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Es ist warm an diesem Mittwochmorgen im Frankfurter Hauptbahnhof. Im Container der Bahnhofsmission ganz hinten am Gleis 24 steht Marc Clement hinter dem Tresen. Genau wie die anderen Mitarbeitenden trägt er eine blaue Weste. Spricht englisch mit einer Frau, die ihm Papiere rüberreicht und klarmacht, dass sie in Frankfurt heiraten möchte. Clement blickt sie freundlich über seiner Brille hinweg an, dann geht er telefonieren, um den Weg zum Standesamt zu ebnen. „Wir sind die Bahnhofsmission, kennen Sie uns?“, fragt er die Behördenmitarbeiterin. Dann erklärt er: „Wir helfen bei Umstiegen, Behördenangelegenheiten, wir vermitteln und helfen Leuten, ihren Weg zu gehen, wo auch immer hin.“
Ein Fehler, und alles ist kaputt Auf der anderen Seite des Tresens probiert ein Mann einen blauen Sonnenhut auf, den er gerade von einem Mitarbeiter bekommen hat. „Ein Fehler, und alles ist kaputt“, sagt er und zieht die Stirn in Falten. Draußen vor der Tür zum Container wird es unruhig. Ein großer Mann schwingt drohend die Faust. Noch darf er nicht rein, er hat gerade zwei Wochen Hausverbot. Sein Kumpel soll rauskommen, doch der trinkt ganz ruhig seinen Kaffee und unterhält sich mit dem Mann vom Sicherheitsdienst. Der bleibt entspannt, lächelt. Seit zwei Jahren macht er den Job bei der Bahnhofsmission, regelt den Einlass der Gäste, er kennt sie und weiß mit ihnen umzugehen.
Aron geht vor der Schule zum Ehrenamt in die Bahnhofsmission Rund 500 „Kontakte“ zählt die Bahnhofsmission Frankfurt am Tag, sagt Daniel Moddelmog, der stellvertretende Leiter. Dazu gehört nicht nur die heiratswillige Frau oder eine andere Frau, die gerade Papiere auf den Tresen legt. Das sind auch Anrufer: innen, die sich Sorgen um ihre Angehörigen machen und fragen, ob sie sich vielleicht im Hauptbahnhof aufhalten“, erzählt Moddelmog. Hinter ihm sorgt Aron derweil an der Kaffeemaschine für Nachschub. Der 16-jährige Schüler gehört zum Kreis der rund 37 Ehrenamtlichen in der Bahnhofsmission. Nach einem Sozialpraktikum war ihm klar: „Das muss weitergehen“, sagt er, „ich bin hier immer noch“. Jeden Mittwoch kommt Aron vor der Schule erzählt Daniel Moddelmog und lächelt. Er ist stolz auf Arons Engagement.
Barbara Bišický-Ehrlich ist selber gelernte TV-Journalistin, hier wird aber sie interviewt – als Ehrenamtliche der Bahnhofsmission. (Foto: Susanne Schmidt-Lüer)
Ich möchte dabei sein und was tun Ehrenamt, das ist auch das Thema einer Serie der Hessenschau, die gerade mit Kameramann und Toningenieur zur Tür reinkommt. Barbara Bišický-Ehrlich lässt sich verkabeln. Seit Oktober 2023 ist die gelernte TV-Journalistin, Autorin und professionelle Sprecherin im Team der Ehrenamtlichen der Bahnhofsmission Frankfurt. „Ich bin viel mit dem Zug gefahren, war viel am Bahnhof und dies ist ein offensichtlicher Brennpunkt der Stadt. Ich hatte das Gefühl, ich möchte dabei sein und was tun.“ Alle zwei Wochen leistet Bišický -Ehrlich nun ihren Dienst, jeweils für circa vier Stunden.“
Es ist eine Beziehungsarbeit und die braucht Zeit „Wer sich für ein Ehrenamt in der Bahnhofsmission interessiert, wird zunächst zu einem Gespräch eingeladen und macht dann zwei Schnupperdienste mit, sagt Moddelmog. Für Marc Clement war schon nach dem ersten Schnuppern klar: „Das ist genau das Richtige“. Während draußen vor dem Fenster Züge ein und ausfahren erzählt er von seiner Leidenschaft für die Eisenbahn, dass er in einem Eisenbahnmuseum gearbeitet hat und sich, seit er 17 ist, freiwillig engagiert. Als Jugendlicher beim Workcamp in der Kirchengemeinde heute bei der Bahnhofsmission und beim ökumenischen Mittagstisch. In der Bahnhofsmission Frankfurt will er mindestens drei Jahre bleiben. Jeden Mittwoch von 9 bis 15 Uhr ist er dort anzutreffen. Viele Stammgäste wissen das schon und kommen dann mit ihren Anliegen zu ihm. Wer sich in der Bahnhofsmission freiwillig engagiert, kann seine Zeit frei einteilen und sich selbstständig in den Kalender eintragen. Aber es ist wichtig, dass die Ehrenamtlichen möglichst ein Jahr bleiben: „Es ist eine Beziehungsarbeit mit unseren Gästen, die die Ehrenamtlichen leisten, und die braucht Zeit“, sagt Daniel Moddelmog.
