An ihren pinken Taschen sind sie zu erkennen: Die fünf neuen Stadtteilflüsterinnen aus Preungesheim. Kebe Kahsay und ihre vier Kolleginnen sind im Quartier unterwegs, um Bewohnerinnen zu informieren und zu ermutigen, Angebote zu nutzen, die zu ihrer Lebenssituation passen. Zum Beispiel Sozialberatung, Sprachcafés, Nähkurse, Mietberatung, Formularsprechstunden oder Frauentreffs mit Kinderbetreuung. Das Pilotprojekt des Quartiersmanagements Preungesheim der Diakonie Frankfurt und Offenbach wird von der Commerzbank-Stiftung mit 50.000 Euro gefördert.
Ziel ist es, Frauen und ihre ganze Familie zu stärken. Wie wichtig dies ist, haben die Stadtteilflüsterinnen selbst erlebt. Nun wollen sie ihre Sprachkenntnisse, ihr Wissen und ihre Netzwerke nutzen, um Frauen einzubeziehen, die sich nicht über Flyer, Aushänge oder Internet informieren, sondern viel besser über den direkten Kontakt und eine persönliche Empfehlung ansprechbar sind. „Viele Frauen trauen sich nicht, weil sie denken, sie sprechen nicht gut genug deutsch – wir wollen die Barriere für sie brechen“, sagen die Stadtteilflüsterinnen, Samira Massi, Kebe Kahsay, Christina Schmidt, Khadija El Bakkali und Mariyam El Ghazouani.
„Als ich vor 15 Jahren nach Preungesheim gezogen bin, fühlte ich mich verloren, weil ich nicht wusste, was es hier alles gibt,“ erzählt Kadija El Bakkali. Die gebürtige Düsseldorferin hatte in verschiedenen Firmen gearbeitet. Während sie ihre vier Kinder großzog, blieb sie zuhause. „Nette Frauen“ halfen ihr, im Stadtteil Fuß zu fassen. Jetzt unterstützt die fließend arabisch sprechende Frankfurterin andere Frauen. Auch Christina Schmidt, die selbst zwei kleine Schulkinder hat, hilft anderen Eltern bei Fragen zum Thema Schule und übersetzt für sie aus dem Ukrainischen und Russischen. Als die Frauen vom neuen Projekt Stadtteilflüsterinnen erfuhren, bewarben sie sich dafür.
„Wir hoffen, dass wir mit dem Pilotprojekt Frauen und Familien erreichen, die bisher nichts von den vielen tollen Möglichkeiten in Preungesheim wussten,“ sagt Nanine Delmas, die Leiterin des Jugend- und Sozialamtes der Stadt Frankfurt. Im Jugend- und Sozialamt sind auch die Quartiersmanagements beheimatet, die die Stadt im „Frankfurter Programm – Aktive Nachbarschaft“ fördert.
17 Frauen hatten sich auf den Aufruf, Stadtteilflüsterin zu werden, beworben, erzählt Quartiersmanagerin Andrea Munzert. Zusammen mit Projektkoordinatorin Geysa da Silva wählte sie fünf Frauen aus, Mehrsprachigkeit und ein gutes Netzwerk zu Frauen in Preungesheim waren Auswahlkriterien. „Ein Anlass, das Projekt Stadtteilflüsterinnen zu initiieren, war unser Wunsch, alleinerziehende Frauen zu erreichen, die es schwer haben, hier im Stadtteil anzukommen, da sie gar keine Zeit haben, wahrzunehmen, welche Angebote es für sie gibt“, sagt Munzert. Mit Heike Heuberger, Vorständin der Commerzbank-Stiftung, fand das Quartiersmanagement eine kongeniale Partnerin. „Die Stiftung fördert bundesweit viele Anliegen, aber wir sind auch sehr an Frankfurt interessiert. Gemeinsam mit dem Quartiersmanagement haben wir das Projekt Stadtteilflüsterinnen initiativ aufgesetzt. Denn wir wollen Teilhabe vor Ort, bei den Menschen im Quartier, stärken. Ich bin stolz auf die fünf starken Stadtteilflüsterinnen.“
Die Commerzbank-Stiftung:
Seit über 50 Jahren unterstützt die Commerzbank-Stiftung bundesweit über 1.000 Programme und Projekte in den Bereichen Kultur, Soziales und Wissenschaft. Es ist ihr Ziel, einen nachhaltigen Beitrag für eine zukunftsfähige Gesellschaft zu leisten. Als aktiv fördernde Stiftung arbeitet sie mit Einrichtungen und Initiativen zusammen, die mutig neue Wege gehen und damit letztlich einen bundesweiten Vorbildcharakter haben. Darüber hinaus vergibt sie in ihren Förderbereichen Kultur und Soziales jeweils eigene bundesweite Preise. Neben ZukunftsGut, dessen Konzept 2019 mit dem AKF-Award des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft ausgezeichnet wurde, ist dies der Preis ZukunftsWege, welcher 2023 erstmalig gemeinnütziges Engagement im Übergang von der Schule in den Beruf ausgezeichnet hat.
