Juli

„Kämpfen wie eine Wildsau“

Wenn Cornelia Busweiler lacht, klingt das nach Entschlossenheit. 69 Jahre alt, 20 davon auf der Straße in Frankfurt – und trotzdem voller Energie. Sie hat gesehen, wie viele aufgaben, „sich zu Tode gesoffen haben“, wie sie sagt. Sie selbst hörte vor 14 Jahren auf zu trinken – ohne Therapie, ohne Plan. Nur mit sich selbst als Antrieb. „Ich selber“, antwortet sie knapp auf die Frage, woher sie die Hoffnung nahm. Sie ging einfach „gradaus“.

Heute lebt sie in einer bescheidenen Wohnung und von einer kleinen Witwenrente, die kaum reicht. Eine unerwartete Erbschaft könnte bald etwas Luft schaffen. Darüber freut sie sich. Doch Geld bedeutet ihr weniger als Gemeinschaft: Im Diakonie-Tagestreff „Weser 5“ ist sie jeden Tag zu finden und gilt vielen als „gute Seele“ des Betriebs. Da, wo sie einst Hilfe suchte, hilft sie heute selbst. Sie hört zu, gibt Rat und spendet Zuversicht. „Ich bin happy, wenn jemand zu mir kommt“, sagt sie.

Auch körperlich hat sie sich zurückgekämpft. Neun Jahre war der Rollator ihr ständiger Begleiter – bis sie ihn kurzerhand „in die Ecke stellte“. Der Arzt hatte grünes Licht gegeben. Jetzt läuft sie wieder, schnell, sehr schnell, so dass sie im Weser5 den Spitznamen „Speedy Gonzales“ bekam.

Ihre Haltung zur Welt ist klar, kantig, direkt. Machtmenschen, so sagt sie, interessierten sich nur für sich selbst. Über Krieg und Politik könnte sie sich „stundenlang aufregen“. Stattdessen schaut sie lieber Dokus über Pyramiden und Ausgrabungen. Für Archäologie kann sie sich begeistern.

Nach dem Tod ihres Mannes, der mit ihr auf der Straße gelebt hatte und später eine Stelle im Weser5 fand, lernte sie in einer Tagesklinik, auch an sich selbst zu denken. „Ich hab mich früher nie gefragt, was ich will.“ Heute tut sie es. Sie achtet auf ihr Äußeres, motiviert andere, kämpft für sich und ist der lebendige Beweis, dass es lohnt, nicht aufzugeben: „Für seine Hoffnung muss man kämpfen wie eine Wildsau.“ Ein typischer Konni-Satz.

Zwei Frauen, Mutter und Tochter, die sie begleitete, rühren sie noch immer: „Dass die zwei ihr Leben wieder hingekriegt haben – das war richtig toll. Herzergreifend.“ Energisch, aber mit Herz – das ist Konni Busweiler: „Was nützen 1000 Volt im Kopf, wenn im Herzen kein Lämpchen brennt.“ Bei ihr, das spürt man sofort, brennt es hell.

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