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Festakt in der Frankfurter Paulskirche

Mit einem Festakt in der Frankfurter Paulskirche feiert die Diakonie der Evangelischen Kirche in Frankfurt am Main am 1. Oktober 2010 ihr 100-jähriges Jubiläum. Den Festvortrag zum Thema „Solidarität und Demokratie“ hält Staatsminister a.D. Prof. Dr. Julian Nida-Rümelin. An der Veranstaltung teil nehmen auch der Kirchenpräsident der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN), Dr. Volker Jung, der Präsident des Hessischen Landtages, Norbert Kartmann, sowie der Stadtkämmerer und Kirchendezernent der Stadt Frankfurt, Uwe Becker. Zudem die Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt am Main, Pfarrerin Esther Gebhardt, der Leiter des Diakonischen Werkes für Frankfurt am Main, Pfarrer Dr. Michael Frase und der Leiter des Fachbereichs I: Beratung, Bildung, Jugend, Pfarrer Jürgen Mattis. Literarische und dokumentarische Texte „Frankfurt um 1910“ trägt der bekannte Schauspieler Michael Quast vor; für den musikalischen Rahmen sorgt das Festival Orchester Frankfurt unter der Leitung von Prof. Vladislav Brunner. Der frühere Kulturstaatsminister Julian Nida-Rümelin ruft in seinem Vortrag zu mehr bürgerschaftlichem Engagement auf. Zwei Weltkriege und die Zeit des Nationalsozialismus hätten das hoch entwickelte Stiftungswesen im Bürgertum des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhunderts ausradiert. Dies gelte es, wiederzubeleben. EKHN-Kirchenpräsident Dr. Volker Jung plädiert für eine Neuorientierung in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Das Prinzip des „Schneller – Höher – Weiter“ müsse ersetzt werden durch das Prinzip des „Anders – Besser – Weniger“. Dadurch könnten Lebensqualität gewonnen, weltweit Frieden und Gerechtigkeit gefördert und Armut bekämpft worden. Jung würdigt die Frankfurter Diakonie als „wichtiges Markenzeichen gelebten evangelischen Glaubens in der Stadtgesellschaft“. Mit ihren vielfältigen Angeboten etwa in der Kinder-, Jugend- und interkulturellen Arbeit zeige sie, „dass sie mitten im Leben steht und ganz nahe bei den Menschen ist“. Diakonie in Frankfurt, das war von Anfang an etwas Besonderes und in Deutschland Einzigartiges. Denn die Arbeit wurde nicht über Vereine oder andere Träger außerhalb der Kirche organisiert, sondern sie ist bis heute Teil der verfassten Kirche, Teil des Evangelischen Regionalverbandes, zu dem sich Frankfurter Gemeinden und Dekanate zusammengeschlossen haben. Als im Jahr 1910 Armut in der Stadt herrschte, 80 Prozent der Bürgerinnen und Bürger als arm oder minderbemittelt galten, sah sich die evangelische Kirche in Frankfurt in der Pflicht und handelte: Die Frankfurter Bezirkssynode machte im November 1910 Nägel mit Köpfen und es „wurden die Mittel zur Annahme eines männlichen und eines weiblichen Berufsarbeiters bewilligt und ein ständiger Fürsorgeausschuss eingesetzt“. Das war die Geburtsstunde der Diakonie in Frankfurt.


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