Weitere Informationen: · www.commerzbank-stiftung.de
Pfarrerin Tanja Sacher ist Seelsorgerin für ukrainische Geflüchtete
Seit September 2023 ist Tanja Sacher von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau mit der Seelsorge für Menschen aus der Ukraine mit einem Stellenumfang von 50 Prozent beauftragt. Die Stelle ist befristet bis Dezember. „Danach kann sie nicht weiter finanziert werden“, sagt Sacher. Und: „Ich bin dankbar, dass die EKHN diese Stelle geschaffen hat. Aber in der verbleibenden Zeit wird der Krieg wohl leider nicht beendet und die Menschen nicht wieder in ihre Heimat zurückkehren können. Der Bedarf an Seelsorge, Beratung und Unterstützung wird eher wachsen“.
Zwischen Heimat und neuem Zuhause
Seit dem Beginn des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine am 24. Februar 2022 engagiert sich die evangelische Pfarrerin für Geflüchtete aus der Ukraine. Zunächst wurde sie von ihrem damaligen Kirchenvorstand der St. Georgsgemeinde in Steinbach an den Frankfurter Flughafen entsandt, um die dort Ankommenden zu unterstützen. „Sehr viele dachten damals, dass sie nur ein paar Wochen hierbleiben und dann wieder nach Hause fahren können.“ Nach zwei Jahren Krieg, ohne ein Ende in Sicht, wird ihnen aber immer klarer, dass sie sich in Deutschland auf mehr als einen vorübergehenden Aufenthalt einstellen müssen. „Das ist alles andere als leicht für die Menschen, denn sie sind und bleiben ja weiter intensiv mit ihren Liebsten in der Ukraine verbunden. Das Herz ist und bleibt in der Ukraine und trotzdem schaffen sie es, sich hier wohlzufühlen, die Sprache zu lernen, sich zu integrieren und ein neues Leben aufzubauen“, sagt die Pfarrerin. Die Kraft der Menschen, vor allem der ukrainischen Frauen, bewundert sie zutiefst.
Kirche mit Auftrag
Für Seelsorgerin Tanja Sacher, die russisch spricht, ist es ein Anliegen, Ukrainer:innen zur Seite zu stehen, ob am Flughafen oder am Krankenbett, ob durch Beratung oder Vermittlung an andere Gesprächspartner:innen oder auch bei gemeinsamen Seelsorge-Spaziergängen. Ob es darum geht, einem Kind einen Apfelsaft zu besorgen oder einer Person dabei zu helfen, mit Alpträumen, Panikattacken oder Schuldgefühlen besser umgehen zu können – wer die Frage stellt: „Was brauchst Du?“ – muss mit allem rechnen. „Wenn wir als Kirche unseren diakonischen Auftrag ernstnehmen“, sagt Tanja Sacher, „dann muss es uns an allererster Stelle um den Nächsten gehen. Was braucht er oder sie? Und was kann ich dazu beitragen? Was sonst soll unser Auftrag als Kirche sein, wenn wir das Doppelgebot, das Jesus uns aufgetragen hat, umsetzen?“