image @Uwe Grellneth

Fotoausstellung zu Wohnungslosigkeit von Uwe Grellneth in der Teestube, Gerberstraße 15, in Offenbach.

Mitten unter uns

Teestube der Diakonie in Offenbach zeigt Foto-Serie zu Obdachlosigkeit von Uwe Grellneth

Ein kleiner weißer Stoffhund mit schwarzen Ohren steht neben einer Matraze. Dahinter eine Mauer mit rotem Herz und dem Namen „Anne“. Die Matraze liegt auf einem Stück Pappe gegen die Kälte, obendrauf eine Wolldecke und zusammengelegte warme Kleidung. Es sind kurze Einblicke in ein Leben, die Uwe Grellneth mit seinen Fotografien von Schlafplätzen Obdachloser gibt. Seine Aufnahmen, die 2020 während der Corona-Pandemie in Frankfurt am Main entstanden, sind jetzt in einer Auswahl in der Teestube des Diakonischen Werkes an der Gerberstraße 15 in Offenbach zu sehen.

Überall im Stadtbild gibt es Zeichen von Obdachlosen
Mal ist es eine zusammengeknotete Plastiktasche mit Margariten und Pfingstrosen drauf und der Aufschrift „Du bist So schön“, mal liegen an einem Zaun zwei Kissen und eine Steppdecke, mal schauen aus einer sonnenbeschienen Nische die Beine eines Mannes hervor, der sich dort ausruht.
„Ich bin meist Sonntagmorgens mit der Kamera losgegangen, da können Menschen ohne Obdach länger schlafen, weil die Geschäfte geschlossen sind“, sagt der Künstler Uwe Grellneth. Zeil, Hauptwache, Biebergasse, Alte Mainzer Gasse, Taunusanlage, Mainufer, Große Bockenheimer Straße – wer genau hinschaut, sieht sie überall: Menschen, die keine Bleibe haben, und im Freien übernachten. „Schutzlosigkeit“ spürte Grellneth, aber auch den Versuch, im öffentlichen Raum die Spur einer privaten Sphäre aufzubauen.

Gegensätze werden deutlich
An der Moselstraße liegt jemand, die Strickmütze tief im Gesicht, auf zwei großen Koffern, den Kopf auf einem Kissen, die Hände unter der dünnen Decke. „Sie sind mitten unter uns“, diese Botschaft klingt aus den Fotografien von Uwe Grellneth. Der aus Rumänien stammende Spätaussiedler macht in seinen Bildern immer wieder Gegensätze deutlich. Zum Beispiel, wenn vor einem prächtig dekorierten Schaufenster eine dünne Schaumstoff-Matratze ausgerollt ist, Turnschuhe, Krückstock und Kappe daneben, die Umrisse des Schlafenden unter der Decke gerade so zu erkennen.

Auch in Offenbach gibt es mehr Obdachlose
Die Fotografien des 57-jährigen gelernten Grafikdesigners sind in der Teestube des Sozialdienstes Offenbach Wohnungsnotfallhilfe an einem Ort zu sehen, der Menschen mit schmalem Budget als Treffunkt dient. Hier lassen sie sich beraten, holen kostenlose Backwaren vom Vortag und ihre dort hinterlegte Post. Freizeitangebote wie Spielenachmittage, ein Chor oder Ausflüge gehören zum Konzept. Regelmäßige Ausstellungen ebenfalls. In Offenbach gibt es rund 500 Menschen ohne Wohnung, die untergebracht sind. „Bei uns im Straßenbild sind nicht so viele Obdachlose zu sehen wie in Frankfurt, aber es sind mehr geworden“, sagt Sozialarbeiterin Jutta Hilscher, die die Ausstellungen in der Teestube organisiert. Die Fotos werfen ein Licht auf diejenigen, die auf der Straße leben, wer genau hinschaut, kann sie sehen.

„Wohnungslos I & Wohnungslos II“ ist bis Ende März in der Teestube des Sozialdienstes Offenbach Wohnungsnotfallhilfe an der Gerberstraße 15 zu den Öffnungszeiten montags bis freitags von 9.30-15.30 Uhr zu sehen. Maximal dürfen sich neun Personen gleichzeitig in der Teestube aufhalten, eine FFP2-Maske muss getragen werden. Kontakt: jutta.hilscher@diakonie-frankfurt-offenbach.de
www.grellneth.net


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