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Foto: Peter Weidemann

25 Jahre Menschlichkeit am Flughafen, oder: Woher nur Papayas nehmen?

Der Kirchliche Sozialdienst für Passagiere feierte sein 25-Jähriges mit einem Festakt

Ein Vierteljahrhundert Einsatz am Frankfurter Flughafen – aber niemals abgehoben, immer bodenständig geblieben und damit den Menschen nah: Der Kirchliche Sozialdienst für Passagiere des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt und Offenbach (ERV) feierte heute sein 25-jähriges Jubiläum.

Der Festakt zeigte, welch wichtige Rolle der Sozialdienst spielt. Vertreter des Auswärtigen Amtes, von Konsulaten, des Flughafenbetreibers Fraport, der Stadt Frankfurt und der Kirchen fanden sich zusammen, um den Dienst zu würdigen. Denn seit einem Vierteljahrhundert sorgt das Team aus Haupt- und Ehrenamtlichen dafür, dass Reisende in schwierigen Momenten nicht allein bleiben – mit Herz, Verstand und Tatkraft.

Vom Hilferuf zum Herzensprojekt
Alles begann 1972 mit einem Brief: Fraport bat die Diakonie um Unterstützung, weil man am Flughafen immer wieder auf Situationen stieß, „die auch beim besten Willen nicht allein vom Personal der Luftverkehrsgesellschaften zu lösen sind“. Daraus entstand 1975 der Flughafen-Sozialdienst von Diakonie und Caritas, der Reisenden, Geflüchteten und Menschen ohne Unterkunft half. Im Jahr 2000 wurde daraus schließlich der Kirchliche Sozialdienst für Passagiere – bis heute eine feste Anlaufstelle für Menschen in Notlagen.

Julia Kranenberg, Vorstandsmitglied der Fraport AG, erinnerte in ihrem Grußwort an die Anfänge und betonte, dass dieser Dienst „Erfahrung, Fingerspitzengefühl und eine gehörige Portion Menschenkenntnis“ erfordere. Und er geschehe „mitten unter uns und doch oftmals unbemerkt von der breiten Masse.“ Dafür sei man dankbar.

Diakoniepfarrer Markus würdigte den diakonischen Charakter des Sozialdienstes. Täglich würden sich am Frankfurter Flughafen die Wege von 200.000 Menschen kreuzen – Reisende, Rückkehrende, Gestrandete, Geflüchtete. „Und mittendrin: der Kirchliche Sozialdienst.“ „Sie schenken Zeit, Geduld, Empathie – und sie verkörpern, was diakonische Arbeit ausmacht: Hinschauen, wo andere vorbeigehen. Helfen, wo andere wegsehen. Zuhören, wo andere weiterhetzen.“

Talkrunde mit (v.l. Daniel Moddelmogg von der Bahnhofsmission Frankfurt, Susanne Schmidt-Lüer als Moderatorin, Simone Roßbach, Leiterin des Kirchlichen Sozialdienstes, und Iris Deiber vom Jugend- und Sozialamt der Stadt Frankfurt.

Talkrunde mit (v.l.) Daniel Moddelmog von der Bahnhofsmission Frankfurt, Susanne Schmidt-Lüer als Moderatorin, Simone Roßbach, Leiterin des Kirchlichen Sozialdienstes, und Iris Deiber vom Jugend- und Sozialamt der Stadt Frankfurt. (Foto: Peter Weidemann)

Nähe in turbulenten Momenten
Wie viel Menschlichkeit in dieser Arbeit steckt, wurde auch in der Talkrunde des Festaktes deutlich, als Simone Roßbach, Leiterin des Kirchlichen Sozialdienstes, und Iris Deiber vom Jugend- und Sozialamt der Stadt Frankfurt, einem Kooperationspartner des Dienstes, zwei Geschichten erzählten, die das Herz berührten und gleichzeitig zum Schmunzeln brachten.

Simone Roßbach berichtete von einem 102-jährigen Passagier, der nach einem kleinen Missgeschick seinen Flug verpasst hatte. Aufgebracht und enttäuscht kam er zum Sozialdienst – wo er nicht nur Hilfe, sondern auch Gesellschaft fand. Während seine Reise neu organisiert wurde, plauderte der rüstige Herr mit den jungen Kolleginnen, erzählte von seinem langen Leben – und lud am Ende alle spontan nach Tel Aviv ein. „Gut, dass wir an dem Tag nur einen Passagier hatten“, schmunzelte Roßbach, „für einen zweiten hätten wir kaum Zeit gehabt.“

Auch Iris Deiber hatte eine Anekdote mitgebracht, die deutlich machte, dass Hilfe manchmal sehr ungewöhnliche Formen annehmen kann. Eine ältere Dame war nach langer Zeit aus Costa Rica nach Deutschland zurückgekehrt – mit schlechtem Zahnstatus und einer klaren Ansage: Sie könne deshalb nur Papayas essen. „Da standen wir erstmal ratlos da“, erzählte Deiber. In welcher Unterkunft mit ausreichend Papayas sollte man sie nur unterbringen? Aber weil Hilfe auch in diesem Fall großgeschrieben wurde, fand sich eine Lösung. Inzwischen ist die Dame wieder zahnfest – und isst längst mehr als nur tropische Früchte.

Sabine Meck (3. v.r.) dankt und ehrt die ehrenamtlichen Mitarbeitenden mit einer Urkunde, Blume und einem Geschenk

Sabine Meck (3. li.) dankt und ehrt die ehrenamtlichen Mitarbeitenden mit einer Urkunde, Blume und einem Geschenk. (Foto: Peter Weidemann)

Ein starkes Team aus Haupt- und Ehrenamt
Der Kirchliche Sozialdienst lebt vom Engagement seiner Mitarbeitenden – fünf Hauptamtliche und 14 Ehrenamtliche bilden das Herz des Teams. Ohne die Ehrenamtlichen ginge wenig. Sabine Meck, kommissarische Geschäftsführerin des Fachbereichs Diakonie und Seelsorge, hob darum hervor: Dieser ehrenamtliche Dienst ist „alles andere als selbstverständlich und gerade deshalb so wertvoll.“ Die Ehrenamtlichen würden ihn zu dem machen, was er ist: „Menschlich, hilfsbereit, herzlich.“

Als Zeichen der Wertschätzung erhielten die drei Frauen und elf Männer beim Jubiläum eine Dankesurkunde, eine Blume und ein Buchgeschenk – Symbole für Mitgefühl, Wachstum und Geschichten, die weitergehen. Denn am Flughafen gibt es immer neue Begegnungen, Herausforderungen und Herzensmomente – und der Kirchliche Sozialdienst sorgt dafür, dass kein Mensch dabei aus dem Blick gerät.

Die Engel vom Frankfurter Flughafen


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