image Foto: Susanne Schmidt-Lüer

Besser zusammen als allein: Gelungener Auftakt beim Offenen Mittagstisch in Fechenheim.

Es ist schon schöner als Daheim allein

Viele Gäste beim ersten Offenen Mittagstisch der Diakonie in Fechenheim

Vier Frauen sitzen in der Sonne im Garten der Evangelischen Kirchengemeinde Fechenheim. Sie freuen sich schon auf den Offenen Mittagstisch, der in wenigen Minuten im modernen hellen Saal der Kirchengemeinde starten wird. Lachen dringt nach draußen, an den Tischen sitzen bereits die ersten Gäste. Marianne Lustig trägt Blumen in schmalen Glasväschen auf die Tische. Sie engagiert sich vielfältig in der Evangelischen Kirchengemeinde Fechenheim, unterhält sich hier und da mit den Gästen beim Tischeschmücken.
Hinterm Tresen füllen Julia Stahl und ihr Team vom kirchlichen Caterer Martha‘s Finest Blumenkohlsuppe in Teller, bringen sie an die inzwischen vollbesetzten Tische. „Hmm, lecker“, eine Frau taucht ihren Löffel genüsslich ein, der Mann neben ihr hat seinen Teller bereits blitzeblank leergegessen und wartet nun auf den Hauptgang: Geschmorte Rinderbrust mit Meerrettichsauce und Salzkartoffeln. Alles zusammen für ein Entgelt von 3,50 Euro.

Marianne Lustig liebt Blumen. Foto: Susanne Schmidt-Lüer

Leckeres Essen
„Es ist ein sehr schöner Rahmen“, erzählt eine 78-jährige Dame, die mit Bekannten zusammensitzt. Sie kocht zuhause noch selbst, „aber das Essen hier ist eine Abwechslung und wenn wir älter werden, sind wir eventuell noch mehr darauf angewiesen.“
Ihre Tischnachbarin ergänzt: „Es ist etwas Anderes, mit anderen zusammen zu essen, als zuhause allein.“ Der Offene Mittagstisch der Diakonie Frankfurt und Offenbach, der Mitte Mai seinen Auftakt im Evangelischen Gemeindehaus an der Pfortenstraße 4 hatte, „war bei uns d a s Gesprächsthema“, sagt Naoual Alyarrudi vom Begegnungs- und Servicezentrum des Frankfurter Verbandes in Fechenheim. Auch Bewohnerinnen der betreuten Wohnanlage in Fechenheim sind unter den Gästen: „Solange wir noch laufen können, können wir kommen,“ sagt eine 82-Jährige, „es ist schon schöner als daheim allein.“

Ins Gespräch kommen beim Essen. Foto: Sarah Charlotte Krämer

Fröhliche Gesichter
„Menschen zusammenzubringen, damit sie ins Gespräch miteinander kommen ist die beste Prävention“, sagt Gabi Daniel, Vorsitzende des Regionalrats in Fechenheim. Sie schaut auf die fröhlichen Gesichter an den Tischen: „Das ist hier wie früher in den Volksküchen, wo gemeinsam gekocht und gegessen wurde.“ Und sie weiß: „Ältere essen weniger, wenn sie alleine sind.“ In Fechenheim, wo viele Menschen mit Benachteiligungen leben, „kämpfen wir an ganz vielen Baustellen“, sagt Gabi Daniel. Ivana Ćirović stellt Wasserflaschen und Gläser auf die Tische. Sie ist in der Jugendhilfe in der Schule am Mainbogen tätig und hat sich spontan als ehrenamtliche Helferin für den Offenen Mittagstisch gemeldet. Sie möchte auch Schülerinnen und Schüler einbeziehen, damit sie sich beim Offenen Mittagtisch engagieren können: „Ihr Selbstwertgefühl liegt zum Teil unter null, sie haben schlechte Mathenoten und sagen ‚keiner will mich‘“. Die Sozialpädagogin ist überzeugt, dass es den Jugendlichen guttun wird, beim Offenen Mittagstisch mitzuhelfen.

Dank an die Stiftungen
Auch Pfarrer Arne Zick ist überwältigt über die große Resonanz: „Es ist wunderbar, dass so viele Menschen da sind.“ Zick dankt ausdrücklich den Stiftungen, die den Offenen Mittagstisch unterstützen, es sind die Otto Georg-Dinges-Stiftung, die Carls Stiftung und die Evangelische Zukunftsstiftung Frankfurt und Offenbach.
„Wo ist denn hier der Kassentisch“, fragt eine Frau und legt abgezählt den Betrag von 3,50 Euro auf den Tresen. „Es war sehr, sehr gut, ein großes Lob der Küche“, sagt eine weißhaarige Dame und erzählt, dass sie bald 90 wird. Julia Stahl, Geschäftsführerin des kirchlichen Caterers Martha’s Finest lächelt sie an: „Es freut uns, hier zu sein, wir finden es sehr wichtig, dass Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Alters zusammensitzen. Gerade für Ältere, die nicht mehr viel rauskommen, ist solch ein Ort wichtig.“ Stahl und ihr Team haben an diesem Tag mehr als 60 Essen rausgegeben, Martha‘s Finest kocht und beliefert den Offenen Mittagstisch zum Selbstkostenpreis, macht also keinen Verdienst.
Ab sofort gibt es den Offenen Mittagstisch immer donnerstags von 12-14 Uhr an der Pfortenstraße 4 in der Evangelischen Kirchengemeinde. Und am Mittwoch, 4. Juni startet der Offene Mittagstisch außerdem im Riederwald, ab dann immer mittwochs von 12-14 Uhr im Gemeindesaal des Kirchorts Heilig Geist, Schäfflestraße 19. An jedem 2. Mittwoch des Monats gibt es den preiswerten leckeren Mittagstisch nicht an der Schäfflestraße, sondern Am Erlenbruch 26, im Begegnungszentrum des Frankfurter Verbandes für Alten- und Behindertenhilfe.

Nähere Informationen, auch für Ehrenamtliche, die sich beim Offenen Mittagstisch in Fechenheim oder im Riederwald engagieren möchten gibt es bei Pfarrer Arne Zick, arne-zick@ekhn.de und Telefon 069 40 89 44 65.


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