image Foto: Susanne Schmidt-Lüer

Die hessische Sozialministerin Heike Hofmann (rechts) im Gespräch mit Diakoniepfarrer Markus Eisele (li) und Leiter:innen der Wohnungslosenhilfe der Diakonie Frankfurt und Offenbach.

Respekt für die Arbeit mit wohnungslosen Menschen

Sozialministerin Heike Hofmann besucht die Diakonie Frankfurt und Offenbach

Heike Hofmann öffnet die Tür, um das Badezimmer anzuschauen. Die Hessische Ministerin für Arbeit, Integration, Jugend und Soziales ist Ende Mai zu Gast bei der Diakonie Frankfurt und Offenbach und besucht gerade Lea –Wohnen für Frauen. Die 38 Apartments für wohnungslose Frauen liegen in der Nähe der Konstablerwache. Leiterin Mehri Farzan berichtet ihr von Frauen, die sich nach jahrelanger Partnerschaft trennen möchten und bei Lea unterkommen, zum Beispiel von einer 70-Jährigen, die nach 40 Jahren Ehe sagt: „Ich kann nicht mehr.“ Bei Lea wohnt sie nun, gefördert vom Landeswohlfahrtsverband, für zwei Jahre in einem möblierten Apartment mit Küche und Bad, das Büro der Sozialarbeiterinnen ist nah. „Wir haben Frauen aus allen Schichten, auch eine promovierte Frau wohnt hier“, sagt Farzan. Lea wurde 2021 eröffnet, „eine einzigartige Einrichtung“, sagt Diakoniepfarrer Markus Eisele, der die Ministerin und ihren Grundsatzreferenten Eberhard Pausch begrüßte.

Statt Arbeit in die Obdachlosigkeit
Beim anschließenden Gespräch in der Diakonie an der Kurt-Schumacher-Straße erfährt die Ministerin, wo bei den diakonischen Einrichtungen für wohnungslose Menschen in Frankfurt und Offenbach der Schuh drückt. Henning Funk, Leiter des WESER5 Diakoniezentrums im Frankfurter Bahnhofsviertel sagt, dass zunehmend Menschen ohne Anspruch auf Sozialleistungen kämen: „Wir bräuchten spezialisierte Stellen für deren Beratung.“ Und er ergänzt, dass Familien aus Osteuropa in Frankfurt auf Arbeit hoffen, aber aufgrund fehlender Deutschkenntnisse den Weg in die Arbeitswelt nicht finden. „Wir müssten sie sofort beraten, damit sie gar nicht erst in die Spirale Obdachlosigkeit und Sucht geraten.“ Diakoniepfarrer Markus Eisele gibt der Ministerin mit auf den Weg, darüber nachzudenken, ob Stadt und Land hier gemeinsam ein Pilotprojekt starten könnten. Die Ministerin antwortet, dass eine Sofortberatung als Pilotprojekt überlegt wurde, allerdings auch mit Blick auf eine Hilfestellung zur Rückkehr von Personen, die sich von Deutschland offenbar völlig unrealistische Dinge erhofften.

Ich muss morgen ausziehen
Von zwei Welten, die sich direkt jenseits der Stadtgrenze zu Offenbach auftun, berichtet Thomas Quiring, der das diakonische Zentrum für Wohnungslose in Offenbach leitet. „Es fehlt bezahlbarer Wohnraum. Viele Frankfurter ziehen nach Offenbach, aber wo sollen dann die Offenbacher:innen hin? Wir erhalten viele Anrufe in unserer Fachberatung, die Leute sagen uns: ‘Ich muss Morgen ausziehen‘.“

464 Gäste pro Tag in der Bahnhofsmission
Markus Eisele berichtet der Ministerin von der Bahnhofsmission Frankfurt, die Diakonie und Caritas gemeinsam tragen. 464 Gäste kommen dort pro Tag. Finanziert wird die Arbeit überwiegend aus Kirchensteuermitteln, sie liegen in einem hohen sechsstelligen Bereich. „Die Kosten steigen bei gleichzeitig gedeckelten Zuschüssen der Stadt.“ Auch wegen sinkender Mittel der Kirchen fordert Eisele Unterstützung auf Bundesebene: „Wenn wir es nicht in den Griff kriegen, fallen uns ganze Kettenglieder aus dem Sozialsystem raus.“ Ministerin Heike Hofmann zollt der geschilderten Arbeit „Respekt“ und nennt es einen „großen Fehler“, das eine Vermögens- und Erbschaftssteuer nicht Gegenstand des Koalitionsvertrages auf Bundesebene waren. Sie verspricht, an den empfangenen Impulsen weiterzuarbeiten und sie wird wiederkommen: „Wir bleiben im Kontakt.“


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