Mehr über die Bahnhofsmission
Die Hessenschau strahlt ihre Ehrenamts-Serie im Hessischen Rundfunkt, ARD, in der 31. Kalenderwoche aus. Die Bahnhofsmission ist für Mittwoch, 30. Juli, eingeplant. Die Sendung beginnt um 19.30 Uhr.
Der aktuelle Jahresbericht 2024 von response, dem Beratungs- und Unterstützungsangebot für Betroffene von rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt, liegt vor. Und er beschreibt beunruhigende Tendenzen.
Mit 141 neu aufgenommenen Beratungen im Jahr 2024 verzeichnet response einen neuen Höchststand – das entspricht einem Anstieg von über 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Entwicklungen würden verdeutlichen: „Rechte, rassistische und antisemitische Gewalt bleibt in Hessen ein drängendes Problem, insbesondere im Wohnumfeld und zunehmend auch im Bildungsbereich“, so Liisa Yasmin Pärssinen, Leiterin von response. Gleichzeitig wachse der Bedarf an spezialisierter Beratung und Unterstützung kontinuierlich.
Das zeigen auch einige zentrale Zahlen aus dem Bericht. 94 von 141 neuen Beratungen gelten dem Schwerpunkt Rassismus. In 24 von 158 Fällen dokumentierter Angriffe waren Kinder und Jugendliche direkt Betroffene. 57 Prozent aller erfassten Angriffe erfolgten aufgrund von Rassismus als Hauptmotiv. response vermerkt außerdem 24 neue Beratungen zu Vorfällen in der Nachbarschaft und 20 neue Beratungen im Schul- und Ausbildungskontext.
Neben diesen und weiteren Zahlen enthält der Jahresbericht auf 17 Seiten Fallbeispiele, Schwerpunkte der Arbeit sowie eine Einordnung der aktuellen Entwicklungen. Der vollständige Bericht ist online hier verfügbar (bitte anklicken!). response, eine Einrichtung des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt und Offenbach, arbeitet hessenweit und hat zwei Standorte in Frankfurt und Kassel.
Am vergangenen Samstag (19. Juli 2025) beteiligten sich mehrere evangelisch-diakonische Organisationen sichtbar und hörbar an der Demonstration des CSD (Christopher Street Day) in Frankfurt am Main. Unter dem gemeinsamen Motto „Glaube.Liebe.Laut“ zogen Mitarbeitende und Unterstützer:innen gemeinsam durch die Frankfurter Innenstadt, um ein Zeichen für Gleichberechtigung, Toleranz und Menschenwürde zu setzen.
