image Musiker Udo Tempel beim Nachbarschaftstreff im WESER5 Diakoniezentrum. (Foto: Christoph Boeckheler)

„Orte wie diesen müsste es viel mehr geben“

Das WESER5 Diakoniezentrum lud erstmals Nachbarn im Bahnhofsviertel ein.

Als Thomas Adam noch Platte machte, war der Eiserne Steg sein fester Bettelplatz. „Ich ging immer direkt auf die Leute zu: ‚mein Name ist Thomas, ich bin Alkoholiker, haste mal ne Mark für mich‘….“ Aufmerksam hören die Besucherinnen und Besucher im WESER5 Tagestreff Thomas Adam und anderen wohnungslosen Menschen zu, die auf dem Podium aus ihrem Leben berichten. Der Schutzmann vor Ort ist ebenso dabei wie die Geschäftsfrau, die immer mal wieder Mäntel als Kleiderspende abgibt und gerne wissen möchte, was WESER5 eigentlich genau macht. Erstmals hatte die Einrichtung des Diakonischen Werkes für Frankfurt und Offenbach Nachbarn aus dem Bahnhofsviertel eingeladen.

„Wir möchten Sie kennenlernen“, sagt Jürgen Mühlfeld, der Leiter von WESER5 zur Begrüßung. Und erzählt von den Anfängen als Wohnheim für Arbeiter aus dem Umland in den 1950er Jahren bis zur Eröffnung des Hauses der Diakonie 1967. 1981 kam die Soziale Beratungsstelle für Männer hinzu: „Wir sind seit mehr als 50 Jahren hier und ein wichtiger Teil des Bahnhofsviertels“, sagt Mühlfeld. Sein Stellvertreter Volker Landgraf wirbt bei den Anwohnern dafür, auch wenn es mal lauter ist oder etwas verunreinigt wird trotzdem Sensibilität für Menschen aufzubringen, die WESER 5 aufsuchen und hier ihren Platz haben.

Wie dringend nötig dieser Ort ist, sagt der ehemalige Obdachlose Thomas Adam: „Einrichtungen wie diese hier gaben mit Halt, sie signalisierten, dass ich etwas wert bin und gaben mir Kraft, nicht wieder rückfällig zu werden und mich selbst wertzuschätzen.“ Thomas Adam arbeitet heute als Stadtführer und spendet den Löwenanteil seiner Gage an WESER5. Auch Musiker Udo Tempel, der Arbeitsstunden im WESER5 Tagestreff ableistet, sagt: „Hier kümmern sie sich richtig um die Menschen, die kaum noch eine Chance im Leben haben. Orte wie diesen müsste es eigentlich viel mehr geben.“

Auch Sandor Horvath aus Ungarn, der am Frankfurter Flughafen lebt und Flaschen sammelt und im WESER5 Tische putzt und aufräumt, findet seit drei Monaten in der Einrichtung im Bahnhofsviertel einen  Anlaufpunkt. Täglich steht er außerdem am Flughafen im Kontakt mit den beiden Streetworkerinnen  Kristina Wesel und Malgorzata Zambron.

Es ist ein behutsames Kennenlernen an diesem Abend. Es gibt Suppe und Käse, beim Essen gibt es Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen. Manche bleiben über Stunden im WESER5 und lernen bei einer Führung durch Tagestreff, Kleiderkammer und Wohnbereich Menschen, die ohne Wohnung leben, mit ganz anderen Augen zu betrachten.

Mehr über das WESER5 Diakoniezentrum erfahren.

Pressekontakt
Susanne Schmidt-Lüer
Tel.: 069 24 75 149 5005
E-Mail: susanne.schmidtlueer@diakonie-frankfurt-offenbach.de


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