Mit ihrem farbenfrohen Wagen und der überdimensionalen Regenbogen-Fahne machten die diakonischen Einrichtungen und die Evangelische Kirche deutlich, dass queere Menschen in Kirche und Diakonie willkommen sind – ohne Wenn und Aber. Die Teilnahme war hierbei nicht nur Ausdruck der gelebten Vielfalt innerhalb der eigenen Strukturen, sondern auch ein klares Bekenntnis zur solidarischen Mitgestaltung einer offenen und diskriminierungsfreien Gesellschaft. „Wir sind gelebte Nächstenliebe – egal woher Menschen kommen, was sie glauben oder welche sexuelle Orientierung und Identität sie haben“, so ist es aus dem Kreis aller Beteiligten zu hören. „Und das zeigen wir nicht nur beim CSD.“
Diakonisches Engagement für gleiche Rechte Die evangelisch-diakonische Präsenz auf dem CSD wurde von einem breiten Bündnis getragen, darunter die Evangelische Kirche in Frankfurt und Offenbach, die Diakonie Frankfurt und Offenbach, die Regionale Diakonie Hessen-Nassau, die Innere Mission Frankfurt, die Diakonie Hessen und die Agaplesion Frankfurter Diakonie Kliniken. Sie machten gemeinsam deutlich: Christlicher Glaube und die Unterstützung queerer Rechte schließen sich nicht aus – im Gegenteil.
Ein starkes Zeichen auch nach innen Für viele Teilnehmende hatte der gemeinsame Auftritt auch eine persönliche Dimension: „Ich arbeite seit Jahren in einer diakonischen Einrichtung und bin selbst Teil der queeren Community. Es bedeutet mir sehr viel, dass ich hier nicht nur geduldet, sondern aktiv unterstützt werde“, so ein Mitarbeitender am Rande der Veranstaltung.
Mit dabei waren auch der Stadtdekan der Evangelischen Kirche in Frankfurt und Offenbach, Holger Kamlah, der Propst für Rhein-Main, Oliver Albrecht und Diakoniepfarrer Markus Eisele, Theologischer Geschäftsführer des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt und Offenbach. „Ich bin so froh, in Frankfurt zu leben, im Herzen von Europa! Und dass wir hier so ein Fest feiern, dass jeder so leben und lieben darf, wie der liebe Gott ihn geschaffen hat“, sagte Albrecht. Und Eisele unterstrich: „Gegen alle neuen Tendenzen, die Menschen ausgrenzen: Nicht mit uns!“ Stadtdekan Holger Kamlah fügte hinzu: „Gott liebt Vielfalt! Und was passt dann besser, als dass die Evangelische Kirche mit ganz vielen unterschiedlichen Akteuren beim CSD dabei ist, wo wir die Vielfalt feiern!“
Alle Fotos: Rolf Oeser
Mit dem gemeinsamen Engagement wollen die Träger auch innerhalb der kirchlichen und diakonischen Strukturen zu mehr Sichtbarkeit, Aufklärung und Sensibilisierung beitragen. In Schulungen, internen Netzwerken und theologischen Diskussionen werde kontinuierlich daran gearbeitet, Diskriminierung abzubauen und queere Perspektiven stärker zu berücksichtigen.
Christlicher Glaube als Basis für Vielfalt Dass evangelisch-diakonische Organisationen am CSD teilnehmen, ist für viele inzwischen ein selbstverständliches Zeichen gelebten Glaubens. Dabei geht es nicht um eine politische Instrumentalisierung, sondern um eine tief verankerte theologische Haltung: Jeder Mensch ist Ebenbild Gottes – und verdient Respekt, Schutz, Teilhabe und Nächstenliebe. Die Beteiligung am CSD in Frankfurt war zugleich ein Fest des Friedens, der Gemeinschaft, des Glaubens und der Hoffnung. Sie zeigte: Christliche Werte und queere Lebensrealitäten gehören zusammen – auf der Straße, im Alltag, in der Kirche.
Über dem Melibokus liegen graue Wolken. Aus dem 32. Stock im Nextower nah bei der Hauptwache lässt sich das gut beobachten. Doch Ahmed Ramin hat seine Augen fest auf seinen Laptop gerichtet. Der 21-Jährige hat das schicke wertige Gerät gerade von Esther Laun überreicht bekommen. Die Mathematikerin und Gründerin der Esther Laun-Stiftung zeichnet Ahmed und vier weitere Absolventinnen und Absolventen des Lernbetriebs des Evangelischen Vereins für Jugendsozialarbeit damit für ihre besonders guten Leistungen und Abschlüsse aus.
Eine Ausbildung zum Krankenpfleger Ein Lächeln überzieht Ahmeds Gesicht, als er am lederüberzogenen Konferenztisch der EGC Eurogroup Consulting AG seine Geschichte erzählt, während ein Mitarbeiter der EGC ihn beim Konfigurieren des neuen Laptops unterstützt. Ahmed war 16, als er ohne seine Familie aus Afghanistan nach Deutschland flüchtete. „Wir telefonieren wöchentlich“, sagt er. In Deutschland hat er nur eine Tante. Aber Freunde – seine Klassenkameraden. Zu ihnen hält er auch nach seinem Realschulabschluss Kontakt. Und feste Zukunftspläne hat er auch: „Ich möchte eine Ausbildung als Krankenpfleger machen. Einen Termin für ein Vorstellungsgespräch hat der freundliche junge Mann auch schon. Warum er diesen Beruf erlernen möchte? Ahmed sagt: „Ich möchte Menschen helfen.“ Während eines Praktikums lernte er den Berufsalltag kennen.
Der Realschulabschluss ist der nächste Schritt Neben ihm sitzt Saeed. Der 19-Jährige hat seine Baseballkappe mit dem Schirm nach hinten aufgesetzt und beobachtet alles mit wachen Augen. Vorsichtig tritt er ans Fenster, schaut auf die Börse zu seinen Füßen, die Hochhäuser und den Taunus, der sich vor seinen Augen erhebt. Ob er ein Foto machen darf, fragt er und genießt die weite Aussicht. Auch Saeed, dessen Familie ebenfalls aus Afghanistan stammt, der aber im Iran geboren wurde, hat klare Vorstellungen für seine Zukunft: „Ich habe jetzt meinen Hauptschulabschluss gemacht“, erzählt er. Sein Berufswunsch: „Ich möchte KFZ-Mechatroniker werden.“ Um die Ausbildung beginnen zu können, braucht Saeed den Realschulabschluss, das ist sein nächster Schritt.
Ein Mitarbeiter der EGC Eurogroup Consulting AG hilft beim Einrichten der Laptops (Foto: Rolf Oeser)
Seine Chancen ergreifen Kay Helbig von der EGC Eurogroup Consulting findet es wichtig, dass Menschen, die vielleicht im ersten Anlauf persönliche, kulturelle oder politische Hindernisse hatten, „ihre Chance ergreifen“. Deshalb unterstützt die 120 Mitarbeiter große Unternehmensberatung gerne die Esther Laun-Stiftung.
Paten für Fragen rund um den Computer Alle fünf besonders guten Absolventen und Absolventinnen aus dem Lernbetrieb und dem Realschulprojekt erhalten Paten aus der Eurogroup Consulting, die ihnen für eine Weile bei allen Fragen rund um den Computer zur Seite stehen. Weil es „viele Vorurteile in der Gesellschaft gibt und vieles nicht gut läuft“ möchte sich Saeeds Pate engagieren, er freut sich ebenso wie sein Kollege über die Möglichkeit, zu helfen.
Sie haben gut gelernt und gute Noten erzielt Inzwischen laufen die Laptops. Esther Laun schaut zufrieden auf die Bildschirme: „Die Jugendlichen haben mit ihren Abschlüssen einen tollen Job gemacht. Sie habe gut gelernt und gute Noten erzielt und ich möchte sie für ihre guten Abschlüsse loben und weiter unterstützen.“ Bisher hatten die fünf alles per Smartphone erledigt. „Wenn Sie sich bewerben oder kleine Präsentationen vorbereiten fühlt sich das auf dem Laptop seriöser an als auf dem Handy.“
Der Evangelische Verein für Jugendsozialarbeit in Frankfurt am Main ist seit 1980 als anerkannter freier Träger in der Jugendhilfe tätig. In mehr als 100 Einrichtungen und Projekten in vielen Frankfurter Stadtteilen sowie in Offenbach und Bad Vilbel arbeiten mehr als 560 hauptamtliche Mitarbeitende, um Kinder, Jugendliche und ihre Familien zu unterstützen. Mit seinen Angeboten erreicht der Verein täglich mehr als 10.000 Kinder, Jugendliche und junge Menschen aus über 80 Herkunftsländern.
Webseite Lernbetrieb | Projekt Viadukt | Esther Laun Stiftung
Zukunftsorientiert: Stiftungsgründerin Esther Laun mit Ahmed und Saeed und Mitarbeitern der EGC Eurogroup Consulting AG hinter den neuen Laptops. (Foto: Rolf Oeser)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrte Damen und Herren!
Am 3. Sonntag im September feiern wir den Diakonie-Sonntag. Schön, dass das für viele Gemeinden fest zu ihren Planungen im Kirchenjahr gehört.
Wir wissen es aus Gesprächen: Für viele Menschen in Frankfurt und Offenbach ist es ein persönliches Anliegen, dass sich der Evangelische Regionalverband so umfassend diakonisch in unseren beiden Städten engagiert. Einen Eindruck von der Vielfalt vermittelt der Jahresbericht 2024.
Dieser wichtige Beitrag zu unserem sozialen und gesellschaftlichen Zusammenhalt kommt allen Bewohner:innen der Stadt zugute. Und alle, die in der evangelischen Kirche Mitglied sind, können sich von Herzen darüber freuen, dass sie mit ihrem finanziellen Beitrag neben der unverzichtbaren Arbeit der Kirchengemeinden auch so viel gelebte Nächstenliebe ermöglichen.
In manchen Nachbarschaftsräumen konnten in der Visitation „Zusammen-WIRken“ bestehende Kontakte zwischen Kirchengemeinden und diakonischen Einrichtungen vertieft werden oder neue Kontakte sind entstanden. Nach den Begegnungen in diesem Rahmen bietet der Diakonie-Sonntag die Chance, sich zu begegnen. Am 21. September 2025 können also in den Gottesdiensten das eigene soziale und diakonische Engagement der Gemeinde, die Angebote diakonischer Einrichtungen oder auch die internationale Diakonie in den Blick genommen werden. Wir bieten Ihnen an: Mitarbeitende der Diakonie kommen als Gesprächsgäste zu Ihnen und stellen ihre Tätigkeitsfelder und Ehrenamt vor. Frau Brüll, Assistenz der Verbandsleitung, vermittelt Ihnen den Kontakt zu Diakonie-Mitarbeitenden: Silke.bruell@diakonie-frankfurt-offenbach.de
Die heftigen Diskussionen der vergangenen Wochen und Monate über das geplante Suchthilfezentrum in Frankfurt, über die Asylpolitik, über eine Sozialpolitik, die ihren Namen auch verdient, zeigen, dass sich auch bei uns die Diskurse verschieben. Hier sind wir als Kirche und Diakonie gefordert, Position zu beziehen. „In was für eine Stadt, in was für einer Gesellschaft wollen wir leben?“
Sind Sie dabei? Das würde mich sehr freuen. Und wenn es in diesem Jahr nicht klappt, wäre es wunderbar, wenn Sie in Ihrer Jahresplanung 2026 den Diakonie-Sonntag am 20. September 2026 bereits jetzt berücksichtigen.
Ihr
Diakoniepfarrer Markus Eisele
Hier können Sie die Handreichung zum Diakonie-Sonntag 2025 als PDF-Datei herunterladen
„Glaube.Liebe.Laut.“ heißt das Motto 2025
Schon 2023 und 2024 waren die Evangelische Kirche und die Diakonie Frankfurt und Offenbach gemeinsam mit anderen evangelischen und diakonischen Einrichtungen und Institutionen beim Christopher Street Day (CSD) in Frankfurt mit einem Truck unterwegs, um klar zu machen: Kirche ist für alle da. In diesem Jahr setzt ein noch breiteres evangelisches Bündnis unter dem Motto „Glaube.Liebe.Laut ein Zeichen für Respekt und Menschenfreundlichkeit. Bei der Kundgebung des CSD am Samstag, 19. Juli in der Frankfurter Innenstadt sind auch der Evangelische Verein für Innere Mission, die Diakonie Hessen, die Regionale Diakonie Hessen-Nassau und die Agaplesion Frankfurter Diakonie Kliniken dabei. Weitere Engagierte sind beispielsweise die Evangelische Jugend, der Evangelische Verein für Jugendsozialarbeit und das Evangelische Frauenbegegnungszentrum (EVA). Holger Kamlah, Stadtdekan von Frankfurt und Offenbach und Vorstandsvorsitzender des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt und Offenbach (ERV) sagt: „,Laut‘ im Sinne von ,eindeutig‘ stehen wir an der Seite der Menschen – egal, wen sie lieben. Gott schenkt uns seine Liebe und ermutigt uns, einander zu lieben und zu achten. Dafür treten wir als Evangelische Kirche in Frankfurt und Offenbach ein und gehen gerne beim CSD mit vielen anderen auf die Straße.“ Markus Eisele, Diakoniepfarrer und Theologischer Geschäftsführer des Evangelischen Regionalverbands, äußert: „Gegen alle neuen Tendenzen, die Menschen ausgrenzen: Nicht mit uns! Denn alle Menschen sind von Gott gewollt und geliebt – so, wie sie sind. Als Diakonie feiern wir diese Vielfalt. Im Alltag und beim Christopher Street Day.“
Treffpunkt für den evangelischen Truck ist um 11.30 Uhr an der Alten Nikolaikirche auf dem Römerberg. Um 12.30 Uhr setzt sich der Truck von der Braubachstraße aus in Bewegung.
Für die Ökumenische Bahnhofsmission Frankfurt am Main war auch das Jahr 2024 voller Herausforderungen. Das zeigt der jüngste Jahresbericht, der jetzt veröffentlicht wurde.
Die Arbeit der Einrichtung in Trägerschaft von Diakonie und Caritas bewegt sich im Spannungsfeld unterschiedlicher Lebensrealitäten. „Menschen ohne festen Wohnsitz, Drogengebrauchende, aber auch Reisende aus verschiedenen Kontexten suchen und finden bei uns Raum der Stabilisierung, Begegnung und manchmal auch Neuorientierung“, schreibt Anja Wienand, Leiterin der Bahnhofsmission, im Vorwort.
Sie erlebt täglich, was diesen Menschen guttut. „Wir bieten Beziehung, Vertrauen, ein offenes Wort.“ In einer oft kalten Realität, in der viele Menschen durchs Raster fallen, würden sich die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden dafür einsetzen, dass niemand übersehen wird. „Das erfordert Mut, Ausdauer und manchmal auch Improvisation“, unterstreicht Wienand.
2024 hätten sich mehr Menschen als zuvor an die Bahnhofsmission gewandt, „um ihre Post durchzusehen, Briefe beantworten oder Anträge bearbeiten zu lassen.“ Die Kommunikation mit Ämtern und Behörden überfordert sie. Damit würden die „sehr offenen und niedrigschwelligen Angebote der Bahnhofsmission“ vermehrt Menschen erreichen, die ansonsten nicht kommen würden, sagt Wienand.
Vielfältige Fragen im Umgang mit Behörden und kulturspezifischen Gegebenheiten führen auch ukrainischen Geflüchtete immer wieder zur Bahnhofsmission. Hier gebe es immer jemanden, der sich spontan eines Problems annimmt und zeitnah zu einer Lösung verhilft, freut sich Anja Wienand.
„All diesen Herausforderungen haben wir uns gestellt, nicht immer mit einfachen Antworten und Lösungen, aber stets mit Haltung“, ist Wienands Kurzfassung des Jahresberichts 2024. Eine schöne „Bilanz“.
Jahresbericht 2024 der Ökumenischen Bahnhofsmission Frankfurt
Auf Tour zu obdachlosen Menschen mit Dominik Theilmann vom WESER5 Diakoniezentrum
Dominik Theilmann legt kalte Wasserflaschen in die geräumige Fahrradtasche und los geht’s. Dieser Juli-Tag ist superheiß und auch der Fahrtwind auf dem E-Bike kühlt nicht wirklich. Der Sozialarbeiter des WESER5 Diakoniezentrums flitzt Richtung Mainufer, macht Halt unter einer Mainbrücke. Dort im Schatten sitzen drei Männer, freuen sich über die kalten Wasserflaschen und die gelben Käppis gegen die Sonne. Einer der Männer hat den Arm verbunden: „Ich wurde an der Hand operiert“, erzählt er. Keine Freude in dieser Hitze. Eigentlich muss er zum Arzt, um den Verband zu wechseln. Draußen zu schlafen ist da nicht optimal, sagt er. Seit drei Jahren sei er geschieden, habe das Sorgerecht und eigentlich ein Zuhause in Erfurt, aber seine Ex-Frau ziehe nicht aus. „Heute ist es warm“, sagt sein Kumpel „37 Grad“ antwortet Theilmann und reicht kleine Fläschchen mit Sonnencreme an die drei obdachlosen Männer. Er muss weiter, auf seiner regelmäßigen Tour durch die heiße Stadt.
Sozialarbeiter Dominik Theilmann packt Flaschen ins Eisfach für seine nächste Tour zu obdachlosen Menschen. Foto: Susanne Schmidt-Lüer
Wasser und eine Zigarette Seine nächste Station ist ebenfalls am Mainufer. Unter einer Brücke beugt er sich zu einer Frau, die dort auf den Steinen am Ufer liegt, gibt ihr Wasser, klopft für sie eine Zigarette aus der Packung. Die Frauen und Männer von der Aufsuchenden Sozialarbeit des Diakoniezentrums WESER5 der Diakonie Frankfurt und Offenbach sehen regelmäßig nach der Frau. „Vielen Dank“, ruft sie zum Abschied.
Ich bin nur obdachlos Theilmann tritt in die Pedale, fegt durch die heißen Straßen von Sachsenhausen. In einer kleinen Parkanlage sitzen zwei obdachlose Männer im Schatten von Büschen und Sträuchern. Ihre Sachen stehen in Plastiktaschen unter einer Parkbank, ein ausrangierter Sonnenschirm ist darüber gespannt. „Oh ist das kalt“, sagt einer der Männer freudig, als ihm der Sozialarbeiter eine Wasserflasche anbietet. „Unerträglich“ finden die beiden Männer die Hitze, „da fällt einem nichts mehr ein“, sagen sie und fragen: „Was soll man eigentlich essen?“ Salz wäre gut, man schwitzt so viel aus, überlegen sie, aber Salz haben die Männer nicht. Seit vier Jahren mache er Platte erzählt Herr D. Als Kind kam er aus Serbien nach Deutschland. Sein größter Wunsch: „Ein Ruhepol, man braucht seine heiligen vier Wände.“ Aber eine kleine Wohnung zu finden ist aussichtslos für ihn. „dabei bin ich kein Kleinkrimineller, kein Dieb, sondern nur obdachlos, aber ich bin unfähig, mich dagegen zu wehren.“ Jetzt lebt er Tag und Nacht draußen, mit „flegelhaften Menschen oder Drogensüchtigen in Sammelunterkünften“ möchte er nicht übernachten, „da komme ich nicht klar“. Seine Stimme klingt weich und freundlich. Er ist froh über seinen Kumpel, der die meiste Zeit schweigt, nur ab und zu nickt. „Man überdauert halt und hofft auf das Beste“, sagt Herr D., Die beiden Männer würden sich gerne im kalten Wasser erfrischen, „der Main ist ja nicht weit, aber es ist verboten, da reinzuspringen, überhaupt gibt es in Frankfurt wenig Brunnen und wenig Wasser“. Ab und zu geht Herr D. duschen im Hygienecenter im Hof des WESER5 Diakoniezentrums. „Aber nach einer Nacht draußen riecht es wieder mockig, das ist ein komisches Gefühl, ich ertrage das nicht.“ Auch wenn die beiden sehr harmonisch und freundschaftlich zusammen sitzen sagen sie: „Der Schein trügt, das ist der Horror, der reinste Überlebenskampf“. Beide haben schon erlebt, wie Menschen sie auf ihrer Platte angreifen wollten. Im Moment, bei der Hitze, sei es relativ ruhig gerade. Dominik Theilmann erinnert sie daran, ordentlich Wasser zu trinken „und nicht nur Klaren“.
Geeiste Flaschen für den heißesten Tag der Woche Weiter geht’s mit dem Rad zu einem Mann, der im Wald lebt. Es ist kühler im Grün, Stoffstücke und Äste schützen die Platte, aber ihr Bewohner ist nicht da. Dominik Theilmann steuert die letzte Station dieses Nachmittags an, den Baseler Platz. Fährt eine kurze Runde durch die kleine Grünanlage. Mit geübtem Blick sieht er Menschen aus der Drogenszene, Reisende, die mit ihrem Gepäck im Schatten auf den Fernbus warten und Wohnungslose, die sich hier aufhalten. Alle sitzen im Schatten, Theilmann muss nicht eingreifen und dreht ab, zurück in das WESER5 Diakoniezentrum. Für seine Runde am nächsten Tag packt er die kleinen Wasserflachen direkt ins Eisfach. Es soll der heißeste Tag der Woche werden: „Da freuen sich die Leute, wenn die Flaschen vereist sind und lange kalt bleiben.“
Das WESER5 Diakoniezentrum, Weserstraße/Ecke Gutleutstraße im Frankfurter Bahnhofsviertel sucht regelmäßig obdachlose Menschen auf, das Frankfurter Stadtgebiet ist zwischen den Hilfsorganisationen aufgeteilt und sie tauschen sich untereinander aus. Das WESER5 Diakoniezentrum freut sich über Spenden von kleinen Sonnencremefläschchen 50ml, 0,5 Liter Wasserflaschen, Kappen und Deos. Der Empfang in der Weserstraße 5 ist rund um die Uhr zur Spendenannahme geöffnet.
Mehr zum WESER5 Diakoniezentrum
Wenn Sie einen Menschen hilflos in der Hitze sehen, können Sie: eine Flasche Wasser verschenken die Menschen auf Augenhöhe ansprechen und fragen, ob sie etwas brauchen Die städtische Hotline für soziale Notlagen anrufen: 069 212 700 70. Den „Hitzebus“ anrufen, Telefon: 069 43 14 14.
ERV-Jahresbericht: Evangelisch, diakonisch, weltoffen – Auf diesem Fundament entsteht Zukunft
Was bewegt Kirche und Diakonie in Frankfurt und Offenbach? Der neue Jahresbericht des Evangelischen Regionalverbands (ERV) gibt Antworten – bunt, berührend und nah an den Menschen. Unter dem Titel „Evangelisch – Diakonisch – Weltoffen“ nimmt der Bericht seine Leserinnen und Leser mit in die vielfältigen Arbeitsfelder des ERV.
Im Mittelpunkt dieses Jahresberichtes: das diakonische Handeln. Auf 80 Seiten erzählen Geschichten von Hoffnung und Zusammenhalt – von geflüchteten Kindern, die in einer Kunstwerkstatt aufblühen, über neue Kitas und Wohnprojekte bis hin zu Menschen, die mit Unterstützung wieder festen Boden unter den Füßen gewinnen.
Mitarbeitende, Ehrenamtliche und großzügige Spenderinnen und Spender – sie alle tragen dazu bei, dass Kirche und Diakonie lebendig und handlungsfähig bleiben. „Evangelisch, diakonisch, weltoffen – mutig, hoffnungsfroh, mitmenschlich und einladend. So verstehen wir uns. Auf diesem Fundament entsteht Zukunft“ schreiben Vorstandsvorsitzender Holger Kamlah und die beiden Geschäftsführer Markus Eisele und Thomas Speck im Jahresbericht. Eine spannende, ermutigende Lektüre.
Der ERV- Jahresbericht 2024: herunterladen oder am Bildschirm lesen.
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